Die Journalistin Ingrid Müller-Münch hat kürzlich ihr Buch "Die geprügelte Generation" herausgebracht. Zum Buch hat sie auch eine eigene Homepage aufgebaut: http://gepruegelte-generation.de
Das Buch bringt für Menschen, die sich tief mit der Materie befassen, nicht sehr viel Neues. (Auf das für mich Neue werde ich noch eingehen) Die Zielgruppe ist aber auch eine andere, es sollen ja eben gerade die angesprochen werden, die bisher weggeschaut haben. Und dies schafft das Buch in sehr klarer und beeindruckender Weise. Es bestätigt aber auch die eigene Wahrnehmung und macht auch Türen auf, z.B. zu politischen Entwicklungen oder Gewaltverhalten als Folge eigener Gewalterfahrungen.
Das Neue und Wichtige an dem Buch ist vor allem das, was der Titel aussagt. Es geht um die Bewusstwerdung dessen, dass Gewalt gegen Kinder in Deutschland ganz normal war, Alltag und nicht-geschlagene Kinder die Ausnahme waren. Darüber muss aufgeklärt und gesprochen werden. Und dieses Buch ist ein sehr guter Anstoss dazu. Die Autorin hat durch ihre Arbeit dazu auch noch viele Möglichkeiten und Kontakte, um das Buch bekannt zu machen und schon jetzt häufen sich die Interviews mit ihr.
Müller-Münch ist nach eigenen Angaben bewusst, dass auch vor den 50er und 60er Jahren Gewalt gegen Kinder normal war. (In ihrem Buch ist sie auch auf die Arbeit von Lloyd deMause eingegangen) "Ich arbeite mit diesem Generationsbegriff, weil wir die letzte noch aktiv im Leben stehende Generation sind, bei der das Prügeln und Schlagen in der Kindheit normal war. Freilich wurden die Kinder auch davor geschlagen, die Geschichte der Prügelstrafe ist ja uralt." (Welt Online, 08.03.2012)
Wir wachen hierzulande wirklich immer mehr auf, wir schauen zurück und sehen überall Gewalt gegen Kinder, heute, wo immer weniger Gewalt gegen Kinder in Deutschland herrscht (siehe auch meinen vorherigen Beitrag), werden die Menschen es immer mehr wagen, zurück in die Geschichte auf diese Kindheitsalpträume zu schauen. Wir werden die Geschichte der Menschheit dadurch immer besser verstehen lernen und wir werden auch verstehen, warum wir heute immer friedlicher und demokratischer werden.
Donnerstag, 8. März 2012
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2 Kommentare:
Hallo Herr Fuchs,
über die Internetseite zu dem besagten Buch von Frau Müller-Münch bin ich auf Ihre sehr interessante - und ja, auch wichtige (wie ich persönlich finde) - Internetseite gekommen.
Gern möchte ich Ihnen hiermit ein ganz dickes Lob für die von Ihnen hier auf dieser Seite bereitgestellten wertvollen Informationen aussprechen.
Zwar habe ich alle Bücher von Alice Miller gelesen, dennoch habe ich hier auf Ihrer Seite neue Informationen erhalten.
Die Bücher von Arno Gruen hatte ich zwar stets im Hinterkopf, aber jetzt werde ich mir doch einmal das Buch 'Der Fremde in uns' zulegen. Das Gleiche gilt für das Buch 'Das emotionale Leben der Nationen' von Lloyd deMause.
Zur Zeit habe ich Resturlaub vom letzten Jahr, und kann gar nicht aufhören, auf Ihrer Seite zu lesen.
Aufklärung über und das Stoppen von Gewalt ist auch für mich ein sehr wichtiges Thema.
Nochmals herzlichen Dank für die interessanten und wichtigen Informationen.
Grüße
"Ines" (weil ich früher selbst von elterlicher Gewalt betroffen war, möchte ich meinen richtigen Namen nicht nennen, sondern nur den meiner Barbie-Puppe, die ich als Zehnjährige hatte)
Hallo Ines,
herzlichen Dank für die positive Kritik! Gruen und deMause muss man wirklich lesen, sie beantworten sehr viele Fragen.
Viele Grüße
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