Montag, 5. März 2012

Geboren 2012 = weitgehend gewaltfreies Aufwachsen, zumindest in Deutschland

Die aktuelle ZEIT Serie „Geboren 2012“ fragt nach der Zukunft in Deutschland und geht dabei mehreren Themenfeldern nach. Wie sieht das Leben in 30 bis 40 Jahren aus? In Anlehnung an diese Serie gehe ich auf das hier im Bog wohl bekannte Thema ein, dessen sich die ZEIT und ZukunftsforscherInnen i.d.R. nicht widmen.

2012 in Deutschland geboren zu sein, bedeutet mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine relativ glückliche und vor allem auch gewaltfreie Kindheit. Es ist noch nicht lange her, dass diejenigen, von denen ein Kind eigentlich Liebe, Fürsorge, Vorbild und Schutz erwarten darf, die größten Feinde und Aggressoren waren. Noch Mitte der 60er Jahre galten Schläge bei 80 bis 85 Prozent aller deutschen Eltern als notwendiges Erziehungsmittel. Jedes dritte Kind wurde mit einem Stock verprügelt, vor 1939 war es sogar jedes zweite. (vgl. DER SPIEGEL, 22.04.1963) Schon heute sieht das Bild spektakulär anders aus. In den Jahren 2007 und 2008 wurden insgesamt 44.610 Schüler (Durchschnittsalter ca. 15 Jahre) durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen befragt. (vgl. Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen 2009, S. 51ff) Ergebnis: 42,1 % der Befragten berichteten über keinerlei gewalttätige, körperliche Übergriffe der Eltern. 42,7 % erlebten leichte körperliche Gewalt. Insgesamt 15,3 % der Befragten geben an, vor ihrem zwölften Lebensjahr schwerer Gewalt durch Elternteile ausgesetzt gewesen zu sein. Wir bewegen uns also auf eine Gesellschaft zu, in der die Mehrheit der Menschen als Kind keine elterliche Körpergewalt erlebt haben wird; ein Gesellschaftszustand, den unser Land bisher nicht kannte und der als geradezu bahnbrechend bezeichnet werden muss. Diese befragten Schüler werden im Jahr 2022/2023 ca. 30 Jahre alt sein und dann beginnen, gesellschaftliche Positionen einzunehmen und zu gestalten.

Schon jetzt ist also belegt, dass 2022/2023 die Mehrheit der jungen Leistungsbringer nicht oder selten bzw. leichte Formen von körperlicher Elterngewalt erlebt haben wird. (Siehe ergänzend auch Gewalt-Studie für die Zeitschrift "Eltern") Nun gibt es auch andere Formen der Gewalt, die weniger sichtbar sind, aber nicht minder folgenreich: Psychische Gewalt und Vernachlässigung. Trotzdem glaube ich, dass die körperliche Gewalt ein gewaltiges Indiz dafür ist, wie auch der sonstige Umgang mit Kindern aussieht. Wer Kinder schlägt, wird diese i.d.R. auch vernachlässigen und emotional bedrohen. Wer Kinder nicht schlägt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in anderen Gebieten eher auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, nicht emotional gewalttätig sein usw.

2012 geboren sein, das bedeutet auch (vor allem für Mädchen), dass die meisten Kinder keinen sexuellen Missbrauch erleben werden. Das KFN hat Zahlen aus einer großen Befragung aus dem Jahr 2011 veröffentlicht. So haben die heute weiblichen 31 bis 40-jährigen der aktuellen Untersuchung bis zu ihrem 16. Lebensjahr zu 8,0% einen Missbrauch mit Körperkontakt erlitten, die 21 bis 30-jährigen zu 6,4%, die 16 bis 20-jährigen dagegen nur zu 2,4%. Bei den Männern lauten die Vergleichsquoten 1,8%, 1,1% und 0,6%. (vgl. Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen 2011, S. 40)

Wer sich vertiefend mit der Geschichte der Kindheit befassen will, muss vor allem die berühmte Studie „Hört ihr die Kinder weinen. Eine psychogenetische Geschichte der Kindheit.“ herausgegeben von dem Psychohistoriker Lloyd deMause lesen. Der meist zitierte Satz aus diesem Buch lautet: "Die Geschichte der Kindheit ist ein Alptraum, aus dem wir gerade erst erwachen." Dieser Geschichte muss man sich erst einmal bewusst werden, um zu erkennen, dass es Kindern in unseren Breitengraden noch nie so gut erging wie heute. Letztlich gehen sämtliche Zahlen im historischen Rückblick auf die 100 % zu, für die Bereiche Miterleben vom Tod eines Geschwisterkindes (dabei auch oft durch die Eltern verursacht oder gezielt ermordet), körperlicher und seelischer Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch. Eine Umfrage aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ergab z.B., dass 100 % der amerikanischen Kinder mit einem Stock, einer Peitsche oder einer anderen Waffe geschlagen wurden. (vgl. Pinker 2011: 636) Wenn vor 1939 in Deutschland noch jedes zweite Kind mit einem Gegenstand geschlagen wurde (siehe oben), dann wird in den Jahrzehnten und Jahrhunderten davor diese Zahl bei 100 % gelegen haben. Ähnlich wird es mit den anderen Gewaltformen gegen Kinder ausgesehen haben, das zeigen vor allem auch psychohistorische Studien.

Wenn man nun die o.g. Trends bzgl. des Rückganges der Gewalt gegen Kinder weiterdenkt und dabei mit einbezieht, dass wieder ca. 20 Jahre zwischen den 2012 geborenen und den oben untersuchten Schülern bzw. 16-20jähren aus der Missbrauchsstudie liegen, dann kommt man zu dem Schluss, dass die 2012 geborenen die voraussichtlich glücklichsten und gewaltfreisten Kindheiten durchlaufen werden, die unser Land bisher je gesehen hat. In 30 bis 40 Jahren, also 2042/2052, werden diese 2012 geboren als geballte Mehrheit die Gesellschaft durchdringen. Diese Generation wird kaum Kindheitsalpträume kennen, sie werden fast alle nicht sexuell missbraucht worden sein, die wenigsten von ihnen werden schwer körperlich misshandelt worden sein, die allermeisten werden sogar nicht eine einzige Form von körperlicher Elterngewalt erlebt haben. Die große Mehrheit wird also nicht an den bekannten Folgen der Gewalt gegen Kinder leiden. Dies ist absolut bahnbrechend! Die Menschen werden folglich immer emotional gesünder, (innerlich) freier, weniger ängstlich, toleranter, selbstbewusster, flexibler, friedlicher usw. werden und alle möglichen Feindbilder in den Abfallberg der Geschichte schmeißen, weil sich die Kindheiten hierzulande so rasant entwickeln. (Was bisher öffentlich leider kaum wahrgenommen wird) 2012 wird ein tolles Jahr, zumindest für unsere Region.

Was hierzulande bahnbrechend verläuft, verläuft leider in vielen anderen Regionen auf dieser Welt ziemlich schleppend (inkl. in so mächtigen Ländern wie den USA). Insofern muss das Ziel sein, den weltweiten Kinderschutz gezielt voranzutreiben, mit erheblich viel mehr Mitteln, als dies bisher geschieht. Dies wird um so effektiver geschehen, wenn den Verantwortlichen bewusst wird, wie sehr die Kindheit eine Gesellschaft beeinflusst und wie entsprechend dringlich den Kindern geholfen werden muss.

Nachtrag: Siehe ergänzend auch unbedingt Gewalt gegen Kinder in Deutschland in Zahlen. 1910 bis Heute


Quellen:

DER SPIEGEL, 22.04.1964, Nr, 17: „Züchtigung durch Mutter“; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46174518.html

Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen 2009: Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt. (Forschungsbericht Nr. 107) Hannover; http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/fb107.pdf

Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen 2011: Erster Forschungsbericht zur Repräsentativbefragung Sexueller Missbrauch 2011. Hannover; http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/fb1semissbr2011.pdf

Pinker, S. (2011): Eine neue Geschichte der Menschheit. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main.

22 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Einspruch Euer Ehren: Das hier ("Wer Kinder nicht schlägt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in anderen Gebieten eher auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, nicht emotional gewalttätig sein usw.") glaube ich nicht. In den 80er-Jahren habe ich mal gelesen, dass Schläge als Erziehungsmittel zwar nicht mehr oft vorkommen (war ja auch schon verboten, soweit ich weiß), viele Eltern aber stattdessen auf andere Mittel, wie z. B. Liebesentzug, zurückgreifen.

So habe ich das selbst auch erlebt. Meine ältesten Geschwister wurden geschlagen, ich nicht mehr. Nur weil das gesellschaftliche Klima sich gewandelt hatte, denke ich. Viel Verständnis hatte meine Mutter für mich und meine Schwester trotzdem nicht, also musste sie psychischen Druck ausüben, um uns zu "erziehen". Und das kam mit Sicherheit in vielen Familien so vor.

Aber ich denke schon, dass es auch in Bezug auf emotionalen Druck starke - positive! - Veränderungen gibt. Insoweit haben Sie recht. Ob das wirklich jetzt schon in den meisten Familien der Fall ist, kann ich nicht beurteilen. Aber die Trend geht in diese Richtung - glücklicherweise.

Sven Fuchs hat gesagt…

Den Einspruch kann ich nachvollziehen. Ich habe selbst überlegt, wie ich diesen von dir kritisierten Satz denn nun formulieren soll, da er natürlich zur Kritik einlädt. Naja… Aber arbeiten wir uns einfach mal weiter ab:

Jegliches körperliches Züchtigungsrecht ist hierzulande erst im Jahr 2000 gesetzlich verboten worden. Davor waren „Züchtigungen“ (nicht aber Misshandlung) erlaubt.

Alles, was ich bisher zum Thema gelesen oder auch selbst gehört/gesehen habe zeigt mir, dass Eltern, die ihre Kinder schlagen, immer auch in anderen Bereichen destruktiv und verächtlich mit den Kindern umgingen. Man schlägt sein Kind nicht mit dem Stock und nimmt es dann abends wahrhaftig und real liebevoll in den Arm, ließt ihm eine Geschichte vor, drückt und herzt es und sagt: „Ich hab Dich so lieb!“ Eltern, die oft zuschlagen, werden ihre Kinder auch immer wieder mit Liebesentzug bestrafen, mit bösen Blicken, mit Beleidigungen usw. (Du wirst ja evtl. wissen, ob Deine geschlagenen Geschwister auch zusätzlich psychische Gewalt erlebten)

Wenn sich Eltern, die psychische Gewalt und Bestrafungen aufrecht erhalten, entscheiden, auf körperliche Gewalt zu verzichten, so ist dies immer auch ein Fortschritt und reduziert das Gesamtpaket an traumatischen Stress für das Kind. (Ein Psychologe sagte einmal im Fernsehen, dass viele Eltern heute Schläge durch Ritalin ersetzt hätten. Da kann man sich jetzt streiten, ob dies nun schlimmer oder besser ist. )

Man muss im historischen Rückblick wirklich kleine Brötchen backen. Es macht einen Unterschied, ob jemand täglich geschlagen und ausgepeitscht wird oder ob jemand „nur“ einmal im Monat so etwas erlebt, wenn auch beide Personen sicherlich schwer traumatisiert werden. Zwischen beiden Personen besteht aber ein leichter Unterschied, der sich auf die Evolution von Kindheit auswirkt. Die letzt genannte Person schlägt dann vielleicht auch wiederum die eigenen Kinder einmal im Monat, lässt aber vielleicht die Peitsche weg usw. Historisch ist die Evolution der Kindheit ein langsamer Prozess, der sich aber in unserer Zeit enorm beschleunigt.

Ich habe auch schon von Fällen gelesen, wo man ohne weiteres sagen kann, das Kind wurde von seinen Eltern gefoltert, ohne dass es auch nur einmal körperlich angegangen wurde. Die Folter fand emotional statt und war verehrend. Das ist eine Realität, die ich natürlich auch sehe.

Trotzdem, der Rückgang der körperlichen und sexuellen Gewalt wird zwangsläufig und logischerweise auch im emotionalen Bereich stattfinden.

Sven Fuchs hat gesagt…

"Die Folter fand emotional statt und war verehrend."

Ich meinte natürlich verheerend.... wenn man mal unkontrolliert der WORD Rechtschreibekorrektur vertraut...

Anonym hat gesagt…

Klar, wer sein Kind schlägt, hat so wenig Zugang zu dessen Gefühlen (und wohl auch zu seinen eigenen), dass er sicher keine Skrupel haben wird, es auch seelisch zu quälen. Aber es gibt eben auch die, die stolz darauf sind, dass sie ihr Kind nicht schlagen – deren Kinder aber komischerweise auch nicht glücklich sind. Meine Schwester hat unsere Kindheit ohne Schläge mal auf den Punkt gebracht: „Psychisch war’s die Hölle“, sagte sie.

Ob die Kinder von heute so viel glücklicher sind, da bin ich mir insofern nicht sicher, als dafür andere Probleme auf sie warten: Eltern, die sich trennen und nicht wissen, wie sie ihrem Kind helfen können, das zu verarbeiten, enormer Leistungsdruck in vielen Bereichen, oft wenig Zeit, um einfach mal Kind zu sein etc.

Was aber wichtig ist: Ich glaube schon, dass vielen Menschen inzwischen bewusst ist, wie wichtig eine gute Kindheit als Grundlage ist und dass sie sich nach Kräften bemühen, für ihr Kind das Beste zu tun. Daher habe ich auch Hoffnung.

Sven Fuchs hat gesagt…

"Ich glaube schon, dass vielen Menschen inzwischen bewusst ist, wie wichtig eine gute Kindheit als Grundlage ist und dass sie sich nach Kräften bemühen, für ihr Kind das Beste zu tun."

Ja und dieses Bewusstsein, wird auch ein enormer Motor dafür sein, dass sie es anders machen wollen (oder auch ein Ansporn dafür, in Therapie zu gehen). Wenn um einen herum alle Kinder geschlagen und gedemütigt werden und es gar kein Konzept oder auch nur die Idee einer gewaltfreien Erziehung gibt, wird die Gewalt einfach weitergegeben. Heute gibt es aber diese Idee und dieses Konzept.

Anonym hat gesagt…

Tja, aber was soll man hiervon halten?
http://www.ksta.de/html/artikel/1331314380738.shtml

Sven Fuchs hat gesagt…

40 % der Eltern schlagen aktuell nach eigenen Angaben ihre Kinder, den Link habe ich gestern auch gerade gefunden. Wenn diese Zahl auch aus Opfersicht stimmt, dann zeigt diese den weitern Fortschritt. Wir befinden uns bereits unter der 50% Marke.

Anonym hat gesagt…

Und das sagt ein Forscher zu Gewalt (manchmal kann ich es kaum glauben):
http://www.zeit.de/wissen/2011-08/thomas-elbert-interview

Sven Fuchs hat gesagt…

Ich kannte das Interview schon.

Sehr viele Psychologen sind leider blind gegenüber den tieferen Ursachen der Gewalt.

Ich würde vermuten, dass dies u.a. daran liegt, dass sie ja nicht "ohne Grunde" Psychologen wurden. Wer studiert denn solch ein Fach?
Mehrheitlich doch vermutlich Menschen, die psychische Schieflagen und Konflikte schon von Klein auf kennengelernt haben. Wenn die eigene Betroffenheit nicht zu groß ist, kann ein solcher persönlicher Himntergrund sicher auch nützlich für den Beruf sein.

Ich glaube aber, dass eine größere Betroffenheit eben auch die Gefahr birgt, dass man emotional blind wird. Die Leute forschen dann später gezielt in die Richtung, die man im Interview lesen kann, um unbedingt zu beweisen: "Alle können Gewalttäter werden, die Biologie ist es!" (Sprechen wir bloss nicht über die Kindheit, auch nicht die eigene)

Solche und andere Psychologen haben auch eine "heimliche" gesellschaftliche Funktion, um die Schweigemauer aufrechtzuerhalten.

Sabine Kalitzkus hat gesagt…

Hallo Sven,

obwohl ich Deine Website seit langem kenne und sie außerordentlich schätze, bin ich nun doch einigermaßen entsetzt darüber, dass Du hier eine Jubelarie auf den leichten Rückgang des Gebrauchs von Waffen gegen wehrlose Kinder in den vergangenen Jahrzehnten anstimmst.

Gleichzeitig ignorierst Du völlig die alltägliche massive emotionale Gewalt, der fast alle Kinder (auch die im Jahre 2012 geborenen) ausgesetzt sind. Man braucht doch nur die Ohren aufzusperren – jeden Tag hört man überall herzerreißend weinende Kinder und aggressiv kreischend und brüllende Erziehungspersonen. Wie kann man diesen unerträglichen Lärm ignorieren?

Anonym schrieb weiter oben:

"'Psychisch war’s die Hölle', sagte sie."

Der Kinderanwalt Andrew Vachss schrieb vor beinahe zwanzig Jahren in seinem Artikel "Du trägst das Heilmittel in Deinem eigenen Herzen":

"Meine Antwort ist, dass von all den vielen Formen von Kindesmisshandlung, emotionale Misshandlung die grausamste und am längsten währende von allen sein mag."
(www.vachss.de/mission/dispatches/disp_9408_a.html)

Dein Artikel suggeriert, dass es außer körperlicher Gewalt gegen Kinder keine andere Form der Gewalt gibt. Nachdem diese körperliche Gewalt geringfügig zurückgegangen ist, werden Kinder jetzt also "weitgehend gewaltfrei" erzogen, was wohl ein Grund für Champagner-Parties sein sollte.

Ich kann diese Ignoranz und die Berufung auf die führenden Wegsehchampions in diesem Lande (SPIEGEL) nicht nachvollziehen und halte sie – insbesondere auf dieser Website – für fahrlässig.

Richtig, seit dem Jahr 2000 haben Kinder in Deutschland "ein Recht auf gewaltfreie Erziehung". Wunderschön, dieser Artikel 1631 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Leider steht er nicht im Strafgesetzbuch und ist deshalb nicht das Papier wert, auf dem er gedruckt ist.

Dessen ungeachtet ist Deine Website von enormer Bedeutung und ich wünsche Dir viel Kraft und genügend Zeit, damit Du sie noch möglichst lange weiterführen kannst.

Herzliche Grüße,
Sabine

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Sabine,

danke für die Kririk, natürlich etwas mehr Danke für die positive welche :-)-

Deine kritischen Einwände sind ja ähnlich wie die von "Anonym" oben, auf die ich bereits eingegangen bin.

"Gleichzeitig ignorierst Du völlig die alltägliche massive emotionale Gewalt, der fast alle Kinder (auch die im Jahre 2012 geborenen) ausgesetzt sind."

Ich ignoriere emotionale Gewalt nicht, wenn du bitte im Text genau lesen magst. Dass "fast alle Kinder" aktuell von "massiver emotionaler Gewalt" betroffen sind, halte ich schlichtweg für falsch. U.a. die im Text verlinkte Besprechung zur Studie der Zeitschrift Eltern zeigt da ein anderes Bild.

Auch ich sehe natürlich im Alltag Eltern, die emotional verächtlich mit ihren Kindern umgehen. Ich sehe aber auch jeden Tag Eltern, die wirklich sehr respektvoll und innig mit ihren Kindern umgehen. Alltagserfahrungen, persönliches privates Umfeld usw. sind allerdings eine Sache für sich.
Die besprochenen Zahlen zeigen dagegen ein Bild, das auf die Gesamheit Rückschlüsse zulässt.

Als mit der Geschichte der Kindheit befasster Mensch stehe ich zu dem Text oben so, wie ich ihn geschrieben habe. Die Kindheit war noch nie so gewaltfrei wie heute, auch das muss mal so gesagt werden dürfen.

Sven Fuchs hat gesagt…

"Meine Antwort ist, dass von all den vielen Formen von Kindesmisshandlung, emotionale Misshandlung die grausamste und am längsten währende von allen sein mag."

Ich finde der verlinkte Text bringt vieles auf den Punkt. Allerding irrt sich Vachss in seiner Aussage. Das Schlimmste für ein Kind und die übelsten Folgen ergeben sich aus mehreren Misshandlungsformen (was nicht selten ist)!

Zudem ist eine körperlich Misshandlung, genau so auch wie die sexuelle, immer auch eine emotionale Misshandlung (anders ist es gar nicht denkbar), die dem Kind vermittelt: "Du bist ein Stück Dreck, sieh, ich habe die Macht alles mit dir zu machen, was ich möchte!"

Anonym hat gesagt…

Ich stimme Sabine Kalitzkus sehr zu...nun lieber Sven Fuchs ist auch 2012 leider kein Kind geschützt vor Identitätsverschleierungen.Was einen enormen psychischen Druck bei ihnen auslöst...der Zustand ist gewaltätig!
Kommt drauf an ,WER die Sicht der Dinge vorgibt ich zitiere Dich..."Als mit der Geschichte der Kindheit befasster Mensch stehe ich zu dem Text oben so, wie ich ihn geschrieben habe. Die Kindheit war noch nie so gewaltfrei wie heute, auch das muss mal so gesagt werden dürfen."
Klar dürfen Sie das sagen,nur es gibt psychische Gewalt die man nich sieht und körperlicher Gewalt die man sieht!Erst wenn es zu spät ist kann den Kindern geholfen werden,nämlich im Erwachsenenalter
lg.Kuckuckskindverdacht

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Kuckuckskindverdacht,

Menschen, die emotionalen Missbrauch, psychische Gewalt oder Idenitätsverschleierung als Form von psychischem Terror erlebt haben, werden diesen Text sicherlich ein Stück weit wie ein rotes Tuch ansehen. Was ich durchaus verstehe.

Mir ist es aber hier im Blog auch wichtig, auf die historischen Entwicklungen und die Verbesserung der Kindererziehungspraxis hinzuweisen. Denn daraus resultiert wiederum gesellschaftlicher Fortschritt. Insofern ist es wichtig - trotz allen Leids, dass nicht wenige Kinder weiterhin hierzulande erleben - auf die sehr positiven Entwicklungen in Deutschland hinzuweisen.

Herzlichen Gruss

Sven

Anonym hat gesagt…

Ganz und gar nicht ,ich ersehe kein rotes Tuch lieber Sven Fuchs .
Positive Gedanken sind immer unterstützenswert .
Kriegsursachen,Kindheitstraumas lieber Sven ... und ganz klar der Kuckucksfaktor der damit leider auch einhergeht.
Ich bin kein Teil von extremen Gruppierungen im übrigen...
Ich interessiere mich für die Entstehung von Dingen,die unter normalen Umständen so nicht passieren.Habe sehr viel informatives bei Dir gefunden,ich suche nach dem WARUM?!...lg.Kuckucksverdacht

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Kuckucksverdacht,

Antworten auf das Warum? hoffe ich hier im Blog einige geben zu können.

Eine Frage, die dieser Text hier beantwortet lautet: Warum hat sich Deutschland von einem der destruktivsten Länder zu einem der friedlichsten Länder der Welt entwickelt?

Anonym hat gesagt…

Kommt drauf an "wo der Krieg"nun ausgefochten wird ... lieber Sven ich bin aufgrund meiner Erfahrungen und als Betroffene ENKELTOCHTER der Nachkriegskinder davon überzeugt, das wir längst noch nicht die beiden Weltkriege verarbeitet haben.Ist es nicht auch eine Art Krieg den die Politik gegen das eigene Volk fährt?z.b.Sozialstruktur Abbau!
Und in unseren Genen liegen die Speicherdaten des 1 und 2 Weltkrieges vor... also alles was unsere Ahnen erlebten ,trägst auch Du in Dir.Dein aktives X Chromosom ist eine Art Datenchipkarte^^
Hunger,Durst,Folter...usw.
unsere Gene speichern alles Sven.
Ich gehe davon aus das eben diese Vorgeschichte auch zu Genetischen Veranlagungen/Veränderungen führt...auch im Handeln eines Einzelnen.
Ich finde Deine Website höchst interessant ,besonders die Personen die Du unterteilst, in gute und schlechte Kindheiten.
Lg.Kuckucksverdacht

Sven Fuchs hat gesagt…

Natürlich ist hierzulande auch weiterhin vieles zu verbessern und auch zu verarbeiten. Aber, wer sich mit Geschichte befasst, wird zu dem Schluss kommen, dass Deutschland noch nie so weit kulturell, sozial und politisch entwickelt war, wie heute.

Da spielen die Kindheiten hierzulande eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Gesellschaft. Wir ahnen heute wohl noch gar nicht, was menschlich alles möglich sein wird, wenn die Verbesserungen in der Kindererziehung so rasant weiterverlaufen.

Ansonsten danke ich für deine positive Kritik. Mich freut es immer, wenn Leute sich äußern, ob nun positiv oder kritisch. Das geschieht hier im Blog leider viel zu eselten.

Anonym hat gesagt…

Deutschland liegt nicht auf einem hinteren Platz in Sachen Gleichberechtigung ?
Und kann es sein,das z.b.in Bayern für traumatisierte junge Erwachsene(in der Kindheit) nur Großraumklapsen gibt und keine Betreuung in "eigener Wohnung" mit mehr als 3,5 Std im Monat?(falls sich nicht ein freiwilliger Coach meldet demjenigen zu helfen, schauts düster aus)
Wer entscheidet ob ich später 1500,-€ von meinem Geld für Klärung der Identität ausgebe?
Wer entscheidet ob ich GUT oder BÖSE bin?
Eine traumatisierende Jugend ist nicht immer ausschlaggebend für spätere Gewalt...dazu gehört mehr!Genetische Veranlagung ,Umfeld und innere Stärke ebenso das Wissen darum.
Persönlich denke ich DAS das Wort ERZIEHUNG gar nichts zu tun hat mit einer Kindheit oder im Sinne des Erwachsenenseins.Es ist das vorleben im Positiven Sinne und das miteinander Sprechens.Das Gefühle zeigen und sich mitteilen...das Sprechen über Kindheitstraumas!Wir leben in einer Welt wo Eltern nur noch arbeiten...Rosamunde Pilcher gibts grad nicht Sven.
Es ist kaum Zeit für Kinder da...und auch unsere geschätzten Jugendeinrichtungen sind Kürzungen zum Opfer gefallen.Hilfe gibts auch nicht an jeder Ecke ... Hähem ... ich finde Deine Idee sehr gut über Gewalt und Folgen in der Kindheit zu schreiben.Mir fehlt allerdings eindeutig die Wurzel...WANN entsteht durch Gewalt neue Gewalt?Welche Faktoren müssen zusammentreffen um keine Empathie auszulösen?
Was ist also der wichtigste Faktor um für uns alle das Beste zu wollen...in der Kindheit und im Erwachsenenalter?Es ist das Wort VERANTWORTUNG ...
Nun Sven sage mir ,wie soll ein Mensch sich selbst finden der keine Empathie hat?Sie merken es noch nicht mal(steht in diversen Ärzteforen und durch Erfahrungsaustausch mit Betroffenen bestätigt)
Wie kann man Erwachsene aufklären wie wichtig es ist ,sich Hilfe zu holen und nicht im Leid zu leben oder gar Menschen etwas antun?Hast Du eine Idee?
Wie kann man Menschen erreichen die überhaupt nicht merken WAS sie tun?

Sven Fuchs hat gesagt…

Neue Gewalt entsteht vor allem dann, wenn das Kind keinerlei Hilfe und Trost erlebt hat, sondern Gewalt (egal in welcher Form) durch beide Elternteile. Und neue Gewalt entsteht dann, wenn der Erwachsene diese Gewalterfahrungen nicht emotional (in Therapie) aufgearbeitet hat.

Meiner erfahrung nach schaffen es Menschen aber auch manchmal ohne Hilfe, eigens erlebte Gewalt nicht direkt weiterzugeben, sondern "nur" in abgeschwächter Form. Statt die Kinder zu schlagen, werden sie dann andernweitig in ihrer Entwicklung beschränkt, belastet. Denn menschen, die ihre gewalterfahrungen nicht aufgearbeitetet haben, geben IMMER die Destruktivität an ihre Kinder weiter, in der einen oder anderen Form.

Man kann Menschen von Außen nicht dazu zwingen, sich ihrer geschichte und ihrer Empathielosigkeit zu stellen. ich glaube allerdings, dass sich je mehr Menschen emotional gesund/gesünder werden (durch Therapie und/oder keine Gewalterfahrungen und Geborgenheit in der Kindheit) der Druck auf die Anderen erhöht. Denn das "emotional gestört sein" wird immer weiter auffallen, je mehr Menschen drum herum nicht emotional gestört sind.

Anonym hat gesagt…

Ich gebe Dir absolut Recht lieber Sven Fuchs ... ich beschäftige mich gerade mit dem Thema Traumabewältigung und Entstehung/auslöser und der unbewußten Weitergabe an nachfolgende Generationen.Es ist bitter...um nicht zu sagen,mir klappen die Fußnägel hoch^^
DANKE Dir für Deine wertvolle Antwort... das Verstehen hat mir sehr geholfen.
Warum manchmal Dinge enstehen hat weitreichende Zurückliegende Wurzeln...ich bin 2012 "befreit"von Kuckucksverdacht.Aus gegebenen Anlass vieler Kuckucksbekannten und auch unser Umgang in Offenheit damit ,trifft man auch auf Menschen die zwar kein Kuckuck sind,aber nicht so schönes in der Kindheit z.t.erlebten.Der Umgang mit diesem Thema
(Kindheitstrauma/Erwachsenentrauma) ist also für uns alle immens wichtig ...
Ich DANKE Dir nochmals für die ausführlichen Antworten...
lg.Kuckucksverdacht

Anonym hat gesagt…

@Kuckucksverdacht: Willst du damit sagen, dass dein Vater dich misshandelt hat, weil er glaubte du wärst nicht von ihm?
Das ist so grauenhaft, ich kann nicht in Worte fassen was ich davon halte, jedenfalls nicht in welche die sich eignen gedruckt zu werden.

Bezüglich der Einwände bezüglich emotionaler Gewalt glaube ich, dass unter Umständen Eltern die nur ausnahmsweise körperliche Gewalt als Erziehungsmittel verwenden, besser sein können als solche die permanent emotionale Gewalt anwenden.
Ich beziehe mich dabei auf Aussagen von Bekannten, die berichten, in ihrer gesamten Kindheit einmal "Eine Tracht Prügel" bezogen zu haben.

Allerdings: Die Eltern, die ihr Kind nur dann schlagen, wenn es nachweislich etwas angestellt hat (gestohlen, Tiere gequält, etc), dürften die sein, die als Allererste damit aufhören, wenn man auf die Folgen hinweist.

Die große Mehrheit der Eltern die Gewalt gegen ihre Kinder ausüben tut das wohl, um dem eigenen Zorn Luft zu machen, der wiederum Folge eigener Kindheitstraumata sein könnte.