Freitag, 6. Juli 2012

Wikipedia: Artikel über Adolf Hitler wieder ohne Bezüge zur Kindheit

Anfang 2011 hatte ich die Darstellungen von einigen politischen Führern auf Wikipedia dahingehend untersucht, ob die entsprechenden destruktiven Kindheiten erwähnt oder sogar mit dem politischen Verhalten in Zusammenhang gebracht wurden.

Einzig in dem Artikel über Adolf Hitler fand ich einen relativ ausführlichen Beitrag, der sich auf Arno Gruen bezog. Ich schrieb damals:

"Relativ viel über Herkunft und Familie. Erwähnung der Gewalt durch den Vater: „In Mein Kampf schildert Hitler den Vater als streng, autoritär, mitunter auch jähzornig und gewalttätig.“ Besonders auffällig ist ein relativ langer Absatz über Arno Gruens Analyse der destruktiven Eltern-Kind-Beziehung Hitlers und Thesen über die psychischen Folgeschäden. Diese Darstellungen sind meiner Erinnerung nach relativ neu, auf Wikipedia, noch vor über einem Jahr fand ich dort keine Erwähnung von Gruens Thesen. Diese Wikipedia Darstellung eines Diktators/politischen Führers ist somit die einzige, bezogen auf die hier analysierten Personen, in der direkt auf die Folgen der erlebten Gewalt hingewiesen wird und somit auch ein direkter Bezug zum späteren politischen Handeln hergestellt wird."
Leider musste ich heute feststellen, dass der Wikipedia-Artikel über Hitler stark überarbeitet worden ist. 
Jetzt findet sich nur noch ein kurzer Satz über die Schulzeit, in dem die Gewalt gegen das Kind abgehandelt wird: "Sein Vater hatte ihn für eine Beamtenlaufbahn bestimmt und bestrafte seine Lernunwilligkeit mit häufigem, aber erfolglosen Prügeln."
Der Absatz über Arno Gruens Darstellungen ist komplett gelöscht worden!

Wikipedia ist somit erneut blind bzgl. der Kindheit von Adolf Hitler und dem entsprechenden Einfluss auf sein Handeln...

2 Kommentare:

borderline44 hat gesagt…

Lieber Sven Fuchs,

es scheint ein großes Interesse daran zu bestehen, die Menschen unaufgeklärt zu lassen, dass die Zusammenhänge geändert, bzw. wieder gelöscht wurden:

Der Herrschenden Interesse an Unmündigkeit http://www.alice-miller.com/leserpost_de.php?lang=de&nid=2956&grp=0110

Die Herrschenden = die Eltern. Die Beherrschten = die Kinder. Kinder brauchen keine Herrscher. Kinder brauchen BEGLEITUNG. -was aus von ihren Eltern beherrschten Kindern wird, das erleben wir jeden Tag in Gesellschaft und Politik und eben auch in solchen Löschungen, in Wikipedia. Du darfst auf keinem Fall vom Baum der Erkenntnis essen und für die Wahrheit wirst Du bestraft.

Wirklich schade, zuerst kam Hoffnung in mir auf, aber als ich dann weiterlas ...

Roman, dieser kleine 13jährige Junge aus dem Irak, hat es begriffen, was die Erwachsenen einfach nicht begreifen möchten, vor lauter Angst vor ihren strafenden, herrschenden, verinnerlichten Eltern:

http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,63d21rp0cm7kz7cy~cm.asp

Er hatte einen sanften Vater, der ihn nie geschlagen hat, der bei einem Bombenattentat ums Leben kam und er hat sich gefragt, warum die Menschen zu Terroristen werden und hat sich gesagt, dass diese auch einmal Kinder waren. -jetzt geht er von Tür zu Tür, im Irak, dort wor er lebt und klärt die Menschen auf, über die Gewalt gegen Kinder, dass Gewalt Gewalt erzeugt. -mit 13 Jahren ist es ihm eine Herzensangelegenheit.

Wären doch alle Menschen so mutig wie er. -deswegen: nur nicht schweigen:

http://www.alice-miller.com/leserpost_de.php?lang=de&nid=2869&grp=1109

-trauriger Gruß.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo borderline44,

die Geschichte von Roman ist wirklich erstaunlich und bewundernswert. Ich bin gespannt, ob wir von diesem Jungen vielleicht in den kommenden Jahren noch mehr hören werden.

Wie immer bin ich optimistischer als Du :-)

Ich denke, dass hierzulande die Scheuklappen und Schweigemauern immer mehr abbrechen werden. Daür gibt es zwei Gründe: Erstens erhalten immer mehr Gewaltbetroffene eine Chance , die Dinge für sich zu verstehen, durch vorliegende Litaratur und auch Psychotherapie. Zweitens werden die Kindheiten immer gewaltfreier, die zukünftige Generaration muss also immer weniger Abwehrmechanismen aufbringen und wird den Dingen ins Gesicht schauen können.

Ich denke, wir müssen akzeptieren, dass psychische Veränderungen auch in einer gganzen Gesellschaft ein Prozess sind.