Donnerstag, 7. November 2019

Terror von Links - Kindheit von Silke Maier-Witt


Auch über die ehemalige RAF-Terroristin Silke Maier-Witt finden sich einige aufschlussreiche Details aus ihrer Kindheit.
Meine Quelle dafür ist: Wunschik, Tobias (1997): Baader-Meinhofs Kinder: Die Zweite Generation der RAF. Westdeutscher Verlag, Opladen.

Als Silke 6 Jahre alt war (1956), starb ihre Mutter. „Eine erneute Ehe ihres Vaters währte nur etwa ein Jahr. Infolgedessen wuchs das Mädchen zunächst bei ihren Großeltern in Hamburg, dann bei der Schwester ihrer Mutter in Itzehoe auf. Dort wurde sie auch wegen nervöser Störungen behandelt; in der Schule wurde sie `verschickt`. Nach einer erneuten Heirat des Vaters zog Silke Maier-Witt im Oktober 1959 wieder zu ihm. Seine neue Gattin fand jedoch keinen `Draht` zu dem Mädchen und ihrer schon 1946 geborenen Schwester; auch später war das Thema der Wiederheirat des Vaters innerhalb der Familie tabu. (…) Maier-Witt bekam im Elternhaus kaum einmal die Gelegenheit zu vertrauensvollen Gesprächen und wagte auch nicht, ihre Probleme offen auszusprechen. Die häufig aufkeimenden Spannungen wurden stets nur verdeckt ausgetragen. Nach außen hin bot sich das Bild einer intakten Familie, doch `ich war mir schon sehr früh sehr sicher, dass ich so wie meine Eltern nicht werden wollte`“ (S. 215f).

In einem Hamburger Mädchengymnasium, das ihr Vater für sie gewählt hatte, fühlte sich Silke als "soziale Außenseiterin". Als Jugendliche begannen vermehrt Konflikte mit dem Vater. Silke forderte mehr Mitsprache, ihr Vater wehrte ab. Auch Auseinandersetzungen um politische Themen begannen, ebenso wie Fragen nach der Vergangenheit des Vaters während der NS-Zeit.

Tod der Mutter, Trennung vom Vater, wechselnde Bezugspersonen und psychische Probleme (als Folge all dieser Erlebnisse?), Probleme mit der neuen Stiefmutter, Außenseiterrolle und wenig Raum für ihre Bedürfnisse und Probleme. All dies verdichtet sich zu der Schlussfolgerung, dass die Kindheit von Silke Maier-Witt sehr belastet war.

Ergänzend stellt sich mir die Frage, was unter der „Verschickung“ während der Schulzeit zu verstehen ist? In der Nachkriegszeit war es in der Tat üblich, dass Kinder „verschickt“ (in Heime oder zu Lehrzwecken) wurden. Über diese Kinderverschickungen gibt es heute mittlerweile Berichte, die erschaudern lassen. „Hunderttausenden von Kindern brachten Ferien in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren Erfahrungen, die sie besser nie gemacht hätten. Sie wurden, wie man damals sagte `verschickt`. Sommers wie winters nahmen staatliche, konfessionelle und private Erholungsheime für Wochen oder Monate Kleinkinder und Schulkinder auf, um Eltern zu entlasten.“ (Fetscher, C., 08.07.2018, Kindesmissbrauch in der Nachkriegszeit. Ferienverschickung – vor allem tat meist das Heim weh, Tagesspiegel-Online) Die Zustände waren dem Bericht folgend nicht selten katastrophal: Gewalt, Drohungen, Demütigungen, Missbrauch und Misshandlungen gehörten dazu. Hat auch Silke damals ähnliches erlitten?

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