Für eine Studie aus Frankreich wurden 70 Jugendliche und 80 junge Erwachsene, die sich islamistisch radikalisiert hatten und sich dem „Islamischen Staat“ anschließen wollten, befragt und analysiert:
Oppetit, A., Campelo, N., Bouzar, L., Pellerin, H., Hefez, S., Bronsard, G., Bouzar, D., & Cohen, D. (2019). Do Radicalized Minors Have Different Social and Psychological Profiles From Radicalized Adults?. Frontiers in psychiatry, 10, 644.
U.a. wurden traumatische Erfahrungen erfasst:
- Körperliche Misshandlungen oder sexuellen Missbrauch hatten 26,7 % erlitten.
- Vernachlässigung oder emotionale Misshandlungen hatten 85,3 % erlebt.
- Sucht und Drogenmissbrauch eines Familienmitglieds hatten 32 % miterlebt.
- Vergewaltigung oder Missbrauch eines Familienmitglieds: 16 %.
- Körperliche Misshandlung eines Familienmitglieds: 32 %.
- Depressionen eines Familienmitglieds: 40,7 %.
- Körperliche Gesundheitsprobleme eines Familienmitglieds: 27,3 %.
Dazu kamen diverse Auffälligkeiten bzgl. des Gesundheitszustands der befragten Islamisten. Z.B. hatten 44 % vor ihrer Radikalisierung Depressionen. 22 % hatten ein Suchtproblem und nahmen Drogen (ebenfalls vor der Radikalisierung). 29,3 % neigten vor der Radikalisierung zu Selbstverletzungen.
Es liegt auf der Hand, sowohl den Gesundheitszustand der Befragten vor deren Radikalisierung als auch deren Weg in den Extremismus in einen Zusammenhang mit traumatischen Vorerfahrungen zu stellen. Merkwürdigerweise ist die Studie dahingehend komplett wortkarg. Im Fokus der Studie stand vielmehr - wie der Titel auch sagt - der Vergleich der beiden Befragtengruppen (Jugendliche – Erwachsene). Leider wurde auch die Methodik nur kurz ausgeführt. Es sind z.B. keine genauen Definitionen der o.g. Belastungsfaktoren zu finden. Aber dies nur nebenbei.
Bzgl. der Zusammenhänge zwischen Kindheit/Trauma und Extremismus ist dies eine wichtige Studie!
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