Montag, 18. Oktober 2010

Kindheit von Tony Blair

Bedingungslose Solidarität mit den USA hatte Tony Blair zu Beginn des Afghanistan Krieges gezeigt, indem er dorthin Truppen entsandte. Tony Blair ließ zusätzlich mit Beginn des folgenden Irakkrieges 46.000 britische Soldaten im Irak einmarschieren – das größte ausländische Truppenkontingent nach den US-Streitkräften. Ziemlich viele Truppen für einen reinen Bündnispartner, der keinen 11. September erlebt hatte und rationaler hätte agieren können. "Ich wollte Krieg, es war das Richtige", wird er später zitiert. (vgl. SPIEGEL-Online, 17.11.2007, "Ich wollte Krieg, es war das Richtige")
Blair gab auch zu, dass er die Ratschläge seiner Berater und Minister in den Wind schlug, weil er glaubte, dass die USA das Richtige täten. „Sein Glauben ging dabei so weit, dass er sogar ein Angebot von US-Präsident George W. Bush ausschlug, Großbritannien aus dem Krieg herauszuhalten. Der Labour-Politiker (…) gibt sogar unumwunden zu, seinen Einfluss als stärkster Partner der USA niemals genutzt zu haben, um eine diplomatische Lösung im Irak zu befördern. Er habe nie nach einem Ausweg gesucht (…).“ (ebd.)
Das "Monster" Hussein wurde für Blair zum Kriegsgrund, Blair würde "die gleichen Entscheidungen wieder treffen" und der Irak-Krieg "hat die Welt sicherer gemacht". schreibt derStandard.at
. Auch während der Kosovo Krise war ein militärisches Vorgehen für Blair der einzig erdenkliche und “richtige” Weg: “Just as I believe there was no alternative to military action, now it has started I am convinced there is no alternative to continuing until we succeed.” (THE BLAIR DOCTRINE, 22.04.1999)

Es macht für mich auf Grund dieser kriegerischen Abläufe durchaus Sinn, sich die Kindheit und Jugend von Tony Blair einmal genauer anzusehen. Tonys Vater, Leo Blair, hatte Kriegserfahrungen. Von 1942 bis 1947 diente er in der britischen Armee und brachte es bis zum Rang eines Majors. (vgl. Mischler, 2005, S. 18) Wie ihn diese Kriegsjahre prägten, wird in der Quelle nicht erwähnt. Zu vermuten ist, dass er, wie die meisten Soldaten des 2. Weltkrieges, traumatische Erfahrungen machte, über die er sich später ausschwieg. Später wurde Leo Blair dann zum „eingefleischten Konservativen“, der mit „Leib und Seele die Politik Margaret Thatchers verteidigte“. (ebd., S. 19) Über Tonys Mutter erfährt man nur wenig in den hier für diesen Text verwendeten Quellen. Die Biografen konzentrieren sich eher auf den beruflich erfolgreichen Vater. Fest steht, dass sie hauptsächlich für die Kinder da war und – so wird gesagt – auch Freude daran hatte. Leo Blair war dagegen häufig abwesend und ging seiner Karriere nach. (vgl. Sopel, 1996, S. 15) Gesellschaftlicher Aufstieg und Erfolg sind für den Vater von zentraler Bedeutung, insofern scheint er auch viel von seinen beiden Söhnen Bill und Tony erwartet zu haben und sorgte für eine entsprechende Schullaufbahn. Über die emotionale Beziehung zu seinen Söhnen erfährt man nichts in den Quellen. Als Tony zehn Jahre alt ist, erleidet der Vater einen Schlaganfall. Tony Blair bezeichnet diesen Tag später als den Tag, als seine Kindheit endete. (vgl. Collins, 2005, S. 17) „Mit der Geborgenheit und der finanziellen Sicherheit der Familie ist es vorbei“, schreibt Mischler (2005, S. 20) Es dauert drei Jahre, bis Leo Blair wieder sprechen kann. Ebenso ist er in seiner Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Der Vater ist arbeitsunfähig und frustriert. Wie Tonys Bruder Bill berichtet, entwickelt Blair in diesen Jahren ein starkes Pflichtgefühl. Er will seinen Eltern gefallen.
Zusätzlich erkrankte auch noch seine Schwester Sarah im Alter von acht Jahren an einer Form von Arthritis und verbrachte daraufhin zwei Jahre im Krankenhaus. (vgl. Collins, 2005, S. 17)
Wie die Familie emotional mit dieser Situation umging, erfährt man in keiner der Quellen. Viel Zeit und Aufmerksamkeit für Tony wird von Seiten der Mutter sicherlich nicht mehr da gewesen sein.

Schauen wir nun, was Tony Blair selbst über seine Eltern berichtet. In seinen Memoiren beschreibt er seine Mutter als sehr gegensätzlich zu seinem Vater, der eher ihm gleichen würde und den er als „motiviert, entschlossen, mit einem konzentrierten Ehrgeiz, der sich, wie ich fürchte, bei uns beiden leicht in Selbstsucht verwandelt.“ beschreibt (Blair, 2010, S. 9) „Mum dagegen war eine freundliche, liebenswerte, fast heilige Frau. Sie war schüchtern und in Gesellschaft ziemlich still.“ (ebd.) Als Tony Blair ca. 17 Jahre alt war, erfuhr er, dass seine Mutter an Schilddrüsenkrebs erkrankt war. Er war gerade 22 Jahre alt, da starb sie an dieser Krankheit. Mit Rückblick auf ihren Tod beschreibt Blair, dass seine Mutter immer für ihn dagewesen wäre und ihn geliebt hätte. Viel mehr erfährt man - nach allem was ich sehen konnte - nicht über seine Eltern in Blairs Memoiren. Vor allem die Beziehung zum Vater wird von ihm nicht beschrieben, sondern eher auf die Anerkennung dessen beruflicher Karriere beschränkt. Das deutet vielleicht schon auf die Art der Beziehung der beiden und die hohen Erwartungen des Vaters hin. Aufmerksam macht mich noch die Bemerkung, dass Blair seine Mutter als „fast heilige Frau“ bezeichnet. Das ist schon ungewöhnlich und etwas überhöht, wie ich finde. Mehr Anmerkungen möchte ich mir hier nicht weiter erlauben.

Im Alter von dreizehn Jahren wird Tony schließlich auf das renommierte Fettes College in Edinburgh geschickt (eine Privatschule), darauf besteht vor allem der Vater, seine Söhne sollen die bestmögliche Ausbildung bekommen. Tony findet dagegen Fettes schrecklich. In vielen Privatschulen ging es Mitte der 60er Jahre rau zu, Fettes war dabei rückständiger als die meisten anderen, wird berichtet. Für alles gibt es Regeln und von den Schülern wird strickte Disziplin erwartet. Die Schule gleicht in vielem einem Militärlager und hat auch ein Kadettenkorps, in dem Tony seine ersten beiden Jahre in Fettes Dienst tut. Und: „Schüler werden in Fettes geschlagen. (…) Blairs Klassenkamerad Nick Rydon beschreibt Fettes als Gefangenlager: Offen gesagt, zu unserer Zeit Ende der sechziger Jahre war es für einen Westler einfacher, ungehindert durch die Sowjetunion zu reisen, als für einen Fettes-Schüler ins Zentrum Edinburghs zu kommen.“ (Mischler, 2005, S. 20f)
Am schlimmsten für Tony war allerdings das „Fagging System“ der Schule. Die Schüler aus den unteren Klassen wurden ca. 4 Jahre älteren Schülern als „Fag“ (Burschen) zugeteilt und mussten sich für diese abrackern (vom Putzen, Wäsche zurechtlegen bis Toast machen etc.), alles tun, was diese sagen. Die Älteren hatten das Recht, Schlafsäle und Studienräume zu betreten und „Fag“, also Bursche zu rufen, der sich dann schleunigst in ihre Richtung zu begeben hatte. Ebenso duften sie ihre Diener nach Belieben durchprügeln. Tony Blair bekam mehrfach den Rohrstock eines Älteren zu spüren. (vgl. Sopel, 1996, S. 32) (Mich erinnert dieses System unweigerlich an die militärische Grundausbildung, wie sie in vielen Ländern praktiziert wird. Gehorsamseinübung, Unterwerfung und die potentielle Abspaltung von Gefühlen sind hier die Ziele, damit die Kadetten danach so wieder aufgebaut werden können, wie man sie haben möchte. Bis sie dann selbst an die Reihe kommen und andere quälen dürfen. Ob Tony später auch einen „Burschen“ zugeteilt bekam, an dem er sich auslassen konnte, wird in den Quellen allerdings nicht berichtet. Es ist in Anbetracht des damaligen Schulsystems wohl sehr wahrscheinlich, dass dem so war.)

Tony ist unglücklich und „sieht sich außer Stande, etwas gegen das Schreckensregime an der Privatschule zu unternehmen“. (vgl. Mischler, 2005, S. 22) Schließlich läuft er davon. Seine Lehrer fangen ihn allerdings wieder ein, schreibt Mischler. Collins (2005) berichtet ebenfalls von einem Fluchtversuch (vgl. S. 23). Tony will auf die Bahamas fliegen und wird in der Tat erst an Bord eines Flugzeuges am Newcastle Airport ohne Flugticket aufgegriffen. Ob dies der zweite oder derselbe Fluchtversuch ist, erschließt sich in den beiden Texten nicht. Collins schreibt jedenfalls, dass Tony höchstpersönlich von seinen Eltern zurück in die Schule gebracht wurde und eine Menge Ärger mit ihnen und der Schulleitung hatte.
Diese Information finde ich schon bemerkenswert. Tony Blairs Eltern scheinen hier wenig Rücksicht auf die verzweifelte Situation ihres Sohnes genommen zu haben. Er sollte zurück an die Schule, die Erwartungen waren hoch, aus ihm sollte etwas werden. Um jeden Preis, so scheint es. Viel erfährt man nicht in den Quellen über die Beziehung der Eltern zu ihren Kindern. In dieser Situation zeigt sich allerdings eine ganz erhebliche Härte und Rücksichtslosigkeit gegenüber Tony. Tony verbrachte jedenfalls bis zu seinem ca. achtzehnten Lebensjahr seine Zeit in Fettes, insgesamt ca. fünf Jahre; er lernte fleißig und machte seinen Abschluss. Eine lange Zeit innerhalb eines „Schreckensregimes“. Das Fettes College erwähnt Blair in seinen Memoiren an fünf Stellen im Buch. Mit keinem Wort erwähnt er dabei die demütigenden und strengen Regeln und sein Unglück während dieser Zeit. (vgl. Blair, 2010, S. 43, 67, 460, 613, 632) Auch dies spricht für sich.

In den Quellen findet sich keine Info darüber, ob Tony Blair auch von seinen Eltern als Kind geschlagen wurde. Die Regierung Blair hatte Anfang 2006 ein totales Verbot von körperlicher Gewalt in der Kindererziehung abgelehnt. In einem Bericht der BBC-News wird erwähnt, dass Tony Blair seine eigenen Kinder geschlagen hat. („Prime Minister Tony Blair has admitted smacking his older children.”) (BBC-News, 22.01.2006: “Calls for smacking ban rejected“,) SPIEGEL-Online zitiert Blair aus dem BBC Interview: "(...) ich glaube, sehen Sie, diese Ohrfeigen... ich meine, Sie haben ganz Recht mit dem, was Sie gerade gesagt haben, ich glaube, jeder kennt den Unterschied zwischen dem Ohrfeigen eines Kindes und dem Missbrauch eines Kindes." Hier rechtfertigt und verharmlost er die Gewalt gegen seine Kinder, in dem er den Vergleich zum Kindesmissbrauch heranzieht.
Ich sehe diese Information als Indiz dafür, dass Tony auch von seinen eigenen Eltern Gewalt erfahren haben könnte. Denn sehr häufig sind schlagende Eltern als Kind selbst von ihren Eltern geschlagen worden. (Zusätzlich sagt dieses Erziehungsverhalten etwas zu Blairs Verhältnis zur Gewalt an sich aus.)

Alles in allem finden sich in Kindheit und Jugend von Tony Blair einige Ereignisse, die für ein Verschütten von Gefühlen und Empathie verantwortlich sein könnten. Blair löste jedenfalls Konflikte all zu oft mit Gewalt. Entsprechend war eine liebevolle, wirklich geborgene Kindheit und Jugend bei ihm nicht zu erwarten. Sehr erstaunt hat mich allerdings seine Antwort auf eine Frage eines Interview Partners im Jahr 1990. „Welchen Teil ihres Lebens würden sie mit in ein anderes Leben nehmen?“, wurde er gefragt. „Kindheit“, antwortete Tony Blair (vgl. Mischler, 2005, S. 18) In Anbetracht all der Probleme und destruktiven Erlebnisse, die ich oben beschrieben habe, ist dies eine erstaunliche Antwort. Hat der ehemalige Premier Minister Tony Blair seine Gefühle von damals verdrängt oder abgespalten? Wenn dem so war, würde dies einige von seinen politischen Entscheidungen rund um die Kriegsführung erklären. Übrigens: Auf der Rückseite seiner Memoiren ist Tony Blair von Hinten auf der linken Seite des Covers zu sehen, wie er am 02.05.1997 als frisch gebackener Premierminister vor der Tür der Downing Street Nr. 10 steht. Auf der rechten Seite spiegelt sich verschwommen seine Vorderansicht in der Tür wider. Vielleicht gibt kein Bild so gut die sehr wahrscheinliche psychische Spaltung von Tony Blair wider, wie dieses doppelte Abbild auf seinen eigenen Memoiren.

biografische Quellen:

Blair, T. 2010: Mein Weg. Bertelsmann Verlag, München.

Collins, T. M. 2005: Tony Blair (Biography) , Lerner Pub Group, Minneapolis USA.

Mischler, G. 2005: Tony Blair. Reformer – Premierminister – Glaubenskrieger. Parthas Verlag, Berlin.

Sopel, J. 1996: Tony Blair: der Herausforderer. Quell Verlag, Stuttgart.

Freitag, 15. Oktober 2010

Gewalt gegen Kinder geht weiter zurück - Deutschland ist auf dem Weg

Ein gelegentlicher Besuch der Homepage des Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen lohnt sich immer. Dort fand ich jetzt die relativ aktuelle repräsentative Studie: „Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt“, die 2009 herausgegeben wurde.

Bezogen auf die Kindheit berichteten 42,1 % der Befragten über keinerlei gewalttätige, körperliche Übergriffe der Eltern. 42,7 % erlebten leichte körperliche Gewalt (eine runtergehauen, hart angepackt oder gestoßen und/oder mit einem Gegenstand geworfen). Insgesamt 15,3 % der Befragten geben an, vor ihrem zwölften Lebensjahr schwerer Gewalt (mit einem Gegenstand geschlagen, mit der Faust geschlagen/ getreten und/oder geprügelt, zusammengeschlagen) durch Elternteile ausgesetzt gewesen zu sein; von diesen können – laut Definition der Studie - 9 % als Opfer elterlicher Misshandlung in der Kindheit bezeichnet werden (S. 51ff)

Verglichen mit den etwas älteren Zahlen, die ich im Grundlagentext zur körperlichen Gewalt gegen Kinder in Deutschland zusammengestellt habe, sehen wir hier weiterhin einen deutlichen Fortschritt in der Kindererziehungspraxis. Bei Wetzels (1997) Befragung von Erwachsenen hatten nur 25,1 % keine Gewalt erlebt. Drei zitierte repräsentative Jugendstudien (jeweils 1992, 2002 und 2005) zeigten, dass ca. 30 % keine Gewalt erlebt hatten. Die obige aktuelle Studie zeigt nun, dass 42,1 % keine Gewalt erlebt haben. Damit ist Deutschland ganz weit vorne, wenn es um eine gewaltfreie Erziehung geht. Nur die Nordlicher (z.B. Schweden) dürften noch besser dastehen.

Die Studie zeigt auch: je mehr und je schwerere Formen elterlicher Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten wurden, desto höher sind die Gewalttäterraten unter den Jugendlichen. (S. 80)
Umgekehrt betrachtet dürfen wir also von einem Rückgang von Kriminalität in Deutschland ausgehen, da immer weniger Kinder geschlagen werden. Wenn man die psychohistorische Analyse mit einbezieht, birgt dieser Fortschritt in der Kindererziehungspraxis allerdings auch erheblichen Zündstoff. Die Gesellschaft wird sich immer schneller und komplexer entwickeln und weiter individualisieren, da die Kindheiten immer freier und friedlicher werden. Diejenigen Bevölkerungsteile, die weiterhin massive und häufige Gewalt oder auch häufig „leichte Gewalt“ erfahren haben, kommen - im Schnitt - durch den allgemeinen psychischen und gesellschaftlichen Fortschritt nicht mehr mit und die alten Ängste aus der Kindheit drohen zu erwachen. Wachstumspanik“ entsteht und muss durch das Finden von Feinden und Opferritualen eingedämmt werden.
Interessant finde ich in diesem Zusammenhang z.B. folgende Info: „Nach dem Bericht "Entwicklung der Gewaltkriminalität junger Menschen mit einem Schwerpunkt auf städtischen Ballungsräumen" der Bund-Länder-AG für die Innenministerkonferenz ist zwischen 1997 und 2006 zwar die Gesamtkriminalität der Jugendlichen um 4,3 Prozent trotz eines leichten Bevölkerungsanstiegs zurückgegangen, die Gewaltkriminalität ist hingegen um 15,6 Prozent gestiegen. Dabei stieg vor allem die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen an.“ (Heise-Bericht „Kriminalität geht zurück, Gewaltkriminalität von Jugendlichen steigt“)
Das nur als gedankliche Anregung.

Interessant finde ich auch, dass in Deutschland kontinuierlich die Anzahl von Selbstmorden abnimmt. siehe dazu hier: http://www.uke.de/extern/tzs/daten/Suizide1980_2005.html Da wohl gerade auch die häufigen und schweren Formen von Gewalt in der Kindheit kontinuierlich abnahmen, könnte man hier einen Zusammenhang herstellen.

Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Deutschland ist offensichtlich auf einem guten Weg, wenn auch dieser langsamer von statten geht, als es wünschenswert wäre. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Deutschland noch 89 % aller Kinder geschlagen, über die Hälfte mit Ruten, Peitschen oder Stöcken. Entsprechend erlebten wir extreme politische Gewalt und zwei Weltkriege. Das wahre Wunder ist, wie sich in Deutschland Stück für Stück die gewaltfreie Erziehung ausbreiten konnte und letztlich dies zu einer sicheren Demokratie führte.

Kürzlich hatte ich etwas über Kambodscha und den Massenmörder Dutch geschrieben. Einen Bericht aus dem Jahr 2007 der Kinderhilfsorganisation Plan Deutschland hatte ich wie folgt zitiert: „Leider ist Gewalt gegen Kinder in Kambodscha alltäglich, (…) In vielen Städten oder Gemeinden wird die Hälfte der Jungen und ein Drittel der Mädchen von ihren Eltern täglich verprügelt. (…) Männer fühlen sich verpflichtet, für Ordnung in der Familie zu sorgen, und glauben, sie haben das Recht, ihre Frauen und Kinder zu verprügeln. Erschreckend viele Frauen teilen diesen Standpunkt.“ und hatte angemerkt: „Das ist ein erschreckend hohes Ausmass von alltäglicher Gewalt! Wir können gewiss davon ausgehen, dass die Kindererziehung in den 4oer und 50er Jahren in Kambodscha sogar noch um einiges schlimmer aussah.
Wenn in Gesellschaften ein Übermaß an schwerer Gewalt gegen Kinder herrscht, droht ein Umkippen in Chaos, Mord und Krieg. Das ist die Lektion, die wir hier aus den Zahlen und aus der Geschichte lernen können. Wenn wir Fortschritte in der Kindererziehungspraxis gezielt fördern, gerade auch in den Konfliktregionen dieser Zeit, dann werden wir viel erreichen können. Dann werden wir sehen, wie sich diese Konfliktherde Stück für Stück abkühlen und zur Ruhe kommen werden. Das entsprechende Kapital dafür wäre da (leider wurde es vom Westen für unnütze Kriege verschwendet). Was fehlt ist das Bewusstsein und der Wille diese Zusammenhänge zu sehen und anzugehen. Dabei ist es nur eine Frage von Zeit, bis beides sich entwickeln wird. Ich denke, dass die Thesen dieses Blogs und der Psychohistorie in 10 oder 20 Jahren ein ganz anderes Gewicht haben werden, als dies heute der Fall ist. Insofern bin ich gespannt auf die Zukunft!

Montag, 11. Oktober 2010

80 tote Iraker wurden nicht ermordet!

Ein Soldat wird zum Mörder“ betitelt ein ZEIT Autor seinen aktuellen Artikel über den amerikanischen Unteroffizier John Hatley. Zu 40 Jahren Haftstrafe ist der Soldat verurteilt worden, weil er vier gefangene, wehrlose Iraker (mutmaßliche Schützen) hat erschießen lassen bzw. auch selbst mit schoss:
Die Patrouille fährt mit den Gefangenen an einen abgelegenen Kanal, es ist bereits dunkel. Von 13 Soldaten steigen nur Hatley und die beiden anderen Unteroffiziere aus den Fahrzeugen. Sie zerren die Iraker heraus und lassen sie niederknien. Hatley schießt zwei der Männer mit seiner Dienstwaffe in den Hinterkopf. Die beiden anderen Unteroffiziere feuern auf die anderen. Weil einer nicht sofort tot ist, schießt Hatley ihm zweimal in die Brust. Er lässt die Leichen in den Kanal werfen.

Hatley hat vor seiner Tat, so ist zu lesen, bereits über 80 Iraker „legitim“ getötet. Vielleicht hätte er dafür eine Auszeichnung bekommen, wäre da nicht dieser kleine „Zwischenfall“ gewesen. Menschen, die im zivilen Leben 10, 20 oder 30 Menschen umbringen, werden von uns als Soziopathen bezeichnet, als Wahnsinnige. Ein normaler Soldat kann 80 und mehr Menschen umbringen, danach wird er mit offenen Armen zu Hause willkommen geheißen: „Good Job!“ Ein US-Präsident kann als oberster Führer für den Tod von hundertausenden Menschen verantwortlich sein. Er wird seine Pension bekommen und niemand wird ihn von offizieller Seite aus als geisteskrank bezeichnen oder gar ins Gefängnis bringen.

und 80 tote Iraker wurden nicht ermordet.“ hätte der Untertitel des Artikels lauten können. Wie auch die mehreren hundertausend anderen Iraker und Irakerinnen wohl nicht ermordet wurden… Man muss zu Recht fragen, wenn man dem Verlauf und der „Logik“ des Irakkrieges folgt, warum nun gerade John Hatley abgeurteilt wurde? Unzählige Menschen starben und sterben in diesem Land, Unschuldige und „Schuldige“. Unzählige US-SodatenInnen waren und sind für das Töten verantwortlich. Keiner wird dafür zur Verantwortung gezogen.
Mindestens 250.000 Irakis starben Anfang der 90er Jahre im zweiten Golfkrieg auf Grund der US-Bombardements. Rund 1,5 Millionen Iraker, darunter über 550 000 Kinder unter fünf Jahren, sind danach den Folgen der Wirtschaftssanktionen zum Opfer gefallen. Wer in den 90er Jahren Kind oder Jugendlicher war, wer seine Geschwister, seine Eltern, seine Tanten und Onkels, seine Nachbarn und Schulfreunde hat sterben sehen, der ist heute Erwachsen und in der Lage, eine Waffe in der Hand zu halten. Ich frage mich, wie konnte die US-Führung in Anbetracht dieser Vorgeschichte davon ausgehen, dass sie jemals als Befreier gefeiert werden würde? Sie wussten es besser. Sie wussten, dass der Irak ein großes Schlachtfeld werden würde. Sie wussten, dass sie sich mit ihrer Armee in ein Wespennest setzen würden. Und sie wussten, dass sie viele „gute Feinde“ finden und viele Irakis töten würden. Das große Opferritual war geplant und gewollt, wenn wohl auch nicht auf den Strategieplänen der US-Planer, so wohl eher im kollektiven Unbewussten der psychisch gespaltenen Akteure. Irakis mussten sterben, weil unzähligen US-Amerikanern als Kind erhebliche Gewalt durch ihre Eltern angetan wurde. Das ist kein Wahn, sondern das ist die Realität. Wahnsinnig ist, wenn jemand, der über 80 Menschen tötet, dafür weder bestraft, noch als emotional gestört angesehen werden kann.

Samstag, 9. Oktober 2010

Kindheit von Stalin - eine erstaunliche Biographie

Kürzlich las ich etwas in einer weiteren Stalin Biographie: Kellmann, K. 2005: Stalin. Eine Biographie. Primus Verlag, Darmstadt.
Zu meinem Erstaunen lauteten die ersten Sätze dieser Biographie wie folgt:
Nicht nur der Vater, auch die Mutter schlug ihn. Körperliche Misshandlungen, Jähzorn und Gewalt müssen zu den ersten Wahrnehmungen im Leben jenes Menschen gehört haben, der sich später Stalin nannte.“ (Kellmann, 2005, S. 9)
Ich habe so einige Biographien über Diktatoren und politische Führer in den Händen gehalten. Alle fingen mit großen Ausschweifungen über den Geburtsort, Herkunft, Geschwister, Großeltern, Schulausbildung usw. usf an. Erst im Laufe des Textes fand ich dann ggf. hier und da vereinzelte Hinweise zur familiären Gewalt. Dass ein Biograph gleich mit der Misshandlungsgeschichte eines Diktators beginnt, ist ganz und gar außergewöhnlich! Dadurch betont er ganz klar, wie wichtig er diese Erfahrungen offensichtlich für das Leben von Stalin empfindet. Aber, jetzt kommt mein zweites Erstaunen: Im weiteren Textverlauf zur Herkunft und Kindheit von Stalin kommt kein Wort mehr zu dieser Gewalt im Elternhaus dazu. Auch keine Anmerkungen oder Gedanken, wie diese Erfahrungen Stalin geprägt haben könnten. Da reiht sich der Biograph Kellmann dann wieder ein in die Reihe der Anderen. Ganz erstaunlich, wirklich. Einen solchen krassen Widerspruch habe ich bisher in keinem anderen Text gefunden. Zumindest werde ich Kellmann im Grundlagentext über Stalin aufnehmen, da diese Biographie eine weitere Quelle für Stalins gewaltvolle Kindheit darstellt.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Terrorwarnungen. Vor wem müssen wir Angst haben?

Die USA warnen derzeit vor Reisen nach Europa. Es gäbe Hinweise auf geplante Terroranschläge.

Mein erster Gedanke dazu: Merkwürdig, dass diese Nachricht gerade jetzt kommt. Der Afghanistan Krieg zeigt sich immer mehr als eine Sackgasse in Richtung Eskalation und mehr Toter auf beiden Seiten. Die politische Führung steht unter Druck. Macht es da nicht „strategisch“ Sinn, mal wieder lautstark über das Schüren von Angst daran zu erinnern, dass unsere Freiheit in diesem fernen Land verteidigt würde und es um den Schutz vor Terroranschlägen ginge? Und dann wird gleich die Nachricht hinterhergeschossen, man habe in Nord-Waziristan per Mausklick äh Drohnenangriff mehrere deutsche Islamisten getötet und dadurch Anschlagsplanungen vereitelt.

Fest steht, dass es eine ständige, unkonkrete Gefahr von Anschlägen in Deutschland gibt. Genauso wie dies weiterhin natürlich auch für die USA und andere an derzeitigen Kriegen beteiligten westlichen Staaten gilt. Fest steht auch, dass diese aktuellen, durch westliche Länder verantworteten Kriege die Gefahr von Terroranschlägen wesentlich erhöht haben dürften. Fest steht ferner, dass der Westen bisher wirklich sehr viel Glück hatte! Insbesondere die USA haben sich ja als immenses Feindbild für alle möglichen Fanatiker aufgebaut. Trotzdem gab es seit 2001 keine islamistischen Anschläge (bis auf den Versuch am Times Square) mehr in den USA. Eigentlich fast ein Wunder. Müssen wir jetzt Angst haben? Und wenn vor wem?

Wenn man sich vor Augen führt, dass durch die Anschlagsserie vom 11. September ca. 3000 Menschen auf amerikanischem Boden starben, durch die kriegerische Reaktion der USA allerdings mehrere hunderttausend Menschen außerhalb der USA ihr Leben verloren, dann habe ich erlichgesagt mehr Angst vor eben dieser möglichen Reaktion auf zukünftige Terroranschläge.

Freitag, 1. Oktober 2010

2 Jahre kriegsursachen.blogspot.com - Zwischengedanken

Seit Oktober 2008 ist dieser Blog mittlerweile online. Mein Hauptanliegen war damals wie heute der Erhalt und die Verbreitung meines Grundlagentextes. Dort steht im Grunde alles, was für mich wichtig zu dem Thema ist. So richtig zur Ruhe bin ich allerdings nicht gekommen. Vor allem die Arbeiten von Lloyd deMause haben noch mehr Fragen aufgeworfen, die ich mir beantworten möchte. Mein Grundlagentext entstand ursprünglich, ohne dass ich deMause groß zur Kenntnis genommen hätte. Sein Buch „Das emotionale Leben der Nationen“ war für mich später noch mal in vielem ein Aha-Erlebnis. Und so werden wir alle sehen, wo mich die Reise hinführt. Ich habe noch einige große Themen als Ziel im Hinterkopf, auf die ich zugehe. Ich vermute aber auch, dass ich irgendwann an einen Punkt kommen werde, wo es nicht mehr groß weitergeht. Schließlich habe ich heute nicht mehr die Möglichkeiten und die Zeit, die ich früher noch als Student hatte. Ich kann mich nicht mehr auf etliche Bücher und Studien stürzen. Insofern sehe ich zukünftig diesen Blog eher als gedankliche Anregung für andere am Thema Interessierte und als Anregung zur weiteren Forschung.

Ein klares Ziel habe ich erreicht. Jeder, der sich per Googel mit Krieg und seinen Ursachen beschäftigen will, hat eine gute Chance, auf meinen Blog zu stoßen :-).
Aktuelle Googelabfrage nach folgenden Suchwörtern, auf die mein Blog angezeigt wird:

Kriegsursachen: Platz 5
Krieg Ursachen Afghanistan: Platz 3
Krieg Ursachen Irak: Platz 11 und 12
Kindheit Krieg: Platz 10
Kriegsursachenforschung: Platz 18
Kindheit George w. Bush: Platz 10

Momentan pendelt die tägliche Besucherzahl zwischen 35 und 50. Die häufigsten Suchanfragen kommen durch Abfragen zu den Ursachen des Afghanistankrieges. Viele Rückmeldungen bekomme ich nicht. Ich hoffe allerdings, dass ich mit diesem Blog einiges bewegen kann und die Menschen auch mal in diese Ecke der Kriegsursachenforschung schauen.

gewaltvolle Kindheiten in den USA - Beispiel "Paddeln" von SchülerInnen

In Anbetracht unzähliger aktueller und auch vergangener Kriege (sowohl direkter, als auch stellvertretend geführter), in denen die USA verwickelt war, möchte ich jetzt im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten einen kurzen Blick auf die Kinderziehungspraxis in diesem Land werfen. Es ist eine schwierige Angelegenheit, etwas in dieser Hinsicht über dieses Land zu schreiben, das so unendlich groß und vielschichtig und das darüberhinaus ein Einwanderungsland ist. Dem Thema gerecht werden kann ich hier nur bedingt.

Kürzlich stieß ich allerdings auf zwei Artikel auf SPIEGEL-Online, die mich wirklich erschreckt haben. Mir war bereits bekannt, dass in den USA die Prügelstrafe an Schulen in vielen Bundesstaaten nicht verboten ist. Ich hatte in dieser Hinsicht allerdings bisher nicht weiter recherchiert. Ich muss gestehen, dass ich davon ausgegangen bin, dass dieses „fehlende Verbot“ in dieser westlichen Demokratie heute kaum oder keine Konsequenzen für die amerikanischen SchülerInnen haben würde. Gerade die US-AmerikanerInnen sind ja bekanntlich auch recht klagefreudig und verteidigen ihre Rechte vor Gericht um alles Erdenkliche (manchmal auch Übertriebene und Absurde). Ich wurde eines besseren belehrt…

In fast der Hälfte der US-Staaten dürfen LehrerInnen ihre SchülerInnen schlagen. Und sie tun es auch, am liebsten mit Holzpaddeln aufs Gesäß. Eine Studie verzeichnet 200.000 Fälle jährlich, meist in den Südstaaten, berichtet SPIEGEL-Online in einem Artikel aus dem Jahr 2008. Die geschlagenen Schüler waren zwischen 3 und 19 Jahren alt. Schwarze Mädchen traf es doppelt so häufig wie weiße Mädchen. Jungs werden dreimal so häufig geschlagen wie Mädchen; bei Kindern indianischer Herkunft langten LehrerInnen ebenfalls besonders häufig zu. Begründungen für die Körperstrafe sind z.B. heimliches Rauchen, sich geküsst haben, während des Unterrichts unerlaubt im Gang herum stehen, Kaugummi gekaut oder den Unterricht gestört haben. Führend im Schlagen ist der Staat Mississippi. Dort werden etwa 7.5 % der SchülerInnen von ihren LehrerInnen geschlagen! Aber auch Texas hat einen führenden Negativplatz mit ca. 50.000 Fällen pro Jahr.

In einem anderen SPIEGEL Artikel wird das "Paddeln" beschrieben: „Das gefürchtete Instrument ist rund einen Meter lang, aus Holz und ähnelt einem Paddel. Mit Wucht auf den Hintern geschlagen, hinterlässt es Striemen oder sogar Blutergüsse. Zur Züchtigung müssen sich Schüler nach vorne beugen - eine ebenso schmerzhafte wie erniedrigende Prozedur.“ Und DER SPIEGEL zitiert Zahlen aus dem Jahr 2000. In Mississippi wurden damals noch 9,8 % der SchülerInnen geschlagen. Auf den weiteren Plätzen folgen Arkansas mit 9,1 %, Alabama mit 5,4 % und Tennessee mit 4,2 %. Hier zeigt sich am Beispiel von Mississippi, dass die Rate ansteigt, wenn man weiter zurückschaut.

Dass die Gewalt im historischen Rückblick ansteigt, zeigt auch ein weiterer Bericht: 1980 wurden nach Angaben des US-Bildungsministeriums landesweit 1.415.540 Schüler geprügelt. 1990 waren es noch 613.514 und im Jahr 2000 342.038. (vgl. Stern.de, 13.08.2004: "Prügelstrafe für US-Schüler")

Es ist unglaublich, was in den USA heute noch an offener institutioneller Gewalt stattfindet. Dies an einem Ort, an dem die neue Generation sozialisiert und auf das Leben vorbereitet werden soll. Die Lektion ist Gewalt. Auch die nicht-geschlagenen Schülerinnen werden diese Lektion verinnerlichen. Indem sie z.B. ein besonders angepasstes Verhalten an den Tag legen, um nicht Ziel des „Paddelns“ zu werden. Und natürlich lernen sie, dass Gewalt ein toleriertes Mittel der Konfliktlösung ist. Auf einem Bild im SPIEGEL Artikel ist auch ein Lehrer zu sehen, der einen Schüler vor der Klasse „paddelt“. Im Hintergrund lachen einige Schüler darüber. Hier ist die Lektion: „Der Schmerz des Anderen macht mich glücklich, denn nicht ich, sondern er ist das Opfer.“ Dazu kommt, dass auch die Zeugen von Misshandlungen mittelbar Opfer werden. Das zeigt die Forschung über häusliche Gewalt. Es hinterlässt tiefe Spuren bei Kindern, wenn Andere vor den eigenen Augen gequält und in ihrer Würde verletzt werden. Im o.g. Stern-Bericht wird ein ehemaliger Schüler, der verprügelt wurde, zitiert: "Das Schlimmste ist nicht der Schmerz, sondern die Erniedrigung. Es ist ganz einfach ein unmenschlicher Akt."

Für mich sind diese Berichte Motivation genug, die Gewalt gegen Kinder in den USA weiter zu beleuchten. Ich werde zukünftig Stück für Stück die Infos über dieses Land zusammentragen, die ich finden kann. Anfangen möchte ich mit folgender Info:

Die internationale UNICEF-Vergleichsstudie „Child Maltreatment Deaths in Rich Nations“ (2003) zeigt, dass in den USA im Vergleich zu den meisten anderen Industrienationen mehr Kinder auf Grund von Misshandlungen/Vernachlässigung sterben. Insgesamt wurden 26 Nationen ausgewertet. Die USA kommen in einer bereinigten Tabelle auf Platz 23 mit 2,4 Todesfällen auf 100.000 Kinder. In Deutschland sind es zum Vergleich 0,8 Todesfälle. In Norwegen, Irland, Italien, Griechenland und Spanien liegen die Raten sogar alle unter 0,3. „Hängt das Risiko von Misshandlungen mit dem allgemeinen Ausmaß von Gewalt in der Gesellschaft zusammen?“ wird in einer Zusammenfassung der o.g. Studie in deutscher Sprache gefragt. „Diese Frage beantwortet die Studie mit ja. So haben die Länder, mit den wenigsten Todesfällen bei Kindern aufgrund von Misshandlungen und Vernachlässigung auch die wenigsten Mordfälle unter Erwachsenen. Umgekehrt weisen die drei Länder mit den meisten Kindestötungen – USA, Mexiko und Portugal – auch die höchsten Mordraten an Erwachsenen auf.
Ich kann mir hier natürlich nicht verkneifen, die obige Frage auch umzudrehen: Hängt das Risiko von Gewalt in der Gesellschaft (wie z.B. hohe Mordraten und häufige Kriege) mit dem allgemeinen Ausmaß von Kindesmisshandlungen zusammen? Die Frage würde ich natürlich mit Ja beantworten.


Siehe ergänzend auch: UNICEF Bericht zum Wohlergehen der Kinder in Industrieländern Hier landeten die USA auf den vorletzten Platz im Ranking!