1984 wurde eine anonymisierte Fallstudie über einen
deutschen RAF-Terroristen veröffentlicht:
Billig, Otto (1984): The case history of a German terrorist. In: Studies in Conflict & Terrorism, 7:1, S. 1-10.
Billig, Otto (1984): The case history of a German terrorist. In: Studies in Conflict & Terrorism, 7:1, S. 1-10.
Schaut man sich einige Eckdaten an, dann handelt es sich
bei dem untersuchten Mann (im Text „Rolf“ genannt) sehr wahrscheinlich um Christof Wackernagel. Die Eckdaten aus dem o.g. Text sind folgende:
- - Der Vater starb, als „Rolf“ sieben Jahre alt war
- - Sein Vater war ein bekannter Künstler
- - „Rolf“ wollte u.a. Schauspieler werden
- - „Rolf“ wurde 1977 zusammen mit einem Freund
verhaftet, als sie sich in eine Telefonzelle begeben hatten. Dabei wurden
sowohl die beiden Terroristen als auch drei Polizisten verletzt.
Alle diese Daten und Begebenheiten treffen auf Christof
Wackernagel (der mittlerweile Schauspieler ist) zu. Der Autor Otto Billig hat sich offensichtlich nicht die Mühe
gemacht, die Eckdaten zu verändern (damals gab es aber auch noch kein Internet
und eine Recherche der Eckdaten war entsprechend aufwendig). Der Name „Rolf“
scheint die einzige Veränderung zu sein. Da ich trotz dieser Überschneidungen
nicht 100%ig sicher sein kann, ob Christof Wackernagel wirklich hinter „Rolf“
steckt, bleibe ich im Verlauf bei dem Pseudonym „Rolf“.
Kommen wir nun zur Kindheit des untersuchten Terroristen (Quelle siehe oben):
Wie schon oben erwähnt starb sein Vater früh. Dies bedeutet
an sich ein schweres Trauma für ein Kind. „Rolfs“ Mutter bezeichnete ihren Mann
als „Neurastheniker“, was wohl damals depressive Verstimmungen meinte. Die
Familie habe Rücksicht auf die Beschwerden des Vaters genommen. Auf Grund
seiner Karriere, Unsicherheiten und körperlichen Verfassung habe er keine Nähe
zur Familie aufbauen können. „Rolfs“ Beziehung zum Vater sei entsprechend von
Distanz geprägt gewesen.
Die familiäre und berufliche Situation bedeutete auch, dass die Mutter nur wenig Zeit mit den Kindern verbrachte. Dies galt einmal mehr nach dem Tod ihres Ehemannes. Zum Vorbild für Rolf wurde ein Freund der Familie (ein Anwalt), der sich sehr für das Kind interessierte. Wie diese Beziehung zwischen dem Anwalt und dem Kind aussah, erfährt man in dem Text nicht.
Rolf entwickelte nach dem Tod des Vaters ein großes
Verantwortungsgefühl für die Familie, insbesondere für seine stark ausgelastete
Mutter. "Rolf" war 12 Jahre alt, als ein neuer Mann an die Seite seiner Mutter kam. „Rolf“
habe sich daraufhin verändert und sich zurückgesetzt gefühlt. Alles, was Otto
Billig dazu weiter ausführt, legt den Schluss nahe, dass „Rolf“ durch die neue
Verbindung seiner Mutter seinen letzten Halt verlor.
Als Jugendlicher kam „Rolf“ in Kontakt mit der Drogenszene und wurde auch einmal auf Grund des Besitzes von Haschisch festgenommen. In seiner späten Adoleszenz wurde er dann Stück für Stück politisch aktiver und schloss sich radikalen Gruppen an. Es kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Stiefvater bzgl. der politischen Einstellungen von „Rolf“.
Als 17-Jähriger zog er von zu Hause aus und brach den Kontakt mit seiner Familie ab. Später wurde er von einem Anwalt, der RAF-Mitglieder vertreten hatte, angesprochen und um Hilfe gebeten. (Was für ein Zufall, dass dieser Verbindungsmann nun gerade Anwalt war, so wie es sein einziges männliches Vorbild in der Kindheit auch gewesen war) So wuchs er langsam in die Gruppe hinein und wurde schließlich RAF-Mitglied.
2 Kommentare:
Hallo herr Fuchs,
ich hätte Ihnen gern eine E-mail gesendet, aber leider stimmt die E-mail-Adresse (svfox @ web.de)nicht.
Viele Grüße, U. Vetten
ok hat sich wohl erledigt. Die Email kam an :-)
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