Sonntag, 17. April 2022

Kindheit von Zar Peter III. (Russland, 1728-1762)

Peters Mutter starb drei Monate nach seiner Geburt im Jahr 1728. Der Vater widmete sich danach seinem Sohn. Großen Wert legte der Vater auf eine gute Erziehung, wofür er extra für den vierjährigen Peter einen Professor für Theologie anstellte, der zum Vorbild für den Jungen wurde. Die allgemeine Erziehung zielte offensichtlich auch darauf ab, das Interesse fürs Militärische bei dem Jungen zu wecken, was auch gelang (Palmer 2005, S. 21-23). Der Vater starb allerdings, als Peter elf Jahre alt war. Peter vermisste ihn sehr (Palmer 2005, S. 17). 

Zum Vormund wurde ein Onkel, der kein großes Interesse an dem Kind hatte und der die Erziehung dem schwedischen Oberlehrer Otto Friedrich von Brümmer überließ. „Der Erzieher behandelte den Jungen mit einer Härte, die an Brutalität grenzte, er schrie ihn an und bestrafte ihn häufig. Fast jeden Tag musste der kleine Herzog auf Erbsen knien, was ihm unerträgliche Schmerzen bereitete. Brümmer ließ sich aber von den Tränen des Jungen nicht beeindrucken“ (Palmer 2005, S. 24). Der Biograf Bernhard Mager beschreibt die Wahl des neuen Erziehers kurz und knapp so: „Wie sich nachfolgend zeigte, eine für Peter unglückliche Entscheidung. Von Brümmer war weder pädagogisch noch sonst geeignet, eine erbprinzliche Hoheit adäquat zu erziehen" (Mager 2018, S. 14). Peter hätte „unter oft willkürlich verhängten Strafen und unter der von Schikanen durchsetzen Erziehung durch von Brümmer“ gelitten (Mager 2018, S. 15). Der Erzieher Brümmer wird von Mager an einer Stelle auch als „Despot“ bezeichnet (Mager 2018, S. 67).

Peter war der einzige Enkel Peter des Großen und wurde auf Befehl der Kaiserin Elisabeth I. von seinem Wohnort in Schleswig-Holstein nach Russland befohlen. Peter begab sich auf die Reise im Glauben daran, seiner Tante Elisabeth nur einen Besuch abzustatten. (Mager 2018, S. 56f.)
Geplant war allerdings sein dauerhafter Aufenthalt in Russland und die entsprechende Thronfolge. Anfang des Jahres 1742 brachen Peter und seine Begleiter auf. Peter war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal vierzehn Jahre alt. „Leider begleitete Brümmer Karl Peter auch auf die Fahrt nach Russland. Das machte die Reise noch schlimmer. (…) Der junge Herzog war von den Quälereien der vergangenen Jahre so erschöpft, dass er nur wünschte, der hochmütige Schwede möge für immer verschwinden. Das Gleiche galt für den Kummerjunker Friedrich Wilhelm von Bergholz (…), einen Menschen, der nicht weniger brutal war als Brümmer“ (Palmer 2005, S. 24). 

Auf der Reise nach Russland strafte Brümmer einmal einen Wirt mit Peitschenhieben. „Peter war von diesem Erlebnis schockiert. Dass man Kinder schlagen durfte, hatte er durch Brümmer bereits erfahren müssen. Noch nie hatte man aber einen erwachsenen Mann in seiner Anwesenheit bestraft“ (Palmer 2005, S. 26). An dieser Stelle erfahren wir also auch, dass Strafen seitens des Oberlehrers gegen seinen Zögling Peter auch körperliche Gewalt bedeuteten!

Als Peter in Russland ankam und empfangen wurde begann er „bitterlich zu weinen und die Erwachsenen standen hilflos daneben“ (Palmer 2005, S. 26). Peters Herz hing an dem Herzogtum Holstein. In Russland fühlte sich der junge Peter dagegen als Gefangener (Mager 2018, S. 65).

Zar Peter III. war Vollwaise und musste eine von Gewalt und Demütigungen durchsetzte Erziehung über sich ergehen lassen. Hinzu kam der erzwungene Verlust der vertrauten Umgebung in Holstein in frühen Jahren. Insgesamt betrachtet ist dies eine sehr traumatische Kindheit. 


Quellen:

Mager, B. (2018). Der Zar aus Schleswig-Holstein: Zar Peter III. als Landesherr von Holstein im Spiegel historischer Dokumente. Ihleo Verlag, Husum. 

Palmer, E. (2005). Peter III. Der Prinz von Holstein. Sutton Verlag, Erfurt.


 


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