Freitag, 24. September 2010

Astrid Lindgren. Verlinkung ihrer Dankesrede "Niemals Gewalt!"

Astrid Lindgrens Dankesrede „Niemals Gewalt!“ bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels im Jahr 1978 habe ich ab sofort in die Linkliste aufgenommen (das hätte ich schon viel früher machen sollen). Ein Jahr bevor die bedeutenden Bücher von der Kindheitsforscherin Alice Miller „Das Drama des begabten Kindes“ (1979) und zwei Jahre bevor „Am Anfang war Erziehung“ (1980) herauskamen, nannte die Kinderbuchautorin Lindgren all die Dinge beim Namen, mit denen sich später Miller und andere intensiv und forschend befassten. Ihre Rede ist heute noch so aktuell wie 1978 und ein großer Wink in eine mögliche, friedlichere Zukunft durch eine friedlichere, liebevolle Erziehung. Man muss kein Psychoanalytiker oder Psychohistoriker sein, um die tieferen Ursachen von Gewalt und Krieg klar und deutlich erkennen zu können. Es genügt manchmal auch, eine einfühlsame Kinderbuchautorin zu sein, die sich mit Kindern auskennt und die ohne Angst auf ihre eigene Kindheit zurückblicken kann.

Lindgrens Rede bewegt mich immer wieder, wenn ich sie lese. Ich würde mir wünschen, dass ihre Rede weiterhin oft und von vielen Menschen gelesen wird.


Siehe ergänzend auch:

Kindheit von Astrid Lindgren

Astrid Lindgrens Position: Niemals Gewalt!

Donnerstag, 23. September 2010

Kambodscha. Als Massenmörder wird man nicht geboren

Im aktuellen Amnesty Journal (10/11 2010) wird über den Massenmörder Kaing Guek Eav alias "Duch" berichtet. "Duch" führte während der Gewaltherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha das Gefangenenlager S 21, wo über 15 000 Menschen brutal ermordet wurden. Er ist bereits zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Psychologin Françoise Sironi erstellte ein psychologisches Gutachten über diesen Verbrecher und gab dem Amnesty Journal unter dem viel vielversprechenden Titel „Im Kopf eines Massenmörders“ (online zu sehen auf der österreichischen AI Homepage) ein Interview. Vielversprechend deshalb, weil ich mich schon länger frage, warum eine Organisation wie Amnesty International nicht auch über tiefere, psychologische Ursachen von Terror, Folter und Krieg im Zusammenhang mit Kindheitserfahrungen etwas veröffentlicht. Ist es doch in ihrem Interesse, den Menschenrechtsverletzungen entgegenzutreten. Leider wurde ich enttäuscht, was den Inhalt des Interviews angeht.

Wie ist es zu erklären, dass ein einfacher Familienvater solche Bluttaten beging?“, fragt das Amnesty Journal.
Antwort der Psychologin: „Wie bei den anderen Verbrechern gegen die Menschlichkeit befinden wir uns nicht in einer normalen Dimension der Pathologie. Wir müssen über die normale, individuelle Psychologie hinausgehen, um zu verstehen, welche Ereignisse des kollektiven Lebens diese Leute geprägt haben. Bei Duch waren mehrere solche Ereignisse ausschlaggebend. Er hat eine ganze Reihe von Akkulturationsphasen durchlaufen, die oft mit erniedrigenden Erfahrungen verbunden waren. Während seiner Jugend fühlte er sich wegen seiner chinesischen Herkunft abgewertet, danach prägte ihn die Konfrontation mit der französischen Kultur und schliesslich der Kommunismus. Als Zweites berücksichtigten wir seine Laufbahn im politischen Apparat der Khmer. Denn man kommt nicht als Pei¬niger zur Welt, man wird zu einem solchen gemacht.“
Was sagt uns diese Antwort? Im Grunde nichts halbes und nichts ganzes. Was meint sie mit „erniedrigenden Erfahrungen“? Im nächsten Satz wird ausgeführt, dass er sich auf Grund seiner chinesischen Herkunft abgewertet fühlte. Wird man deshalb gleich zum Massenmörder? Ach ja, da kommt noch die Überforderung mit der französischen Kultur, sein Weg in den Kommunismus und sein „beruflicher“ Aufstieg. Ich denke, wir müssen uns Kaing Guek Eav und seine Taten an dieser Stelle noch mal etwas genauer anschauen.

"Wir sahen überall Feinde, Feinde, Feinde", wird er vom SPIEGEL zitiert. Wie viele Menschen alleine in seinem Lager ermordet wurden, habe ich oben bereits erwähnt. „Und es kam so weit, dass er sich als Gott des Bösen sah“ , sagte Youk Chhang, der Direktor des Documentation Center of Cambodia, über „Dutch“. „In Choeung Ek, den Killing Fields nahe Phnom Penh, in denen Henker aus S-21 die Gefangenen zu Tausenden mit der Hacke erschlugen, pflegte Duch im schwarzen Pyjama am Rand zu sitzen und die Massenhinrichtungen zu beobachten.“ (der Freitag, „Gott des Bösen“)
In einem Memo fragte ein Wärter an, was mit sechs Jungen und vier Mädchen geschehen solle, die als Verräter verdächtigt wurden. „Töten bis zum letzten Mann“, vermerkte der Gefängnischef auf dem Blatt. (vgl. focus, „35 Jahre Haft für Folterchef“)
Kleinkinder wurden in dem Lager mit dem Kopf voran gegen einen Baum (genannt „Todesbaum“) geschleudert, die Erwachsenen mit Eisenstangen totgeschlagen; Duch wollte Kugeln sparen, berichtet der SPIEGEL unter dem Titel „HOLOCAUST ALS KARRIERE“. Die Unfähigkeit zur Mitmenschlichkeit, das Fehlen jeder Empathie und der Bruch jeder moralischen Norm wird ihm laut dem Bericht attestiert. Der SPIEGEL vergleicht außerdem "Duch" und Eichmann und fragt: „Was lässt einen Menschen so verrohen wie diesen Duch, der in seinem Tagebuch sieben Zeilen Bedauern über den ungewollten Tod einiger Hühner zu Papier bringt, aber das durch Folter forcierte Ende von 14 Gefangenen nur mit zwei Zeilen würdigt? Was hat einen Eichmann so unempfindlich gegenüber dem Leid seiner Mitmenschen gemacht? Gängige Erklärungsmuster greifen bei den beiden nicht. Sie wuchsen weder verwahrlost auf, noch hat sie die Gesellschaft in Jugendjahren mit Ungerechtigkeiten gebrandmarkt, die ihre Moralvorstellungen zusammenbrechen lassen mussten. Eichmann erhielt eine christliche Erziehung in einer Mittelklasseumgebung, Duch wurden von seinen einfachen, aber rechtschaffenen Eltern buddhistische Ideale wie Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe eingeimpft.
Für mich sind diese Ausführungen des SPIEGEL absolut unverständlich. Glaubt jemand ernsthaft, dass ein Kind, das liebevoll erzogen und dem zusätzlich „buddhistische Ideale wie Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe eingeimpft“ wurden, später zu einem Menschen a la „Dutch“ werden kann? Immer wieder tauchen solche Gedankengänge auf, bei uns zu letzt auch über den Amokläufer Tim K. Für mich ist das so, als ob jemand behauptet, wenn ich einen Stein fallen lasse, würde die Schwerkraft außer Kraft gesetzt und er würde über dem Boden schweben. Wer eine wirklich gute Kindheit hatte, wird kein Folterknecht, der Menschen wie Fliegen sadistisch umbringt. Eine traumatische Kindheit muss auch bei „Dutch“ das Fundament gewesen sein, auf dem seine „Karriere“ aufbaute.
Oftmals werden heutigen Folterern durch gezielte Traumatisierung in der Grundausbildung mögliche restliche Gefühle bzw. ihr Mitgefühl gänzlich abtrainiert. Dazu hat die Sonderabteilung „ai-Aktionsnetz für Heilberufe“ von Amnesty International zwei sehr informative Texte auf ihrer Homepage veröffentlicht, die ich schon im Grundlagentext z.T. zitiert habe: Traumatisierungsvorgänge bei der Foltererausbildung.
und Demütigung und Destruktivität: Folterer- und Spezialsoldatenausbildung in psychopolitischer Perspektive.
Auch hier wird klar, dass ein Folterer über eine stark gespaltene Persönlichkeitsstruktur verfügen muss, damit er überhaupt zu seinen Taten fähig wird. Auch "Duch" wurde unter der früheren Regierung auf Grund seiner Mitgliedschaft in einer Guerillagruppe verhaftet und gefoltert, wie der Focus berichtet. Diese eigenen Ohnmachts-/Traumatisierungserfahrungen während der Folter kumulieren sich dann zu einer explosiven Masse. (Wobei ich davon ausgehe, dass nicht jeder Folterer auch selbst in Haft oder Ausbildung gefoltert wurde. Das, was Kinder in ihren Familien erleben, kann leider oftmals ohne weiteres auch als Folter bezeichnet werden. Diese "Grundausbildung" kann dann schon ausreichen, um voller Hass auf andere Menschen zu sein.)

„Dutch“ sprach auch von einem "reinigende Blutbad", so der o.g. SPIEGEL Bericht. Die Psychologin Françoise Sironi sprach im AI Interview davon, dass „Duch“ die getöteten Menschen als quasi „rituelle Opfer“ ansah. Diese Sprache verrät etwas über die emotionalen Ursachen. Dass Kriege eine Art Reinigungsritual oder Opferritual darstellen, darauf verweist ja vor allem die psychohistorische Analyse immer wieder. DeMause schrieb z.B. „Krieg ist ein Opferritual, dazu bestimmt, Angst vor Individuation und Verlassenwerden abzuwehren, indem unsere frühen Traumata an Sündenböcken wiederaufgeführt werden.“
In einem Bericht aus dem Jahr 2007 der Kinderhilfsorganisation Plan Deutschland steht: „Leider ist Gewalt gegen Kinder in Kambodscha alltäglich, (…) In vielen Städten oder Gemeinden wird die Hälfte der Jungen und ein Drittel der Mädchen von ihren Eltern täglich verprügelt. (…) Männer fühlen sich verpflichtet, für Ordnung in der Familie zu sorgen, und glauben, sie haben das Recht, ihre Frauen und Kinder zu verprügeln. Erschreckend viele Frauen teilen diesen Standpunkt.“

Das ist ein erschreckend hohes Ausmass von alltäglicher Gewalt! Wir können gewiss davon ausgehen, dass die Kindererziehung in den 4oer und 50er Jahren in Kambodscha sogar noch um einiges schlimmer aussah. („Duch“ wurde im Jahr 1942 geboren)
Als Pol Pots Truppen 1975 die Macht übernahmen, begann die schlimmste Zeit in der Geschichte Kambodschas, in der zwischen 20 und 30 Prozent der Bevölkerung direkt oder indirekt durch die Roten Khmer umgebracht wurden - die Schätzungen schwanken zwischen einer und zwei Millionen Opfern. (vgl. planet-wissen.de, 01.06.2009, ) „Duch“ war dabei letztlich nur einer unter vielen brutalen Mördern. Wie sagte er noch: "Wir sahen überall Feinde, Feinde, Feinde!“ „Kriege sind klinische emotionale Störungen, kollektiv psychotische Episoden von wahnhaft erzeugter Schlächterei“ zitierte ich deMause bei der Definition von Kriegen. In Kambodscha führten die Menschen in den 70er Jahren ganz offensichtlich ihre frühen Traumata wieder auf. Die ganzen bekannten Ereignisse von damals kann man nur mit dem Wort Wahnsinn bezeichnen.

Freitag, 10. September 2010

George W. Bush: war "feels good"

19. März 2003, 22.15 Uhr, Washington:
Bush ballt Hand zur Siegesfaust, sagt "feels good!". Dann verkündet er der Nation, dass der Krieg begonnen hat. Amerika ist am Ziel. Die ersten Bomben fallen auf Bagdad.“ Das sind die Schlussworte aus dem Stern Artikel „Die Kriegslüge“ vom 11.03.2004, einer der besten Artikel, den ich bisher zu dem Thema gelesen habe. Der Krieg war das feste Ziel, der Weg dahin wird im Artikel haarklein aufgezeigt. Er bestand aus gezielten Lügen, Druckausübung auf Mitarbeiter, Wegesehen, Umdichten, Schaffung von „Realitäten“ usw. (was ja vielen schon bekannt sein dürfte) und vor allem aus einer Eskalationsstrategie in der Sprache über den Irak gegenüber dem eigenen amerikanischen Volk. Saddam Hussein musste als böses Monster aufgebaut werden, damit die AmerikanerInnen dem Krieg folgen würden. Dies gelang, wie wir alle wissen, in Perfektion.

Im Stern Artikel kam auch immer wieder auf dem Weg zum Krieg zur Sprache, dass einzelne interne Mitarbeiter aus Beraterkreisen, Geheimdiensten usw. es kaum glauben konnten, was die Führungsspitze da aufbaute und von sich gab. Vielen war klar, dass der Irak keine Gefahr für die USA darstellte. Viele schwiegen, obwohl sie den Wahnsinn kommen sahen. Als Deutsche wissen wir nur zu gut um diese Prozesse. (Ich erinnere an dieser Stelle auch an das Kapitel "Das einst misshandelte Volk identifiziert sich mit dem Aggressor" im Grundlagentext)

Je mehr ich mich mit dem Irakkrieg und George W. Bush beschäftige, desto mehr wird mir klar, dass dieser Weg zum Krieg in der Tat sehr viel etwas mit totalem Realitätsverlust und Wahnvorstellungen zu tun hatte. Die amerikanische Führung war kriegslüstern und das Volk folgte ihnen bereitwillig, ohne irgendetwas von dem, was da vor sich ging, kritisch zu hinterfragen.
Für Krieg und Wohlstandsreduzierung war George W. Bush auch gewählt worden. Kurz nach seinem Wahlsieg sagte er am 14. Juni 2001 zum schwedischen Premierminister Göran Perrson: „Irre, dass ich gewonnen habe. Ich trat an gegen Frieden, Wohlstand und gegen den Amtsinhaber.“ (Original: „It was amazing I won. I was running against peace and prosperity and incumbency.“) Bush hatte nicht bemerkt, dass eine Fernsehkamera noch lief. Deutlicher kann man nicht werden.

Für mich persönlich ist die Rückschau auf diesen Krieg immer noch auch ein Stück weit Aufarbeitung und Verarbeitung. Dass dieser Wahnsinn im 21. Jahrhundert möglich war, hat mich zutiefst schockiert. Dass ein ähnlicher Wahnsinn weiterhin in Afghanistan stattfindet, schockiert mich weiterhin.

Ich bin mir sicher, dass ein geschickter Analytiker, der sich mit den Ereignissen und Reden dieser Zeit beschäftigen würde, sehr klar den emotionalen Gehalt des Krieges und dessen Vorbereitung herausstellen könnte. Überall finden sich Hinweise darauf. Man könnte wahrscheinlich ein ganzes Buch dazu schreiben.

Auf zwei Dinge möchte ich in diesem Zusammenhang hier noch hinweisen. Bush besuchte am 11. September 2001 eine Grundschule in Florida - als er von dem zweiten Flugzeug erfuhr, das im World Trade Center eingeschlagen war. „Ein zweites Flugzeug hat den zweiten Turm getroffen. Amerika wird angegriffen.“, flüsterte ihm ein Mitarbeiter zu. Wie versteinert saß er ca. 7 Minuten da und tat gar nichts. Dies brachte ihm viel Spott ein. Viele fragten sich: Was dachte er in diesen Minuten?
Viele scheinen nichts über die traumatische Kindheit von George W. Bush zu wissen. Wenn man darum weiß, dann könnte man diese „7 Minuten Starre“ auch als eine Retraumatisierung deuten, während der Bush wieder in die alte Ohnmacht und Schockstarre aus seiner Kindheit zurückfiel. Ein extremer Angriff von Außen fand statt, gleichzeitig wiederholten Kinderstimmen eintönig die Vorgaben der Lehrerin in der Grundschulklasse. (auf youtube kann sich jeder das Video ansehen). Es hat etwas sehr symbolisches, dass Bush gerade zu diesem Zeitpunkt in Mitten von Kindern saß...

„feels good!" sagte George W. Bush, als er den Beginn des Krieges verkündete (siehe oben). Das alleine sagt im Grunde schon alles. Mit emotionaler Freude wurde in der Geschichte immer und immer wieder auf den Beginn von Krieg von Menschen reagiert. Kaum ein Forschender hat sich bisher wirklich gefragt, was das auf sich hat. Warum sich Menschen auf das Töten anderer Menschen freuen und auch auf den evtl. eigenen Tod. (siehe dazu z.B. auch den Beitrag „Krieg der Kindergangs“ ) Vielmehr folgt die Rationalisierung von Kriegen in der späteren Analyse (siehe meine vorherigen Beiträge zum vermeintlichen Ölkrieg, der aber gar keiner war). Da muss dringend ein Umdenken stattfinden. Es muss klar werden, dass einzelne Menschen wie z.B. Bush aber auch Nationen sich auf Grund traumatischer Kindheitserfahrungen „schlecht fühlen“, dass ein gesellschaftlicher und ökonomischer Fortschritt dieses „sich schlecht fühlen“ noch (bis ins unerträgliche) verstärkt und sie sich dann endlich „gut fühlen“, wenn sie etwas großes zerstören können, wenn ein deutlicher Feind gefunden wurde, wenn Menschen sterben und die Wirtschaftskraft zurückfällt.

Freitag, 3. September 2010

"Blut für Öl These" als Scheuklappe

Der Friedensforscher Daniele Ganser spricht aktuell im FOCUS-Online-Interview („Der Kampf ums Erdöl hat schon begonnen“) „über den Erdölrausch der Nachkriegszeit und Kriege um Rohstoffe“:

Meiner Meinung nach hat der Kampf ums Erdöl schon begonnen, obschon nicht öffentlich von „Peak Oil Kriegen“ gesprochen wird, das ist tabu. (…) nehmen Sie den Angriff auf den Irak durch die USA und Großbritannien im März 2003, das ist für mich ein klarer Erdölbeutezug. Der Irak besitzt die drittgrößten Erdölreserven der Welt. Die Produktion in den USA und Großbritannien bricht ein. Gegenüber der Öffentlichkeit hat man als Kriegsgrund von Massenvernichtungswaffen gesprochen, aber das waren alles Lügen, wie man heute weiß. (..) Als Historiker halte ich es für dringend notwendig, dass der Terror vom 11. September im Kontext von Ressourcenkriegen und Peak Oil analysiert wird.

Überall finden sich solche Thesen und Aussagen, in Medien, Büchern, auf Homepages der Friedensbewegung und in Kommentaren. Dabei kann sich jeder, der etwas Zeit investiert, vom genauen Gegenteil überzeugen. Die Informationen sind allen im Internet frei zugänglich. Aktuell habe ich dazu ja einen Beitrag geschrieben und die These vom Krieg ums Öl widerlegt.

Wir brauchen scheinbar einen Grund für Krieg. Es wäre für uns Menschen schwer zu ertragen, wenn ein so einschneidendes Ereignis wie Krieg keinen Grund, keine Ursachen hätte. Wenn der Krieg „einfach so“ stattfindet, weil er unweigerlich zu unserer Spezies gehört, wie das Atmen von Luft. Das wäre unerträglich, übrigens auch für mich. Die Forschenden suchen nach Gründen, im Irak vor allem am Beispiel vom Öl. Dabei ist es so offensichtlich, dass es hier eben nicht um Öl ging. Doch was wäre der nächste Schritt? Was wenn die Forschenden auch zu dieser Einsicht kämen? Dann müsste nach anderen Ursachen gesucht werden. Massenvernichtungswaffen? Eine Lüge von Anfang an! Der 11. September? Da hatte der Irak schier gar nichts mit zu tun! Die Luft würde dann immer dünner. Bliebe noch eine Analyse von sicherheitspolitischen Interessen der USA. Doch der Krieg scheint die zukünftige Sicherheit der USA eher gefährdet zu haben, da spätestens jetzt wirklich jeder muslimische Fanatiker die USA als Feindbild lieb gewonnen hat.

Eine der wenigen übrig bleibenden Gründe, wäre dann die psychohistorische Sicht. Doch diese Sicht an sich birgt unheimlich viele Ängste, da man unweigerlich auch auf sich selbst zurückfallen wird. Schließlich sind nicht-misshandelte, geliebte Kinder eher die Ausnahme in dieser Welt. Darum suchen die Menschen weiter fleißig nach rationalen Erklärungen für Krieg, dabei liegt die Antwort in den Emotionen der Menschen. Die Blindheit bzgl. der Ursachen von Krieg wird am Irakkrieg fast idealtypisch rein deutlich. Wenn selbst ausgewiesene Fachleute diese These einfach so aussprechen, ohne die Fakten nachzuprüfen, dann spricht das Bände. Die These vom Krieg ums Öl ist die unbewusst gewollte Scheuklappe für viele Menschen, damit wir nicht links und rechts mögliche andere Abgründe entdecken könnten, die uns weniger lieb wären.