Mittwoch, 23. Dezember 2020

Rückblick 2020 und Ausblick auf 2021

In meinem Anfang 2019 herausgebrachten Buch habe ich am Schluss formuliert, dass das ausgebreitete Thema für mich nun ein Stück weit ein Ende hat. 2019 und 2020 habe ich dann allerdings so viele Blogbeiträge veröffentlicht, wie lange nicht. Außerdem bin ich seit Anfang 2020 sehr aktiv bei Twitter und habe auch die Vorteile dieser Plattform schnell erfasst. 

Vor allem in den USA, in Großbritannien, aber mittlerweile auch zunehmend in anderen Teilen der Welt erreicht die sogenannte ACEsScience immer neue Höhen und Aufmerksamkeit. Sprich das Ausmaß von den „adverse childhood experiences“ (ACEs) wird in der Bevölkerung, aber auch in speziellen Populationen immer mehr ausgeleuchtet, und es werden Zusammenhänge zu diversen Problemlagen gefunden. Erst in diesem Jahr ist mir im Zusammenhang mit den ACE-Studien immer öfter das Wortpaar "trauma-informed" im englischsprachigen Raum aufgefallen:  trauma-informed society, trauma-informed schools, trauma-informed lawyers, trauma-informed  justice system, trauma-informed social work usw. In der Tat: Wir brauchen eine traumainformierte Gesellschaft in allen Bereichen. Nur wenn wir wirklich verstehen, können wir auch entsprechende Schrauben drehen. 

Steven Windisch und Kollegen haben 2020 den Text „Measuring the Extent and Nature of Adverse Childhood Experiences (ACE) among Former White Supremacists“ veröffentlicht. Das war für mich ein Highlight des Jahres, kommt doch dadurch in den USA der Fokus auf traumatische Kindheitserfahrungen als eine wesentliche Ursache für Terror und Extremismus mehr in den Blick. Ich bin sicher, dass dazu im englischsprachigen Raum weitere Forschungsprojekte folgen werden. Vielleicht traut sich ja auch ein renommierter Wissenschaftler, die Trump-Präsidentschaft unter diesen Gesichtspunkten zu analysieren? Das wäre zu begrüßen! 

Wo wir beim Thema sind: 2021 werde ich weiterhin versuchen, die aus Deutschland bekannten Extremismusstudien und ihre Ergebnisse weiter zu verbreiten (ich werde berichten, wenn mir dazu geplante Veröffentlichungen gelingen). Gepaart mit Informationen über einzelne Terroristen/Extremisten und gepaart mit den Informationen über die Kindheitshintergründe von 24 bekannten NS-Tätern, die ich mittlerweile recherchiert habe: Adolf Hitler, Rudolf Hess, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler, Hermann Göring, Martin Bormann, Albert Speer, Julius Streicher, Karl Dönitz, Joachim von Ribbentrop, Hans Frank, Rudolf Höss, Josef Mengele, Adolf Eichmann, Alfred Filbert, Amon Göth, Reinhard Heydrich, Ernst Kaltenbrunner, Wilhelm Keitel, Alfred Jodl, Werner Best, Odilo Globocnik, Robert Ley & Alfred Rosenberg.

Ich habe das Gefühl, dass die Welt im Aufbruch bzgl. „meines Themas“ ist (der Durchbruch wird aber noch etwas dauern!). Junge Wissenschaftler wie Steven Windisch (aber auch andere) bringen neue Impulse ohne Scheuklappen. Die jüngere Generation wird – wenn meine Thesen stimmen – weniger innere Widerstände bzgl. des Themas haben, gerade weil diese Generation als Kind weniger belastet wurde, als die Älteren. 

Bzgl. der Entwicklungen in Deutschland bin ich grundsätzlich weiterhin optimistisch. Nur folgendes macht mir Sorgen: Die massive Steigerung der Krippen-Betreuungsquote für Kinder 0-2 (mit all ihren möglichen Folgen in der Zukunft) und die – so sehe ich das in meinem Umfeld – „Verplanung von Zeit der Kinder“ durch Ganztagsbetreuung, Kurse, Förderung, Termine usw. Die Freiheiten, die wir Kinder der 1980er Jahre hatten, habe ich in guter Erinnerung. Wir brauchten auch keinen Termin bei Freunden (und deren Eltern) vereinbaren: wir trafen uns einfach, weil wir Zeit hatten und weil wir selbstständig draußen unterwegs waren. 

Für die Kinder hoffe ich sehr, dass nach dem Corona-Jahr 2020 irgendwann 2021 wieder mehr Normalität eintritt und sie wieder unbeschwert zur Schule gehen und ihre Freunde treffen können. 

In diesem Sinne: Frohe Festtage und ein hoffentlich gutes neues Jahr 2021. 


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Im allgemeinen teile ich ihre Ausblicke in die Zukunft. Etwas wichtiges wurde dabei allerdings vergessen : Die Beeinträchtigungen unserer Gesellschaft und insbesondere unserer Kinder durch die Corona Maßnahmen.

Nahezu alle Studien hierzu lassen nichts gutes befürchten. Selbst wenn sich bezüglich der Aufklärungsarbeit zur Prävention von Gewalt positive Entwicklungen abzeichnen, kann dies schnell durch die anhaltende Unterdrückung zwischenmenschlicher Beziehungen untergraben werden.

Auf den Punkt gebracht : Durch Einschränkung von Sozialkontakten und dem verhindern des Lesen der Mimik von Mitmenschen wird eine Generation heranwachen, die nicht so positive Forscritte gemacht haben wird, wie sich anhand dem Rückgang der Zahlen von Kindesmisshandlungen ( 2019, 2020? ) vermuten lassen.

Sven Fuchs hat gesagt…

Ich teile die Sorge um die Kinder auf Grund der Corona-Lage.

Wie sich die Situation langfristig auswirken wird, wird mit Sicherheit erforscht werden.

Ich bin allerdings nicht ganz so pessimistisch mit Blick auf Deutschland und die GESAMTE "Corona-Kindergeneration". Es deutet sich viel mehr an, dass die Kinder, die eh schon sehr belastet sind, durch die Situation noch mehr "zu Boden gedrückt" werden. Was wirklich furchtbar ist...