Nachfolgenden Beitrag muss man im Zusammenhang mit den drei vorherigen Beiträgen lesen und verstehen!
Ich habe mir jetzt mal die Mühe gemacht und die beiden letzten SPIEGEL Ausgaben gründlich nach (emotionalen) Schlüsselwörtern und Wörtern wie Kind etc. durchsucht. Die nachfolgende Auflistung ist chronologisch, sprich vom Heftanfang bis zum Heftende. Die Wörter und Sätze stammen immer aus Titeln, Überschriften, Dickgedrucktem oder Untertiteln bzw. Bildunterschriften (nicht aus dem laufenden Text). Im Grunde müsste man die Ergebnisse mit zwei SPIEGEL Ausgaben aus einem anderen Jahr zum Vergleich heranziehen und schauen, ob solche Worte ganz normale Alltagssprache beim SPIEGEL sind oder eben doch Spitzen aufzeigen, die Rückschlüsse auf aktuelle emotionale Prozesse zulassen. Insofern ist mein Ergebnis natürlich fragwürdig. Trotzdem möchte ich es vorstellen, weil die gefundenen Wörter zu dem passen, was ich in den letzten drei vorherigen Blogbeiträgen ausgeführt habe.
Bei der aktuellen Ausgabe mit dem Titel „Bruder Todfeind“, die ich ja bereits in Zusammenhang mit abgespaltenen Gefühlen/Teilen und Hassliebe gebracht habe, sind mir vor allem auch in ganz anderen Artikeln Andeutungen zu etwas „Doppeltem“, Gegensätzlichen bzw. doppelte Titel wie "x oder Y" aufgefallen, die insofern zum zerrissenen Titelbild passen. Diese Teile habe ich noch einmal dickgedruckt hervorgehoben. Ansonsten fand ich die Titelstory geradezu langweilig, sie bot nichts neues oder außergewöhnliches und hatte zudem wenig mit dem Titel "Bruder Todfeind" zu tun. Vielleicht ist ja aber gerade das wiederum erhellend, dass Titel und Bilder gewählt wurden, die wenig mit dem Text und Inhalt der Story zu tun hatten...
Weiter kommentieren möchte ich meine Ergebnisse nicht. Wie immer finde ich, dass diese Art der Deutung von Medien(bildern) immer auch etwas von eigener Auslese haben kann und insofern anfällig für Fehler und übertriebene Deutungen ist. Die Leser und Leserinnen dieses Blogs mögen sich ihre eigenen Gedanken dazu machen.
DER SPIEGEL, Nr. 23, 06.06.11
Der Feind im Essen. EHEC: Die Geburt einer Seuche.
Hass auf die Deutschen, Jungfrauentest, Sterbehilfe, „Das Röcheln des Sterbenden“, Schizophrene Notwendigkeit, Tod hilft Leben, Militanz, Heer, Zickzackkurs, Stimmentief, Unberechenbar, Todsünde, Katastrophenschutz, Die Angst-Macher, „Auch der Feind hat eine Würde“, Endzeitstimmung, „Im Verdruss vereint“, „Die Stimmung wird kippen“, „Auge um Auge“, „Gefährliches Gewusel“, „Erhöhtes Risiko“, Stresstest, „Meine Mutter hat versagt“, Schweigen, Attacke, Schelte, „Wieder am Abgrund“, Waffen, „Bedeutung von Emotionen“, „Psychologischer Blickwinkel“, „Kinder einer Gedankenschule“, Angriff, Gefahr, „Er hat keinen mehr, der ihn kontrolliert“, Wirtschaftswachstum, „Wir sind sehr emotional“, Krieg oder Frieden, „Gut und Böse sind Kategorien für Kinder“, Krisenkinder, Jugend, Jungfrauen, gefährliche Verbrecherin, kämpfte, Wahnsinn, Katastrophe, „Böses reden, Gutes tun“, „ wie ein Kind, das heute sein Ritalin nicht genommen hat“, „Suche nach dem Verrückten“, lauert, Doktor Freud, Gewissenlos, „Puls der bösen Absichten“, Mozart statt Mamma“, „Neugeborene beruhigen, die aus medizinischen Gründen vorübergehend von ihrer Mutter getrennt werden“, Drogen, Anmerk. EHEC Teil Anfang: Outbreak in Deutschland“, „Infizierter Norden“, „Lauernde Gefahr“, „Ein Erreger für die Demut“, „Wir leben in einem fragilen System“, „Die Jagd wird mysteriöser“, „Entfesselter Erreger“, Anmerk. EHEC Teil Ende, Gier, Alarmzustand, Gestresste, „Verseuchtes Fleisch“, Tiefe, Schlafmittel, „Geraubte Kinder“, „Außen Ehre, innen Leere“, „Tausende Jungen und Mädchen wurden verschleppt“, „an ihrer zerbrochenen Kindheit leiden die meisten noch heute“
DER SPIEGEL, Nr. 24, 11.06.11
Hitler gegen Stalin. Bruder Todfeind
Zerwürfnis, „Leben und Leiden“, „Kunst der zwei Gesichter“, Opfer, „Verbrechen oder Heldentat?“, Verdächtige, Ziele formuliert, Zombies, „Direkt an die Front“, „Allianz des Misstrauens“, „Klima in der Regierung ist vergiftet“, Stimmungswechsel, „Bezahlen müssen wir alle“, „Gute Werte, schlechte Werte“, hasse, „Sehnsucht nach dem Ende“, Leiden, Mädchen, Tochter, Söhnen, „Hast du mich noch lieb?“, Toter Markt, „Wenn ihrem Kind etwas Schlimmes passiert“ (Werbeanzeige mit Bild von Kindern) Wunsch und Wirklichkeit, „Das Leben ist voller Höhen und Tiefen“ (Werbeanzeige), Eltern, Kind, Eltern, Schüler, Tochter, „Kind wird Junge und Mädchen“, Jugend, „Irgendwas kippt gerade“, „Wie behandeln die Deutschen Fremde?“, Verbotenen, Anmerk. jetzt folgt Hitler und Stalin Teil: Bestie, Unmensch, Gemetzel, Sohn, tobt, brüllt, grauenhafte, Kampf an mehreren Fronten, Anmerk. Ende Hitler und Stalin Teil, flüchten, bedroht, Angriff, „Kränkelnde Tochter“, gedroht, Pleite-Macher, Explosive Schlamperei, Verdächtige Millionen, Tödliche Spritze?, „Die Frau ist ein Grund zur Sorge“, „Geld und Truppen“, „Bunker und Kämpfer werden zerrissen“, „Man spürt den Wahnsinn jeden Tag“, Tiefgang, Tod, sterben, „Von Krämpfen geschüttelt, „Wir wollen keine Rache“, „Wie eine Tochter“, Verletzter, „um ihre Jungen kämpft“, „Die verlorenen Töchter“, Mädchen, Eltern, „Bedrohung für ihre Kinder“, Kind, Hauen oder stechen, Mädchen, „Rendite oder Leben“, „Das Drama im Kinderzimmer“, bedrohlich, unberechenbar, „Die Falschen und die Richtigen“, „Das wahre Gesicht der Volksrepublik zeigen“, „Angst ist spürbar“, „Gefährliches Gift“, Jugendsünden, Kindern
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Mittwoch, 15. Juni 2011
Donnerstag, 22. Oktober 2015
Studie: Die Psychologie des Nationalsozialismus
Ich möchte die sehr eindrucksvolle Studie "Warum folgten sie Hitler? Die Psychologie des Nationalsozialismus" von Stephan Marks (3. Aufl. 2014, erschienen im Patmos Verlag, Ostfildern) besprechen, die sehr viele Gemeinsamkeiten mit psychohistorischen Ansätzen hat.
Für das Forschungsprojekt (das Forschungsteam bestand aus 10 Personen der ersten Nachkriegsgeneration und unterschiedlicher meist aber psychologisch-pädagogischer Berufsfelder, ergänzend wurden auch durch 11 junge Studierende Interviews mit NS-Anhängern geführt, um zu vergleichen, wie sich der Generationsabstand auf die Interviews auswirkt) wurden 19 Frauen und 24 Männer (Geburtsjahrgänge zwischen 1906 und 1926), die NS-Anhänger waren, ausführlich im Rahmen von Interviews im Zeitraum zwischen 19998 und 2001 befragt. Ergänzend wurden zu Vergleichszwecken 11 Gruppengespräche, an denen jeweils 25 Personen aus verschiedenen Generationen teilnahmen, durchgeführt. Das Projekt wurde durch ständige Supervision begleitet.
Es wurde also viel Aufwand betrieben, um den tieferen Ursachen der NS-Zeit auf den Grund zu gehen.
Sehr beeindruckt haben mich die Schilderungen über die Ergebnisse der Supervision. Ich möchte diese hier gleich zu Beginn der Besprechung etwas ausführlicher wiedergeben:
„Eine eindrückliche Erfahrung bestand darin, dass viele der Interview-Transkripte zunächst wenig informativ zu sein schienen – verglichen mit den emotionalen Botschaften zwischen den Zeilen und den Gefühlen, die wir während und nach den Interviews erlebten. Diese Reaktionen, die wir in dieser Wucht nicht erwartet hatten, werden in der Psychoanalyse als Gegenübertragungen bezeichnet. Oft fühlten wir, die Interviewer, uns im Laufe eines Gespräches wie totgeredet, überrollt oder mundtot gemacht. Verwirrt, müde, passiv, dumm, unklar, wie hypnotisiert oder ´besoffen geredet`. Oder wir spürten nach einem Interview ein merkwürdiges, starkes Verlangen nach Zucker. Oft konnten wir mit `dem Thema` nicht aufhören. Oder wir empfanden Scham, etwa darüber, von dem jeweiligen Interviewten manipuliert, `über den Tisch gezogen`, `eingewickelt`, benutzt, überrannt, plattgemacht oder emotional missbraucht worden zu sein (und die Scham darüber, dies zugelassen zu haben). Auch Scham darüber, es nicht geschafft zu haben, dem Interviewten gegenüber authentisch, `männlich`, `stark`, `standhaft`, geblieben zu sein; oder zu leichtgläubig, naiv, unaufmerksam, `feige`, unterlegen, `minderwertig`, `zu intellektuell`, ungenügend `gewappnet`´ oder `zu schwach` gewesen zu sein. Wir fühlten uns häufig, wie wenn etwas Fremdes, Bösartiges in uns hineingestopft worden wäre, etwas, das mit unserem Anliegen als Interviewer nichts zu tun hatte. In der Nacht nach den Interviews tauchten nicht selten Alpträume auf, z.B. dass jemand in die eigene Wohnung eindringt und sie mit Blut besudelt. Ich träumte einmal nach einem Interview, dass ich Massengräber zu öffnen und die halbverwesten Leichen umzubetten hatte.“ (Marks 2014, S. 182)
Dieser Auszug zeigt schon einmal deutlich, in welche Richtung das Buch geht: Es geht um die emotionale Welt und entsprechend um emotionale Erklärungsansätze bzgl. der NS-Zeit. In dem Buch werden sechs Kernthesen durchgearbeitet und durch die qualitativen Interviews empirisch nachgewiesen. Die Befunde (Marks 2014, S. 20+21,52+53, 167+168):
1. Das nationalsozialistische Bewusstsein war regressiv und magisch, das heißt als ein Zustand, der entwicklungspsychologisch einer frühen Phase entspricht. Entsprechend ergaben sich Vorstellungen von einem gottähnlichem Führer, vom heiligen Reich, Zauberkräften usw.
2. Der nationalsozialistische Bewusstseinszustand lässt sich als hypnotische Trance verstehen. Demzufolge war der Fokus der Aufmerksamkeit eingeengt und gefesselt von einer Person (Adolf Hitler) bzw. einer Sache (Dritte Reich), unter Ausblendung großer Teile der Wirklichkeit. Dieser Zustand ist auch mit Regression (siehe Punkt 1.) verbunden.
3. Der Nationalsozialismus bezog seine psychosoziale Dynamik u.a. aus Schamgefühlen, deren Abwehr er anbot und legitimierte.
4. Der Nationalsozialismus speiste sich auch aus den narzisstischen Defiziten seiner Anhänger, die er auszufüllen versprach.
5. Der Nationalsozialismus erwuchs aus der Abwehr der Traumata des Ersten Weltkrieges; die Abwehrmechanismen Derealisierung, Gefühlskälte, Heroismus und Idealisierung wurden zum politischen Programm gemacht.
6. Der Nationalsozialismus nutzte die Suchtdynamik der deutschen Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg. Die Beziehung zwischen dem Nationalsozialismus und seinen Anhängern hatte den Charakter von Suchmittelabhängigkeit, wobei Adolf Hitler und das `Dritte Reich` das stoffgebundene Suchtmittel waren. Diese Abhängigkeit bedeutete ein unabweichbares Verlangen nach einem bestimmten Gefühls-, Erlebens und Bewusstseinszustandes, den das NS-Programm beschaffte. Gemäß der Suchtdynamik wurde die sogenannte „Stunde Null“ wie ein Entzug erlebt.
Den gemeinsamen Nenner dieser sechs Befunde beschreibt Stephan Marks wie folgt:
„Der Nationalsozialismus zielte nicht darauf, die Menschen kognitiv zu überzeugen, sondern sie emotional einzubinden: Er lebte von der narzisstischen Bedürftigkeit und Abhängigkeit seiner Anhänger, von ihren Schamgefühlen, Kriegstraumata und frühkindlichen Erlösungsphantasien.“ (Marks 2014, S. 168) An anderer Stelle des Buches formuliert er ebenso zusammenfassend:
„Meine These ist, dass das intellektuelle Niveau des NSDAP-Programms und der nationalsozialistischen Schriften, Reden, Filme usw. völlig unerheblich ist – wenn es darum geht, ihren Erfolg bei ihren Anhängern zu erklären. Denn die Nazi-Propaganda zielte von vornherein gar nicht darauf ab, die Menschen kognitiv zu überzeugen, sondern darauf, sie in ganz anderen psychischen Schichten anzusprechen. Sie suchte nicht primär das (entwicklungspsychologisch betrachtet) reife, erwachsene, verantwortungsbewusste und rationale Ich-Bewusstsein des modernen, mentalen Menschen anzusprechen, sondern frühe Erfahrungen und Schichten in der Psyche der Menschen.“ (Marks 2014, S. 42+43)
Ich muss an dieser Stelle gleich erwähnen, dass mich die Arbeit von Stephan Marks stark an das Buch „Schmerzgrenze“ von Joachim Bauer und meine entsprechende Kritik erinnert. Marks hat wie Bauer sehr konkret leidvolle Kindheitserfahrungen als Ursache für Gewalt und Extremismus erkannt und benannt (darauf gehe ich gleich ein). Er hat dieses Themenfeld aber nicht ins Rampenlicht geholt, hat es nicht entsprechend gewichtet. Das Thema Kindheit geht im Verlauf des Buches entsprechend unter. Dies verwundert.
Das Buch von Stephan Marks ist ganz dicht an der Psychohistorie dran (so dicht wie kaum ein anderes Buch außerhalb der Psychohistorie), obwohl er sich offensichtlich nicht mit psychohistorischen Arbeiten befasst hat. Das ist für mich insofern verständlich, weil die Psychohistorie einen sehr wahrten Kern erforscht und beschrieben hat, der menschliche Destruktivität von Grund auf erklärt. Das andere Forschende auf den selben Kern stoßen, ist nur logisch.
Ich werde nachfolgend versuchen, die Überschneidungen von Marks und der Psychohistorie nach Lloyd deMause (2005: "Das emotionale Leben der Nationen") darzustellen, ebenso werde ich zentrale Textstellen bzgl. der Kindheit in dem Buch von Stephan Marks zitieren.
DeMause stellt fest, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen traumatischer Kindheit und der Fähigkeit, in soziale Trance zu verfallen gibt. (deMause 2005, S. 85-86) Wenn Menschen an der „Traumwelt der Gruppentrance“ teilnehmen, befinden sie sich in einem Zustand der Dissoziation bzw. wechseln in ihr „soziales Alter Ego“, so deMause (2005, S. 86) Alter Egos (abgespaltene Persönlichkeitsteile) entstehen vor allem auf Grund traumatischer Kindheitserlebnisse. DeMause beschreibt in seinem Buch, wie politische Führer durch ihre Reden und Gesten Gruppen in „soziale Trance“ versetzten können. Marks spricht von „ hypnotischer Trance“, von „Regression“ (in frühkindliche Stufen) und Eintauchen in „magische Welten“, was bei seinen Gesprächspartnern auch Jahrzehnte nach der NS-Zeit noch spürbar war, wenn sie über diese Zeit sprachen.
Die deutlichsten Überschneidungen mit der Psychohistorie finden sich bei Marks in seinen Ausführungen über Schamgefühle. (Hinweis: Der Gefängnispsychiater James Gilligan - siehe hier - hat Schamgefühle von Mördern in den Mittelpunkt seiner Analyse gestellt. Diese wurden durch massive Gewalterfahrungen in der Kindheit der Mörder ausgelöst.) Er schreibt. „Traumatische oder pathologische Scham (…) taucht besonders in solchen Familienbeziehungen auf, deren Mitglieder verstrickt sind in gegenseitige Entwertungen, Verheimlichungen oder ein Überwältigen des anderen, das heißt, wenn die persönliche Grenze oder Integrität des Einzelnen nicht respektiert wird.“ (Marks 2014, S. 76)
Die Grundlage für traumatische Scham wird nach Marks gelegt wenn Eltern zudringlich sind und die Grenzen des Kindes nicht achten, wenn Eltern unberechenbar, depressiv oder suchtkrank sind, wenn Blickkontakt kultur- oder persönlichkeitsbedingt zwischen Mutter und Säugling verhindert wird (er erwähnt dabei den Erziehungsratgeber der damaligen Zeit „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“, in dem empfohlen wurde, dass Mutter und Säugling weitgehend zu trennen sind), wenn Eltern selbst traumatisiert sind und dieses Trauma an ihre Kinder weitergeben oder wenn eine Kultur an sich sehr schamerfüllt ist und Kinder dies in sich aufnehmen. Er schreibt bzgl. dieses Themas zusammenfassend:
„Pathologische Scham entsteht also dann, wenn die Eltern die Suche des Kindes nach Liebe und Anerkennung, nach dem antwortenden Glanz im Auge der Mutter (…) nicht befriedigen. Das kleine Kind empfindet dies als existenzielle Bedrohung, es fühlt sich liebensunwert, wirkungslos, nichtig. (…) Traumatische Scham bedeutet z.B., dass das eigene Verhalten erlebt wird als: ´Ich bin ein Fehler`, statt: ´Ich habe einen Fehler gemacht.` (…) Scham bedeutet Angst vor totaler Verlassenheit (...) vor psychischer Vernichtung“ (Marks 2014, S. 77+78)
Traumatische Schamgefühle wären, so Marks, schmerzhaft und kaum zu ertragen, sie müssen entsprechend abgewehrt werden. „Weil Scham eine so peinigende, kaum auszuhaltende Emotion ist, `schrie´ sie geradezu nach Abwehr, die durch den Nationalsozialismus geboten und legitimiert wurde: (…) durch Idealisierung Hitlers und der Deutschen (…), durch größenphantastische Ansprüche auf Weltherrschaft; durch Versprechungen, die Ehre Deutschlands wiederherzustellen; durch ein heroisierendes und zynisches Weltbild der Härte und damit die Abwehr weicher (´schwächlicher`) Gefühle und humanistischer Werte; durch Verachtung und Vernichtung von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, aber auch von Non-Konformisten (…).“ (S. 84)
Diesem letzt zitierten Abschnitt geht ein Hinweis bzgl. der Niederlage im Ersten Weltkrieg und entsprechender Schamgefühle voraus. Marks verliert hier den Faden zur Kindheit, den er auch auf den nachfolgenden Seiten über die Scham nicht wieder aufnimmt. Allerdings findet er ihn im darauffolgenden Kapitel 4 „Narzissmus und narzisstische Kollusion“ insofern etwas wieder, weil er noch einmal explizit auf Kindheitserfahrungen eingeht.
Der Autor zitiert die Arbeit des Psychoanalytikers Neville Symington, der pathologischen Narzissmus als Abwehrstrategie sieht, „mit der sich Menschen vor unerträglichen psychischen Schmerzen schützen, die auf traumatische Erfahrungen im Zusammenhang mit verweigerter Anerkennung zurückgehen (z.B. auf das Trauma, als Kind missachtet worden zu sein). Wenn diese Traumata nicht durchgearbeitet werden konnten, schlagen sie laut Symington häufig um in Hass gegen die Grundtatsache der menschlichen Existenz: dass nämlich das Selbst des Menschen immer in Beziehung zu anderen Menschen steht.“ (Marks 2014, S. 105)
Auf der nachfolgenden zwei Seiten geht Marks auf den „narzisstischen Missbrauch“ von Kindern durch Elternfiguren ein. Seine Schlussfolgerung ist, dass der Nationalsozialismus „wie eine kollektive narzisstische Kollusion funktionierte. Aus der Perspektive der Anhänger des Nationalsozialismus: Durch ihre Beteiligung am `Dritten Reich` wurde das Loch in ihrem Selbstwertgefühl wie mit einer Plombe gestopft. Aus der Perspektive des Nationalsozialismus: Durch sein Propagandaprogramm vermochte er, die narzisstische Bedürftigkeit seiner Anhänger für seine Zwecke zu instrumentalisieren. (….) Die Wirkung von Bewunderung auf narzisstisch bedürftige Menschen stelle ich mir vor wie einen Tropfen Wasser, der von einem trockenen Löschblatt sofort `gierig` aufgesaugt wird. Die emotionalen Beziehungen innerhalb der NS-Gesellschaft waren demnach ein vielfältiges Geflecht von Bewundern und Bewundert-Werden.“ (Marks 2014, S. 108) Marks zitiert in diesem Kapitel einen Befragten, der bzgl. seiner Zeit bei der SS berichtet: „Ich war stolz, etwas zu sein. (….) Die Minderwertigkeitskomplexe, die ich immer gehabt habe, die waren dann plötzlich verschwunden. Plötzlich war ich wer.“ (Marks 2014, S. 107+108)
Was Marks an dieser Stelle wie auch in vielen anderen Zitaten bzgl. seiner Interviewpartner verpasst hat (oder evtl. keine konkreten Antworten bekam) ist die gezielte Frage nach der Kindheit. Wie war die Kindheit dieses ehemaligen SS-Mannes, wie die der anderen ehemaligen Nazis, die für diese Studie befragt wurden? Der Studie hätte es gut getan, wenn z.B. am Ende der Interviews ein schriftlicher Fragebogen mit konkreten Fragen wie sie bzgl. Gewaltstudien beim Thema Kindesmisshandlung standardisiert üblich sind von den Befragten ausgefüllt worden wäre. So bleibt es bei leichten Andeutungen wie z.B. bzgl. des Befragten Herrn Plessner (Marks 2014, S. 110), der als Kind oft alleine gelassen wurde und nur eine schriftliche Arbeitsanweisung auf dem Tisch zu Hause vorfand. Seine Ausführungen machen deutlich, wie er sich nach einem anerkennenden Blick sehnte, den er bei den Nazis fand. An anderer Stelle im Buch wird ein Interviewauszug mit Frau Groeder beschrieben, die harte selbst erlebte Erziehungsmethoden und ihre Abschiebung in ein Internat komplett unkritisch und idealisierend gegenüberstand. Es habe ihr nicht geschadet. Marks kommentiert das Prinzip, dem die Befragten folgt so: „Verachte deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Marks 2014, S. 127) Entsprechend ginge diese Verachtung einher mit Bewunderung von strenger Erziehung und Idealen des Nationalsozialismus (bei gleichzeitiger Verachtung der „heutigen Jugend“). Dies sind – zumindest nach meiner Durchsicht – die beiden einzigen Textstellen im Buch, wo ansatzweise deutliche Hinweise auf die Kindheit der Befragten zu finden sind.
Die beiden letzten Kapitel möchte ich nicht zu ausführlich besprechen. Marks geht im Kapitel 5 ausführlich auf die transgenerationale Weitergabe traumatischer Erfahrungen im Ersten Weltkrieg ein. Er weist darauf hin, das 11 Millionen Veteranen nach Hause zurückkehrten und psychische Wunden mitbrachten. (Marks 2014, S. 133) „Die transgenrationale Weitergabe geschieht nicht nur durch das, was die traumatisierten Väter bzw. Eltern ihren Kindern sagen, sondern vor allem durch das, was sie sind. Wie sie ihre Töchter und Söhne anschauen, behandeln oder bewerten, wie sie sich auf sie beziehen. Die Veteranen selbst, mit all ihren psychischen Deformierungen, sind die Botschaft: Ihre Derealisierung, Gefühls- und Empathielosigkeit, Idealisierung und Heroisierung wird an die Kinder weitergereicht.“ (Marks 2014, S. 137+138)
Im letzten Kapitel (Nr. 6) vergleicht er das NS-System mit Sucht/Abhängigkeit. Er geht auf das rauschhafte Erleben ein, von dem die Befragten berichten, auf ihre Abhängigkeit und dem Loch in das Viele mit Ende des Krieges („Stunde Null“) vielen.
Im Schlussteil des Buches streift Stephan Marks nur noch in einem Absatz das Thema Kindheit, in dem er auf eine Studie hinweist, die nachwies, das Rechtsextremisten systematische Kränkungen und Misshandlungen im Elternhaus erlebten. Auf den letzten Seiten gibt es eher allgemein präventive Hinweise, einige Schlussgedanken und ein Plädoyer für wertschätzende, freundliche Formen des Umgangs miteinander.
Zusammenfassende Kritik
Außerhalb der Psychohistorie ist das hier besprochene Buch eines der erkenntnisreichsten, das ich bzgl. der Ursachen und der Dynamik der NS-Zeit gelesen habe. Es ist sehr nah dran an meinem Ursachen-Verständnis von gesellschaftlicher Destruktivität wie sie sich z.B. in der NS-Zeit zeigte. Die große und wahre Botschaft des Buches lautet, dass es keinen Sinn macht, den Nationalsozialismus irgendwie rational oder geschichtswissenschaftlich nachvollziehen oder erklären zu wollen. Es geht um die emotionale Welt. Es geht darum, wie die Emotionen der Menschen angesprochen wurden, wie sie gefühlsmäßig an und in das System eingebunden wurden und sich dadurch letztlich einfach gut oder "gesehen" fühlten. Das besonders Wertvolle an der Studie ist, dass mit ehemaligen Nazis direkt ausführlich gesprochen wurde und der emotionale Gehalt der Gespräche analysiert wurde. Eine ähnliche Arbeit ist mir bisher nicht bekannt, obwohl eine solche Herangehensweise doch eigentlich nahe liegt.
Meine Hauptkritik an dem Buch habe ich oben bereits angedeutet. Obwohl der Autor den wichtigen Einfluss von destruktiven Kindheitserfahrungen gesehen und beschrieben hat, hat er diesem Einfluss kein entsprechendes Gewicht im Buch verliehen. Er geht im Grunde nicht auf die allgemein übliche extrem destruktive Erziehungspraxis um 1900 ein (die z.B. deMause beschrieben hat), was seine Thesen vom pathologischem Schamgefühl und narzisstischer Bedürftigkeit der Menschen in der damaligen Zeit untermauert hätte. Man findet entsprechend auch im Schlussteil keine Forderung für verbesserten Kinderschutz und Elternschulungen. Im Schlussteil bleibt der Autor auch ein bisschen pessimistisch. Im Klapptext des Buches wird es vom Verlag noch deutlicher formuliert: Das Beunruhigende an den Erkenntnissen im Buch sei, „all dies kann auch heute noch instrumentalisiert werden.“ Ich sehe dies nur bezogen auf einzelne Personen und kleiner Milieus/Subkulturen so. Die Kindheit und Fürsorge in Deutschland hat sich enorm entwickelt und elterliche Gewalt gegen Kinder ist stark rückläufig. Entsprechend müssen pathologische Schamgefühle und narzisstische Bedürftigkeit deutlich zurückgegangen sein. Die Menschen werden demnach auch im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte immer selbstbewusster, immer weniger anfällig für „falsche Götter“ (wie der Psychoanalytiker Arno Gruen eines seiner Bücher betitelt hat) oder schlicht weg einfach immer empathischer.
Auf der anderen Seite sehen wir weiterhin, dass in den Regionen auf der Welt, die keine Demokratie hinbekommen, wo Krisen, Krieg und/oder Terror herrscht, die weltweit verglichen gewaltvollsten Kindheiten zu finden sind. Die Lehren, die wir Deutschen aus unserer Nazi-Geschichte ziehen sollten, sind: Wir müssen den Kindern in der Welt helfen, wir müssen Kinderschutzbemühungen weltweit vorantreiben, wir müssen verhindern, dass Menschen mit einem „emotionalen Loch“ heranwachsen. Aber vor dem müssen wir erst einmal die eigentlichen Ursachen von destruktiven gesellschaftlichen Entwicklungen gesamtgesellschaftlich besprechen und natürlich auch anerkennen. Das Buch von Stephan Marks ist 2014 in der 3. Auflage erschienen. Das an sich spricht für ein größeres Interesse an emotionalen Ursachen der NS-Zeit. Online habe ich allerdings nicht viele Buchbesprechungen gefunden, vor allem auch nicht in den großen Medien. Dies zeigt wiederum, dass es leider noch etwas Zeit brauchen wird, bis die Botschaft des Buches und erst Recht die Botschaften der Psychohistorie breitflächig ankommen.
Für das Forschungsprojekt (das Forschungsteam bestand aus 10 Personen der ersten Nachkriegsgeneration und unterschiedlicher meist aber psychologisch-pädagogischer Berufsfelder, ergänzend wurden auch durch 11 junge Studierende Interviews mit NS-Anhängern geführt, um zu vergleichen, wie sich der Generationsabstand auf die Interviews auswirkt) wurden 19 Frauen und 24 Männer (Geburtsjahrgänge zwischen 1906 und 1926), die NS-Anhänger waren, ausführlich im Rahmen von Interviews im Zeitraum zwischen 19998 und 2001 befragt. Ergänzend wurden zu Vergleichszwecken 11 Gruppengespräche, an denen jeweils 25 Personen aus verschiedenen Generationen teilnahmen, durchgeführt. Das Projekt wurde durch ständige Supervision begleitet.
Es wurde also viel Aufwand betrieben, um den tieferen Ursachen der NS-Zeit auf den Grund zu gehen.
Sehr beeindruckt haben mich die Schilderungen über die Ergebnisse der Supervision. Ich möchte diese hier gleich zu Beginn der Besprechung etwas ausführlicher wiedergeben:
„Eine eindrückliche Erfahrung bestand darin, dass viele der Interview-Transkripte zunächst wenig informativ zu sein schienen – verglichen mit den emotionalen Botschaften zwischen den Zeilen und den Gefühlen, die wir während und nach den Interviews erlebten. Diese Reaktionen, die wir in dieser Wucht nicht erwartet hatten, werden in der Psychoanalyse als Gegenübertragungen bezeichnet. Oft fühlten wir, die Interviewer, uns im Laufe eines Gespräches wie totgeredet, überrollt oder mundtot gemacht. Verwirrt, müde, passiv, dumm, unklar, wie hypnotisiert oder ´besoffen geredet`. Oder wir spürten nach einem Interview ein merkwürdiges, starkes Verlangen nach Zucker. Oft konnten wir mit `dem Thema` nicht aufhören. Oder wir empfanden Scham, etwa darüber, von dem jeweiligen Interviewten manipuliert, `über den Tisch gezogen`, `eingewickelt`, benutzt, überrannt, plattgemacht oder emotional missbraucht worden zu sein (und die Scham darüber, dies zugelassen zu haben). Auch Scham darüber, es nicht geschafft zu haben, dem Interviewten gegenüber authentisch, `männlich`, `stark`, `standhaft`, geblieben zu sein; oder zu leichtgläubig, naiv, unaufmerksam, `feige`, unterlegen, `minderwertig`, `zu intellektuell`, ungenügend `gewappnet`´ oder `zu schwach` gewesen zu sein. Wir fühlten uns häufig, wie wenn etwas Fremdes, Bösartiges in uns hineingestopft worden wäre, etwas, das mit unserem Anliegen als Interviewer nichts zu tun hatte. In der Nacht nach den Interviews tauchten nicht selten Alpträume auf, z.B. dass jemand in die eigene Wohnung eindringt und sie mit Blut besudelt. Ich träumte einmal nach einem Interview, dass ich Massengräber zu öffnen und die halbverwesten Leichen umzubetten hatte.“ (Marks 2014, S. 182)
Dieser Auszug zeigt schon einmal deutlich, in welche Richtung das Buch geht: Es geht um die emotionale Welt und entsprechend um emotionale Erklärungsansätze bzgl. der NS-Zeit. In dem Buch werden sechs Kernthesen durchgearbeitet und durch die qualitativen Interviews empirisch nachgewiesen. Die Befunde (Marks 2014, S. 20+21,52+53, 167+168):
1. Das nationalsozialistische Bewusstsein war regressiv und magisch, das heißt als ein Zustand, der entwicklungspsychologisch einer frühen Phase entspricht. Entsprechend ergaben sich Vorstellungen von einem gottähnlichem Führer, vom heiligen Reich, Zauberkräften usw.
2. Der nationalsozialistische Bewusstseinszustand lässt sich als hypnotische Trance verstehen. Demzufolge war der Fokus der Aufmerksamkeit eingeengt und gefesselt von einer Person (Adolf Hitler) bzw. einer Sache (Dritte Reich), unter Ausblendung großer Teile der Wirklichkeit. Dieser Zustand ist auch mit Regression (siehe Punkt 1.) verbunden.
3. Der Nationalsozialismus bezog seine psychosoziale Dynamik u.a. aus Schamgefühlen, deren Abwehr er anbot und legitimierte.
4. Der Nationalsozialismus speiste sich auch aus den narzisstischen Defiziten seiner Anhänger, die er auszufüllen versprach.
5. Der Nationalsozialismus erwuchs aus der Abwehr der Traumata des Ersten Weltkrieges; die Abwehrmechanismen Derealisierung, Gefühlskälte, Heroismus und Idealisierung wurden zum politischen Programm gemacht.
6. Der Nationalsozialismus nutzte die Suchtdynamik der deutschen Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg. Die Beziehung zwischen dem Nationalsozialismus und seinen Anhängern hatte den Charakter von Suchmittelabhängigkeit, wobei Adolf Hitler und das `Dritte Reich` das stoffgebundene Suchtmittel waren. Diese Abhängigkeit bedeutete ein unabweichbares Verlangen nach einem bestimmten Gefühls-, Erlebens und Bewusstseinszustandes, den das NS-Programm beschaffte. Gemäß der Suchtdynamik wurde die sogenannte „Stunde Null“ wie ein Entzug erlebt.
Den gemeinsamen Nenner dieser sechs Befunde beschreibt Stephan Marks wie folgt:
„Der Nationalsozialismus zielte nicht darauf, die Menschen kognitiv zu überzeugen, sondern sie emotional einzubinden: Er lebte von der narzisstischen Bedürftigkeit und Abhängigkeit seiner Anhänger, von ihren Schamgefühlen, Kriegstraumata und frühkindlichen Erlösungsphantasien.“ (Marks 2014, S. 168) An anderer Stelle des Buches formuliert er ebenso zusammenfassend:
„Meine These ist, dass das intellektuelle Niveau des NSDAP-Programms und der nationalsozialistischen Schriften, Reden, Filme usw. völlig unerheblich ist – wenn es darum geht, ihren Erfolg bei ihren Anhängern zu erklären. Denn die Nazi-Propaganda zielte von vornherein gar nicht darauf ab, die Menschen kognitiv zu überzeugen, sondern darauf, sie in ganz anderen psychischen Schichten anzusprechen. Sie suchte nicht primär das (entwicklungspsychologisch betrachtet) reife, erwachsene, verantwortungsbewusste und rationale Ich-Bewusstsein des modernen, mentalen Menschen anzusprechen, sondern frühe Erfahrungen und Schichten in der Psyche der Menschen.“ (Marks 2014, S. 42+43)
Ich muss an dieser Stelle gleich erwähnen, dass mich die Arbeit von Stephan Marks stark an das Buch „Schmerzgrenze“ von Joachim Bauer und meine entsprechende Kritik erinnert. Marks hat wie Bauer sehr konkret leidvolle Kindheitserfahrungen als Ursache für Gewalt und Extremismus erkannt und benannt (darauf gehe ich gleich ein). Er hat dieses Themenfeld aber nicht ins Rampenlicht geholt, hat es nicht entsprechend gewichtet. Das Thema Kindheit geht im Verlauf des Buches entsprechend unter. Dies verwundert.
Das Buch von Stephan Marks ist ganz dicht an der Psychohistorie dran (so dicht wie kaum ein anderes Buch außerhalb der Psychohistorie), obwohl er sich offensichtlich nicht mit psychohistorischen Arbeiten befasst hat. Das ist für mich insofern verständlich, weil die Psychohistorie einen sehr wahrten Kern erforscht und beschrieben hat, der menschliche Destruktivität von Grund auf erklärt. Das andere Forschende auf den selben Kern stoßen, ist nur logisch.
Ich werde nachfolgend versuchen, die Überschneidungen von Marks und der Psychohistorie nach Lloyd deMause (2005: "Das emotionale Leben der Nationen") darzustellen, ebenso werde ich zentrale Textstellen bzgl. der Kindheit in dem Buch von Stephan Marks zitieren.
DeMause stellt fest, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen traumatischer Kindheit und der Fähigkeit, in soziale Trance zu verfallen gibt. (deMause 2005, S. 85-86) Wenn Menschen an der „Traumwelt der Gruppentrance“ teilnehmen, befinden sie sich in einem Zustand der Dissoziation bzw. wechseln in ihr „soziales Alter Ego“, so deMause (2005, S. 86) Alter Egos (abgespaltene Persönlichkeitsteile) entstehen vor allem auf Grund traumatischer Kindheitserlebnisse. DeMause beschreibt in seinem Buch, wie politische Führer durch ihre Reden und Gesten Gruppen in „soziale Trance“ versetzten können. Marks spricht von „ hypnotischer Trance“, von „Regression“ (in frühkindliche Stufen) und Eintauchen in „magische Welten“, was bei seinen Gesprächspartnern auch Jahrzehnte nach der NS-Zeit noch spürbar war, wenn sie über diese Zeit sprachen.
Die deutlichsten Überschneidungen mit der Psychohistorie finden sich bei Marks in seinen Ausführungen über Schamgefühle. (Hinweis: Der Gefängnispsychiater James Gilligan - siehe hier - hat Schamgefühle von Mördern in den Mittelpunkt seiner Analyse gestellt. Diese wurden durch massive Gewalterfahrungen in der Kindheit der Mörder ausgelöst.) Er schreibt. „Traumatische oder pathologische Scham (…) taucht besonders in solchen Familienbeziehungen auf, deren Mitglieder verstrickt sind in gegenseitige Entwertungen, Verheimlichungen oder ein Überwältigen des anderen, das heißt, wenn die persönliche Grenze oder Integrität des Einzelnen nicht respektiert wird.“ (Marks 2014, S. 76)
Die Grundlage für traumatische Scham wird nach Marks gelegt wenn Eltern zudringlich sind und die Grenzen des Kindes nicht achten, wenn Eltern unberechenbar, depressiv oder suchtkrank sind, wenn Blickkontakt kultur- oder persönlichkeitsbedingt zwischen Mutter und Säugling verhindert wird (er erwähnt dabei den Erziehungsratgeber der damaligen Zeit „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“, in dem empfohlen wurde, dass Mutter und Säugling weitgehend zu trennen sind), wenn Eltern selbst traumatisiert sind und dieses Trauma an ihre Kinder weitergeben oder wenn eine Kultur an sich sehr schamerfüllt ist und Kinder dies in sich aufnehmen. Er schreibt bzgl. dieses Themas zusammenfassend:
„Pathologische Scham entsteht also dann, wenn die Eltern die Suche des Kindes nach Liebe und Anerkennung, nach dem antwortenden Glanz im Auge der Mutter (…) nicht befriedigen. Das kleine Kind empfindet dies als existenzielle Bedrohung, es fühlt sich liebensunwert, wirkungslos, nichtig. (…) Traumatische Scham bedeutet z.B., dass das eigene Verhalten erlebt wird als: ´Ich bin ein Fehler`, statt: ´Ich habe einen Fehler gemacht.` (…) Scham bedeutet Angst vor totaler Verlassenheit (...) vor psychischer Vernichtung“ (Marks 2014, S. 77+78)
Traumatische Schamgefühle wären, so Marks, schmerzhaft und kaum zu ertragen, sie müssen entsprechend abgewehrt werden. „Weil Scham eine so peinigende, kaum auszuhaltende Emotion ist, `schrie´ sie geradezu nach Abwehr, die durch den Nationalsozialismus geboten und legitimiert wurde: (…) durch Idealisierung Hitlers und der Deutschen (…), durch größenphantastische Ansprüche auf Weltherrschaft; durch Versprechungen, die Ehre Deutschlands wiederherzustellen; durch ein heroisierendes und zynisches Weltbild der Härte und damit die Abwehr weicher (´schwächlicher`) Gefühle und humanistischer Werte; durch Verachtung und Vernichtung von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, aber auch von Non-Konformisten (…).“ (S. 84)
Diesem letzt zitierten Abschnitt geht ein Hinweis bzgl. der Niederlage im Ersten Weltkrieg und entsprechender Schamgefühle voraus. Marks verliert hier den Faden zur Kindheit, den er auch auf den nachfolgenden Seiten über die Scham nicht wieder aufnimmt. Allerdings findet er ihn im darauffolgenden Kapitel 4 „Narzissmus und narzisstische Kollusion“ insofern etwas wieder, weil er noch einmal explizit auf Kindheitserfahrungen eingeht.
Der Autor zitiert die Arbeit des Psychoanalytikers Neville Symington, der pathologischen Narzissmus als Abwehrstrategie sieht, „mit der sich Menschen vor unerträglichen psychischen Schmerzen schützen, die auf traumatische Erfahrungen im Zusammenhang mit verweigerter Anerkennung zurückgehen (z.B. auf das Trauma, als Kind missachtet worden zu sein). Wenn diese Traumata nicht durchgearbeitet werden konnten, schlagen sie laut Symington häufig um in Hass gegen die Grundtatsache der menschlichen Existenz: dass nämlich das Selbst des Menschen immer in Beziehung zu anderen Menschen steht.“ (Marks 2014, S. 105)
Auf der nachfolgenden zwei Seiten geht Marks auf den „narzisstischen Missbrauch“ von Kindern durch Elternfiguren ein. Seine Schlussfolgerung ist, dass der Nationalsozialismus „wie eine kollektive narzisstische Kollusion funktionierte. Aus der Perspektive der Anhänger des Nationalsozialismus: Durch ihre Beteiligung am `Dritten Reich` wurde das Loch in ihrem Selbstwertgefühl wie mit einer Plombe gestopft. Aus der Perspektive des Nationalsozialismus: Durch sein Propagandaprogramm vermochte er, die narzisstische Bedürftigkeit seiner Anhänger für seine Zwecke zu instrumentalisieren. (….) Die Wirkung von Bewunderung auf narzisstisch bedürftige Menschen stelle ich mir vor wie einen Tropfen Wasser, der von einem trockenen Löschblatt sofort `gierig` aufgesaugt wird. Die emotionalen Beziehungen innerhalb der NS-Gesellschaft waren demnach ein vielfältiges Geflecht von Bewundern und Bewundert-Werden.“ (Marks 2014, S. 108) Marks zitiert in diesem Kapitel einen Befragten, der bzgl. seiner Zeit bei der SS berichtet: „Ich war stolz, etwas zu sein. (….) Die Minderwertigkeitskomplexe, die ich immer gehabt habe, die waren dann plötzlich verschwunden. Plötzlich war ich wer.“ (Marks 2014, S. 107+108)
Was Marks an dieser Stelle wie auch in vielen anderen Zitaten bzgl. seiner Interviewpartner verpasst hat (oder evtl. keine konkreten Antworten bekam) ist die gezielte Frage nach der Kindheit. Wie war die Kindheit dieses ehemaligen SS-Mannes, wie die der anderen ehemaligen Nazis, die für diese Studie befragt wurden? Der Studie hätte es gut getan, wenn z.B. am Ende der Interviews ein schriftlicher Fragebogen mit konkreten Fragen wie sie bzgl. Gewaltstudien beim Thema Kindesmisshandlung standardisiert üblich sind von den Befragten ausgefüllt worden wäre. So bleibt es bei leichten Andeutungen wie z.B. bzgl. des Befragten Herrn Plessner (Marks 2014, S. 110), der als Kind oft alleine gelassen wurde und nur eine schriftliche Arbeitsanweisung auf dem Tisch zu Hause vorfand. Seine Ausführungen machen deutlich, wie er sich nach einem anerkennenden Blick sehnte, den er bei den Nazis fand. An anderer Stelle im Buch wird ein Interviewauszug mit Frau Groeder beschrieben, die harte selbst erlebte Erziehungsmethoden und ihre Abschiebung in ein Internat komplett unkritisch und idealisierend gegenüberstand. Es habe ihr nicht geschadet. Marks kommentiert das Prinzip, dem die Befragten folgt so: „Verachte deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Marks 2014, S. 127) Entsprechend ginge diese Verachtung einher mit Bewunderung von strenger Erziehung und Idealen des Nationalsozialismus (bei gleichzeitiger Verachtung der „heutigen Jugend“). Dies sind – zumindest nach meiner Durchsicht – die beiden einzigen Textstellen im Buch, wo ansatzweise deutliche Hinweise auf die Kindheit der Befragten zu finden sind.
Die beiden letzten Kapitel möchte ich nicht zu ausführlich besprechen. Marks geht im Kapitel 5 ausführlich auf die transgenerationale Weitergabe traumatischer Erfahrungen im Ersten Weltkrieg ein. Er weist darauf hin, das 11 Millionen Veteranen nach Hause zurückkehrten und psychische Wunden mitbrachten. (Marks 2014, S. 133) „Die transgenrationale Weitergabe geschieht nicht nur durch das, was die traumatisierten Väter bzw. Eltern ihren Kindern sagen, sondern vor allem durch das, was sie sind. Wie sie ihre Töchter und Söhne anschauen, behandeln oder bewerten, wie sie sich auf sie beziehen. Die Veteranen selbst, mit all ihren psychischen Deformierungen, sind die Botschaft: Ihre Derealisierung, Gefühls- und Empathielosigkeit, Idealisierung und Heroisierung wird an die Kinder weitergereicht.“ (Marks 2014, S. 137+138)
Im letzten Kapitel (Nr. 6) vergleicht er das NS-System mit Sucht/Abhängigkeit. Er geht auf das rauschhafte Erleben ein, von dem die Befragten berichten, auf ihre Abhängigkeit und dem Loch in das Viele mit Ende des Krieges („Stunde Null“) vielen.
Im Schlussteil des Buches streift Stephan Marks nur noch in einem Absatz das Thema Kindheit, in dem er auf eine Studie hinweist, die nachwies, das Rechtsextremisten systematische Kränkungen und Misshandlungen im Elternhaus erlebten. Auf den letzten Seiten gibt es eher allgemein präventive Hinweise, einige Schlussgedanken und ein Plädoyer für wertschätzende, freundliche Formen des Umgangs miteinander.
Zusammenfassende Kritik
Außerhalb der Psychohistorie ist das hier besprochene Buch eines der erkenntnisreichsten, das ich bzgl. der Ursachen und der Dynamik der NS-Zeit gelesen habe. Es ist sehr nah dran an meinem Ursachen-Verständnis von gesellschaftlicher Destruktivität wie sie sich z.B. in der NS-Zeit zeigte. Die große und wahre Botschaft des Buches lautet, dass es keinen Sinn macht, den Nationalsozialismus irgendwie rational oder geschichtswissenschaftlich nachvollziehen oder erklären zu wollen. Es geht um die emotionale Welt. Es geht darum, wie die Emotionen der Menschen angesprochen wurden, wie sie gefühlsmäßig an und in das System eingebunden wurden und sich dadurch letztlich einfach gut oder "gesehen" fühlten. Das besonders Wertvolle an der Studie ist, dass mit ehemaligen Nazis direkt ausführlich gesprochen wurde und der emotionale Gehalt der Gespräche analysiert wurde. Eine ähnliche Arbeit ist mir bisher nicht bekannt, obwohl eine solche Herangehensweise doch eigentlich nahe liegt.
Meine Hauptkritik an dem Buch habe ich oben bereits angedeutet. Obwohl der Autor den wichtigen Einfluss von destruktiven Kindheitserfahrungen gesehen und beschrieben hat, hat er diesem Einfluss kein entsprechendes Gewicht im Buch verliehen. Er geht im Grunde nicht auf die allgemein übliche extrem destruktive Erziehungspraxis um 1900 ein (die z.B. deMause beschrieben hat), was seine Thesen vom pathologischem Schamgefühl und narzisstischer Bedürftigkeit der Menschen in der damaligen Zeit untermauert hätte. Man findet entsprechend auch im Schlussteil keine Forderung für verbesserten Kinderschutz und Elternschulungen. Im Schlussteil bleibt der Autor auch ein bisschen pessimistisch. Im Klapptext des Buches wird es vom Verlag noch deutlicher formuliert: Das Beunruhigende an den Erkenntnissen im Buch sei, „all dies kann auch heute noch instrumentalisiert werden.“ Ich sehe dies nur bezogen auf einzelne Personen und kleiner Milieus/Subkulturen so. Die Kindheit und Fürsorge in Deutschland hat sich enorm entwickelt und elterliche Gewalt gegen Kinder ist stark rückläufig. Entsprechend müssen pathologische Schamgefühle und narzisstische Bedürftigkeit deutlich zurückgegangen sein. Die Menschen werden demnach auch im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte immer selbstbewusster, immer weniger anfällig für „falsche Götter“ (wie der Psychoanalytiker Arno Gruen eines seiner Bücher betitelt hat) oder schlicht weg einfach immer empathischer.
Auf der anderen Seite sehen wir weiterhin, dass in den Regionen auf der Welt, die keine Demokratie hinbekommen, wo Krisen, Krieg und/oder Terror herrscht, die weltweit verglichen gewaltvollsten Kindheiten zu finden sind. Die Lehren, die wir Deutschen aus unserer Nazi-Geschichte ziehen sollten, sind: Wir müssen den Kindern in der Welt helfen, wir müssen Kinderschutzbemühungen weltweit vorantreiben, wir müssen verhindern, dass Menschen mit einem „emotionalen Loch“ heranwachsen. Aber vor dem müssen wir erst einmal die eigentlichen Ursachen von destruktiven gesellschaftlichen Entwicklungen gesamtgesellschaftlich besprechen und natürlich auch anerkennen. Das Buch von Stephan Marks ist 2014 in der 3. Auflage erschienen. Das an sich spricht für ein größeres Interesse an emotionalen Ursachen der NS-Zeit. Online habe ich allerdings nicht viele Buchbesprechungen gefunden, vor allem auch nicht in den großen Medien. Dies zeigt wiederum, dass es leider noch etwas Zeit brauchen wird, bis die Botschaft des Buches und erst Recht die Botschaften der Psychohistorie breitflächig ankommen.
Dienstag, 4. Oktober 2016
INDEX
Inhaltsverzeichnis des Blogs
(nur wesentliche Beiträge)
Kontakt und Austausch
- Kontakt / Über mich und diesen Blog
- https://twitter.com/SvenFuchs15 (viele Infos + wichtige Nachrichten teile ich ergänzend zum Blog seit Anfang 2020 auch auf Twitter!)
Grundlagentexte
- Mein Arbeitspapier (2012): Als Kind geliebte Menschen fangen keine Kriege an: Plädoyer für einen offenen Blick auf die Kindheitsursprünge von Kriegen (extern)
(Etwas aktualisiert ist der Text auch unter dem Titel "Als Kind geliebte Menschen fangen keine Kriege an" im Jahrbuch für psychohistorische Forschung Band 17 im Jahr 2016 erschienen) - Mein Buch (Februar 2019): Die Kindheit ist politisch! Kriege, Terror, Extremismus, Diktaturen und Gewalt als Folge destruktiver Kindheitserfahrungen (extern)
- Kindheitsursprünge von politischer Gewalt und Extremismus (2023, Ausgewählte Beiträge des 26. Deutschen Präventionstages)
- The Childhood Origins of (Political) Violence and Extremism (FACTSHEET, 12.10.2021)
- Childhood is Political! (04.12.2022)
- (Destruktive) Kindheitserfahrungen im Kontext von Krieg (27.10.2008; Mein "Grundlagentext", deutlich veraltet und formal auch nicht perfekt, aber letztlich war der Text und die Arbeit daran die "Geburtsstunde" für diesen Blog)
- Francisco Franco. Geliebte Kinder werden zu Diktatoren (27.03.2010; Eine Einleitung zum Nachdenken)
- Das Schweigen und die Kritik: Banale Erkenntnisse und Gedankenspiele für ein komplexeres Verständnis der Ursachen von Gewalt (23.02.2017)
- Verklärt, beschönigt, verdrängt: Kindheiten von Gewalttätern und Extremisten. Eine Mahnung an die Forschung (25.06.2020)
- Kindheitsursprünge von Rechtsextremismus: DIE gesammelten Studien.
- Kindheit und islamistischer Extremismus/Terrorismus - eine Übersicht
- Das Geheimnis, das niemand wissen will (von Jens Söring)
Ausgewählte Beiträge
- Diagramme der menschlichen Destruktivität (16.08.2013)
- Islamistischer Terror und Gewalt. Die notwendige Modernisierung der muslimischen Familie. (07.02.2016)
- Die Kinder der NS-Täter und die Kindheit der NS-Täter (25.04.2014)
- Krieg als kurzfristige Transformation der Gewalt, die eh schon da ist? (11.11.2014)
- Die Welt von Morgen. Was sind die Folgen von Gewaltlosigkeit und Liebe gegenüber Kindern? (10.06.2014)
- Geboren 2012 = weitgehend gewaltfreies Aufwachsen, zumindest in Deutschland (05.03.2012)
- Warum Männer gewalttätiger sind als Frauen (14.06.2013)
- Kindesmisshandlung: Mütter als Täterinnen (11.06.2012)
- Gewalt durch Mütter/Stiefmütter gegen junge Frauen/Jugendliche in der Welt (09.11.2020)
- "Eine lieblose Kindheit haben viele erlebt und werden trotzdem nicht zu Mördern." (19.07.2013)
- „Andere Leute haben auch eine schwierige Kindheit gehabt!“: Wechselwirkung zwischen belastenden Kindheitserfahrungen und Genen (15.05.2019)
- Von der Notwendigkeit der emotionalen Abrüstung (21.04.2012)
- Elterliche Gewalt als Gradmesser für den seelischen Entwicklungsstand einer Gesellschaft (13.04.2012)
- Die Folgen der Gewalt. Oder: Die Kindheit ist politisch! (25.06.2011)
- Kritik und Abwehr (23.11.2011)
- Das Schweigen und die Kritik: Banale Erkenntnisse und Gedankenspiele für ein komplexeres Verständnis der Ursachen von Gewalt (13.02.2017)
- Vom Porno-Star über Milgram zu Hitler (10.04.2011)
- Basiswissen für die Kriminologie direkt aus dem Gefängnis: Das Kindheitsleid der Täter (09.01.2016)
- Sabine Rückert - ZEIT für eine grundsätzliche Kritik (30.11.2011)
- Offener Brief an UNICEF-Deutschland (30.11.2015)
- Wenn es um Gewaltursachen geht, frag (k)einen Experten...!? (24.10.2016)
- Kindheit und Prostitution. Eine "Branche", die auf verschüttete Emotionen und Selbsthass aufbaut (13.12.2013)
- Was hat Kindesmisshandlung mit Umweltzerstörung zu tun? (09.08.2012)
- Was die Krise der etablierten Parteien und "Fridays for Future" mit veränderten Kindheiten und Erziehungsstilen zu tun hat (21.06.2019)
- "Generation Greta" und was Kindheit damit zu tun haben könnte (03.11.2021)
- "Sogwirkungen" von Missachtung- und Gewalterfahrungen im Elternhaus (09.10.2020)
- Häusliche Gewalt gegen Frauen - Ein Blick auf die Zahlen und die Details (04.12.2018)
- Medusas Söhne. Oder: Wie Mann zum Maskulisten wird (24.06.2010)
- Extremsport und Kindheit (26.10.2016)
- Wie prägt Kindheit den Polizeiberuf? (06.07.2020)
- Pink-Panther, Terror und Gewalt: das ängstliche Kind im Täter (09.02.2022)
- "Ganz viele geprügelte Kinder sind nicht Nazis geworden, sondern Helfer" - Kriminologe Dirk Baier über mein Buch und meine Anmerkungen dazu (05.01.2024)
Ausmaß der Gewalt gegen Kinder / Länderreports
- Das weltweite Ausmaß der Gewalt gegen Kinder. Ein Kommentar und eine Übersicht (22.10.2022)
- Weltweit größte Studie zum Ausmaß der Gewalt gegen Kinder: Vor aller Augen erleidet die Mehrheit aller Kinder Gewalt. (10.11.2014)
- Studie: Zahlen über Kindesmisshandlung in 28 Ländern (09.07.2015)
- Kindheit in Afghanistan und der nie enden wollende Krieg und Terror (20.08.2021)
- Ägypten. Die Ursachen der gescheiterten Revolution liegen im Verborgenen (31.01.2013)
- Das Fundament des Bürgerkrieges in Syrien (24.07.2012)
- Gewalt gegen Kinder in Guatemala und El Salvador (14.04.2012)
- Gewalt gegen Kinder und bewaffneter Konflikt in Kolumbien (01.07.2019)
- Kindheit in Russland (03.04.2014)
- Kindheit in Russland - Teil 2 (26.11.2022)
- Kindheit in den USA (06.11.2010)
- Kindererziehung und Politik in Frankreich (26.06.2013)
- Kindheit und Gewalt in Liberia (29.06.2013)
- Studie: Gewalt gegen Kinder in Burkina Faso, Nigeria, Kamerun, Kongo und Senegal (15.03.2012)
- Gewalt gegen Kinder in Kenia, Uganda und Äthiopien (05.11.2011)
- Gewalt gegen Kinder in Tansania (02.11.2011)
- Kindheit und Terror in Ruanda (10.11.2014)
- Kindererziehung in Namibia - Ein Erfahrungsbericht (21.02.2012)
- Gewalt gegen Kinder in Afrika (eine Übersicht) (01.11.2011)
- Gewalt gegen Kinder in Israel und Palästina. Ein Zusammenhang zur irrationalen politischen Gewalt? (18.07.2014)
- Kindheit in Gaza und der nie enden wollende Krieg und Terror (05.11.2023)
- Gewalt gegen Kinder in Indien (17.03.2012)
- Kambodscha: Massenmord, Kindheit und Mütter aus einem anderen Leben (18.11.2011)
- Ursachen der Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik und wie man daran vorbeisehen kann (10.04.2014)
- Belarus. Was sagen uns Daten zum Ausmaß der Gewalt gegen Kinder über die aktuelle politische Situation und zukünftige Entwicklungen? (18.08.2020)
- "Babydiktator" Kim Jong-un, Kindheit in Korea und Kriegsrhetorik (12.04.2013)
- China und die Ein-Kind-Politik. Eine traumatisierte Gesellschaft? (16.04.2020)
- Gewalt gegen Kinder in Kanada (und Unterschiede im Vergleich zu den USA) (05.11.2020)
- Gewalt gegen Kinder in Deutschland in Zahlen. 1910 bis heute (aktualisiert am 18.09.2015)
- KFN Studie über Gewalt gegen Kinder in Deutschland: Auf dem Weg zur gewaltfreien Gesellschaft (14.04.2015)
- Wie häufig und in welchen Schweregraden erleben Kinder in Deutschland körperliche Elterngewalt? (28.05.2015)
- Deutschland: Kurzfristige Zunahme von Gewalt gegen Kinder und deren Ursachen (25.05.2019)
Destruktive Kindheit von...
Politische Führer:
- Kindheit von Adolf Hitler + Hitlers Kindheit im Schatten des Todes und Gedanken zum "Traumagesamtpaket" + Wurde die Mutter von Adolf Hitler von ihrem Mann misshandelt?
- Kindheit von Mao Zedong
- Kindheit von Pol Pot (24.01.2024)
- Kindheit von Xi Jinping (04.11.2022)
- Kindheit von Kim Il-sung (24.06.2022)
- Kindheit von Iwan III. Wassiljewitsch, "der Große" (Russland; 1440-1505) (16.06.2022)
- Kindheit von Iwan IV., genannt "der Schreckliche"
- Kindheit von Peter I., der Große (Russland, 1672 - 1725) (28.04.2022)
- Kindheit von Elisabeth I. (Russland, 1709-1761) (03.05.2022)
- Kindheit von Zar Peter III. (Russland, 1728-1762) (17.04.2022)
- Kindheit von Katharina II., die Große (Russland, 1729-1796) (29.04.2022)
- Kindheit von Zar Paul I. (Russland) (08.04.2022)
- Kindheit von Zar Nikolaus I. (1796-1855; Russland) (11.04.2022)
- Kindheit von Alexander II. (Russland, 1818 - 1881) (06.07.2022)
- Kindheit von Zar Nikolaus II. (Russland, 1868 - 1918) (20.05.2022)
- Kindheit von Leo Trotzki (14.10.2022)
- Kindheit von Lenin
- Kindheit von Stalin
- Die Kindheit von Wladimir Putin (12.05.2022)
- The Childhood of Vladimir Putin (19.05.2022)
- Kindheit von Kaiser Wilhelm II.
- Kindheit von Wilhelm II, Ludwig XIII., Friedrich II., Napoleon Bonaparte, Benito Mussolini, Francisco Franco, Nicolae Ceauşescu, Mao Zedong, Nero, Slobodan Milosevic, Saddam Hussein, Ronald Reagan, George H. W. Bush und George W. Bush (Im "Grundlagentext")
- Kindheiten von Tito, Augusto Pinochet, Jean-Bédel Bokassa und Hassan II. (extern im Buch)
- Kindheit von Recep Tayyip Erdoğan
- Kindheit von Mustafa Kemal Atatürk (30.09.2020)
- Das Buch "Tyrannen" und die Kindheit des Sultans Ibrahim (1615-1648) (31.12.2022)
- Kindheit von John F. Kennedy
- Kindheit von Ronald Reagan
- Kindheit von Richard Nixon (27.05.2020)
- Kindheit von Jimmy Carter (07.06.2022)
- Kindheit von Bill Clinton und Bill Clinton: Kindheit und Kriegsführungspersönlichkeit
- Kindheit von Donald Trump + "Too Much and Never Enough": Die Kindheit von Donald Trump
- Kindheit von Tony Blair
- Kindheit von Boris Johnson und die Irrationalitäten des Brexit-Lagers
- Kindheit von Viktor Orbán (26.07.2021)
- Kindheit von Javier Milei (15.01.2024)
- Kindheit von Jassir Arafat
- Kindheit von Ruhollah Khomeini (23.09.2022)
- Kindheit von Fidel Castro
- Kindheit von Manuel Noriega
- Kindheit von Francisco Franco
- Kindheit von Robert Mugabe (04.12.2020)
- Kindheit von dem Diktator Suharto (Indonesien) (06.01.2021)
- Kindheit von Alexander Lukaschenko (06.01.2021)
- Kindheit des japanischen Kaisers Hirohito (05.08.2021)
- Kindheit von Maximilien de Robespierre (02.05.2022)
- Kindheit von Richard III. (England, 1452-1485) (21.11.2023)
NS-Täter/Akteure:
- Kindheit von Adolf Hitler + Hitlers Kindheit im Schatten des Todes und Gedanken zum "Traumagesamtpaket" + Wurde die Mutter von Adolf Hitler von ihrem Mann misshandelt?
- Die Kindheit von Eva Braun (23.08.2022)
- Kindheit von Rudolf Heß
- Kindheit von Hermann Göring
- Adolf Eichmann - Eine ganz "normale" deutsche Kindheit
- Die Kindheit des NS-Generaloberst Alfred Jodl
- Die Kindheit von Ernst Kaltenbrunner
- Die Kindheit von Wilhelm Keitel
- Die Kindheit von Werner Best
- Die Kindheit von Odilo Globocnik
- Kindheit von Robert Ley (u.a. Reichsorganisationsleiter der NSDAP)
- Kindheit von Hitlers Chefideologen Alfred Rosenberg
- Kindheit von Heinrich Müller (Chef der Gestapo in der NS-Zeit)
- Kinheiten von Rudolf Heß, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler, Hermann Göring, Martin Bormann, Albert Speer, Julius Streicher, Karl Dönitz, Joachim von Ribbentrop, Hans Frank, Rudolf Höß, Josef Mengele, Adolf Eichmann, Alfred Filbert, Amon Göth und Reinhard Heydrich (extern im Buch)
- Kindheit von Friedrich Paulus (18.11.2021)
- Kindheit des NS-Täters Franz Murer (12.03.2023)
- "Hitlers Mann im Vatikan": Kindheit von Bischof Alois Hudal (12.03.2023)
- "Die SS: Elite unter dem Totenkopf. 30 Lebensläufe" / Anmerkungen über Kindheitshintergründe
- Hitlers Heerführer - Lebenswege von 25 NS-Akteuren und Details über Kindheit und mögliche Traumaerfahrungen (17.12.2021)
- Kindheiten von KZ-Kommandanten (11.07.2022)
- "Warum ich Nazi wurde“: Biogramme früher Nationalsozialisten (26.02.2023)
Terroristen und Extremisten:
- Kindheiten von RAF-Terroristen
- Kindheiten von Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Inge Viett, Horst Mahler, Peter-Jürgen Boock, Lutz Taufer und Astrid Proll (extern im Buch)
- RAF-Terror und Kindheit am Beispiel von Inge Viett
- Terror von Links - Kindheit von Peter-Jürgen Boock
- Terror von Links - Kindheit von Stefan Wisniewski
- Terror von Links- Kindheit von Susanne Albrecht
- Terror von Links - Kindheit von Silke Maier-Witt
- Terror von Links - Kindheit von Holger Meins
- Terror von Links - Kindheit von Henning und Wolfgang Beer
- Terror von Links - Kindheit von Till Meyer
- Terror von Links - Kindheit von Wolfgang Grams
- Terror von Links - Kindheit von Hans-Joachim Klein
- Terror von Links - Kindheit von Margrit Schiller
- Terror von Link - Die Kindheit von Birgit Hogefeld (27.08.2021)
- Terror von Links - Kindheit und Jugend von Michael "Bommi" Baumann
- Terror von Links - "Case history of a German terrorist" (wahrscheinlich Christof Wackernagel)
- Linksextremismus: Die Kindheit von Katharina de Fries
- Anschlag auf Charlie Hebdo. Die Kindheit der Täter + Ein reiner Albtraum: Die Kindheiten der Brüder Chérif und Saïd Kouachi. Neue Infos
- Islamistischer Terror: Die Kindheit der Brüder Merah (12.02.2023)
- Kindheit des Top-Terroristen Khalid Scheich Mohammed (18.01.2021)
- Omar Mateen - Erste Spuren zu einer destruktiven Kindheit
- Kindheit von Kerim Marc B. Nur ein Einzelfall?
- Islamistische Radikalisierung: Kindheit von Oliver N.
- Kindheiten und Lebenswege von zwei Dschihadisten
- Islamistischer Terror - Die Kindheit von Arid Uka (03.12.2020)
- Kindheit von Omar Bin Laden (als Indiz für die Kindheit von Osama Bin Laden; über die Kindheit von Osama siehe ergänzend und ausführlicher auch mein Buch)
- Islamistischer Terrorismus: Kindheit von Denis Cuspert (02.08.2021)
- Islamismus: Kindheit von Sven Lau (02.08.2021)
- Kindheit von Zacarias Moussaoui (21.04.2022)
- Linksextremist, Rechtsextremist, Söldner und Mörder. Die Kindheit von Thomas Adolf (01.12.2021)
- Kindheit von Anders Breivik und Attentäter Breivik: Natural born Killer?
- Kindheit des Rechtsterroristen und Massenmörders Brenton Tarrant (11.12.2020)
- Kindheit von Eric Rudolph (Bombenanschlag bei den Olympischen Spielen 1996) (19.03.2021)
- Beate Zschäpe. "Wenn sie ein Mensch ist, wird sie das nicht ertragen."
- Kindheit von Uwe Böhnhardt (25.05.2020)
- Attentat auf Henriette Reker. Die Kindheit des Täters.
- Brandanschlag von Solingen. Die Kindheit von Christian R.
- Mord an Walter Lübcke. Kindheit und Lebensweg von Stephan Ernst
- Anschlag in Hanau: Der Fall Tobias Rathjen
- Ein Neonazi steigt aus: Kindheit und Lebensweg von Kent Lindahl (22.06.2020)
- Kindheit des ehemaligen Neonazis Christian E. Weißgerber (25.01.2021)
- Kindheit des Ex-Nazis Achim Schmid (08.02.2021)
- Rechtsextremismus. Kindheit von Ingo Hasselbach (29.03.2021)
- Nazi-Familien: "Wir waren keine glückliche Familie" - Kindheit von Heidi Benneckenstein (09.09.2019)
- Kindheit des ehemaligen Neonazis Timo F. (Misshandlungsfamilien erinnern stark im Kleinen an das NS-Regime im Großen) (20.09.2021)
- Kindheit und Jugend des Nazi-Anführers Michael Kühnen (24.09.2020)
- "Familienkrieg" - Kindheit und Familie des Neonazis Simon (29.10.2020)
- Kindheit und Jugend des Neonazis und Söldners Wolfgang Niederreiter (19.11.2021)
- Kindheit des Ex-Nazis Stefan Jahnel (22.11.2021)
- "Vom Saulus zum Paulus": Kindheit des Ex-Skinheads Johannes Kneifel (23.11.2021)
- Kindheit von Timothy McVeigh (03.06.2020)
- Die Kindheit des Massenmörders und Rechtsextremisten Dylan Roof (23.07.2021)
- Kindheit des Ex-Nazis Matthew Collins (11.01.2022)
- Die angeblich harmonische Kindheit des Ex-Neonazis Nick W. Greger und meine Anmerkungen dazu (09.12.2021) + Mein Interview mit Nick Greger (16.12.2021)
- Kindheit des ehemaligen Skinheads und Rassisten Arno Michaelis (14.12.2021)
- Kindheit des ehemaligen Neonazis und Terroristen Odfried Hepp (10.11.2021)
- Kindheit des ehemaligen Nazis und Rechtsterroristen Stefan Michael Bar (29.11.2021)
Gewalttäter & Diverse:
- Die grausame Kindheit von grausamen Mördern
- Das Schwarze da unten (von Jens Söring)
- Kindheit von Gewalt- und Straftätern (diverse Studien)
- Gewalt und (Kindheits-)Biografie. Eine Studie mit 100 Befragten (10.07.2020)
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Geschichte der Kindheit
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- Historische Kindererziehungspraktiken und Persönlichkeiten
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Stammesgesellschaften
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Buchbesprechungen und Studien
- James Gilligan: Gewalt. (und die tieferen Ursachen)
- Jonathan H. Pincus: Was Menschen zu Mördern macht
- "Listening to Killers" von James Garbarino
- Stephan Harbort: Das Serien-Mörder-Prinzip.
- Eine Kritik an Volker Ullrichs Biografie über Adolf Hitler
- Erich Fromms: Anatomie der menschlichen Destruktivität
- Aage Borchgrevink: "A Norwegian Tragedy". Ein Lehrstück über die tieferen Ursachen von Terror. (Fall: Anders Breivik)
- Studie aus der Kriminalpsychologie: Vom Opfer zum Täter.
- Rezension. Joachim Bauer: Schmerzgrenze. Vom Urspung alltäglicher und globaler Gewalt
- Erziehung und Autoritäre Persönlichkeit. Gespräche mit der Deutschen Jugend Anfang der 50er Jahre
- Walter Hävenick: "Schläge" als Strafe. (Ein Stück deutsche Kindheitsgeschichte)
- Johann Benos: 20 europäische Diktatoren im Vergleich
- Steven Pinker: "Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit" und die alte Blindheit
- "Handbuch Kriegstheorien". Ein Kommentar
- Kindheit, Trauma und die Stasi
- Wandel der Kindererziehung: Das selbstständige Kind
- Necla Kelek:"Die verlorenen Söhne. Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes."
- Martin Miller: Das wahre "Drama des begabten Kindes". Eine kritische Besprechung
- Berühmte Leute und ihre schrecklichen Eltern
- Herbert Renz-Polster: "Erziehung prägt Gesinnung"
- Kritische Rezension des Buches "Kindheit 6.7" von Michael Hüter (13.05.2020)
- Doku "Das radikal Böse"
- Traumafolgekostenstudie: Was kostet (schwere) Kindesmisshandlung im Jahr? Antwort: 11 Milliarden Euro, mindestens!
Sonstiges
- Die emotionale Beschneidung der britischen Eliten in Internaten
- DER SPIEGEL über die Kindheit von Friedrich II. und wiederum auch nicht....
- Parallelen zwischen Folter und Kindesmisshandlung
- Ursachen des Zorns junger Männer
- Internationale Statistiken des Gewaltrückgangs
- Die Menschheit wird immer friedlicher!
- Gewalt gegen Kinder nimmt zu - zumindest laut den Medien
- Studie: Den meisten Kindern in Deutschland geht es wirklich gut
- Kindergesundheitsstudie: Die meisten Kinder fühlen sich glücklich
- Wie schneiden Deutschland und die USA in internationalen Rankings ab, wenn es um Kinder geht? (23.07.2021)
- Tabubruch: Kritik an muslimischen Frauen/Müttern
- Fall Tugce. Die Mutter von Sanel M.
- Terror, Aufstand der Gedemütigten und die Sehnsucht nach dem eigenen Tod
- Dany Levys: "Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler
- Zwei alte Männer und die Revolution
- Neue Öffentlichkeit für das Thema Sexismus und Gewalt gegen Frauen als Zeichen für Fortschritt
- „Arabien ist die traurigste Region der Welt“ und die tieferen Ursachen dafür
- Holocaust. "Wann sprechen wir endlich über die Täter?": Offener Brief an Filipp Piatov
- Steht der Glaube an Verschwörungstheorien in einem Zusammenhang zu (destruktiven) Kindheitserfahrungen? (20.05.2020)
- Wie Peter Lustig mit "Löwenzahn" Kinder und vor allem Jungs geprägt hat (25.08.2020)
- Fehlende Öffentlichkeit: "Kindesmisshandlung betrifft uns alle" versus "all das hat doch keine Folgen" (21.10.2021)
- Trauma-Täter und der Gehirntumor meines Nazi-Großvaters (14.01.2022)
- Historiker Simon Sebag Montefiore über die Mütter von Hitler, Stalin und Trump. Eine kritische Anmerkung. (31.12.2023)
Donnerstag, 3. Mai 2012
Johann Benos: 20 europäische Diktatoren im Vergleich
Der apl. Professor für Psychiatrie Dr.med. Johann Benos hat 2011 ein auf den ersten Blick vielversprechendes Buch unter dem Titel: „20 europäische Diktatoren. Psychologische Hintergrunds- und Persönlichkeitsstudien“ veröffentlicht. (im AT Edition Verlag, Berlin erschienen) Die untersuchten Diktatoren sind: Antonescu, Atatürk, Dollfuß, Franco, Hitler, Horthy, Kun, Metaxas, Mussolini, Päts, Pavelić, Pilsudski, Primo de Rivera, Salazar de Oliveira, Smetona, Stalin, Szálasi, Tiso, Ulmanis und Zogu.
Der Autor hat in seinem Buch Diktatoren untersucht,
die alle zur ungefähr gleichen Zeit – erste Hälfte des 20.Jahrunderts - ihr
Unwesen in Europa trieben. „Auffallend war beim Lesen der Biographien der
Diktatoren die Feststellung, dass sie große Ähnlichkeit aufwiesen, was mich
dazu veranlasste, diese Untersuchung durchzuführen.“ (S. 10) Entsprechend war
der Autor bemüht, die Gemeinsamkeiten der Akteure herauszustellen. Jeder
Diktator wurde mit der gleichen Schablone untersucht: Herkunft;
Kurzbiographie; Verhältnis zu Eltern, Verwandten, Frauen; Psychische
Störungen; Psychische Vorbelastungen in der Familie; Ideologie, Brutalität usw. In der zweiten Hälfte des Buches wurden
die Ergebnisse miteinander verglichen. Kurzum: Auf den ersten Blick ist dieses
Buch so angelegt, wie ich es mir nur wünschen könnte.
Das für mich wichtigste Vergleichsergebnis: „Alle
Diktatoren des untersuchten Zeitraumes hatten, sofern es aussagekräftige
Biographien hierzu gab, zu ihrem Vater ein schlechtes oder „gleichgültiges“
Verhältnis. (…) für die Diktatoren existierte der Vater nicht oder sie lehnten ihn ab, weshalb
er auch niemals ein Vorbild für sie sein konnte. (…) Die Diktatoren waren in
der absurden Situation, ihren Vater zu leugnen. Es scheint, dass das Verhältnis
zum Vater bzw. seine Ablehnung der wichtigste Parameter im Leben der Diktatoren
war. “ (S.225+226) Ein für mich ein nicht wenig überraschendes Ergebnis, aber
wie schön, dass dies einmal derart systematisch festgestellt wird.
(Auch andere Vergleichsergebnisse sind interessant,
z.B. dass alle Diktatoren aus dem geographischen und politischen Abseits des
jeweiligen Landes, das sie später regierten, stammten und keiner in einer
Großstadt geboren wurde oder dort als Kind/Jugendlicher gelebt hatte. Ich gehe
in diesem Beitrag allerdings nur auf die psychohistorisch relevanten Ergebnisse
ein bzw. auf das, was in dieser Studie fehlte. )
An dieser Stelle endet meine positive Kritik über
das Buch. Benos ergänzt nämlich bzgl. der Väter, dass nicht die Brutalität oder
Dominanz (dominante Väter sind laut seinen Recherchen in der Minderheit) der
Väter der gemeinsame Nenne wäre, sondern die Ablehnung des Vaters. Bzgl.
Francisco Franco, Hitler, Stalin und Mussolini habe ich hier im Blog ja
bekanntlich Daten aus der Kindheit gesammelt. Benos lag offensichtlich keine Quelle vor, die die
körperliche Gewalt des Vaters gegen Francisco Franco belegte, er beschreibt den
Vater rein als „streng, autoritär und emotionslos“. Die körperliche Gewalt, die
Hitlers Vater ausübte, ist ja weitgehend bekannt und insofern auch von Benos
erwähnt worden. Die väterliche Gewalt gegen Mussolini weist Benos auch nach.
Bzgl. Stalins Vater schreibt Benos: „Er entlud seinen Frust in tätlichen
Aggressionen gegen Frau und Kind.“ (S.165) Das finde ich doch sehr knapp,
gerade auch vor dem Hintergrund, dass Benos laut Literaturverzeichnis Neumayrs
“Diktatoren im Spiegel der Medizin“ gelesen hat, .in dem es heißt, dass Stalins
Vater es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, dem kleinen Jossif seinen Eigensinn
durch tägliche Prügel, jeweils vor dem Schlafengehen verabreicht, auszutreiben.
Tägliche Misshandlungen sollten doch eine gesonderte Erwähnung wert sein, weil
dies eine ganz andere Dimension ist, als allgemein von „tätlichen Aggressionen“
zu schreiben.
Ergänzend möchte ich behaupten, dass viele der von Benos untersuchten Diktatoren nicht derart von einem auch über die nationalen Grenzen hinaus reichenden Interesse für Historiker, Psychologen und Sozialwissenschaftler waren und sind. Ganz im Gegenteil werden einige sogar noch immer von der eigenen Nation verehrt, wie z.B. Atatürk. Ich denke, dass die Datenlage bzgl. möglicher direkter innerfamiliärer Gewaltanwendung – neben der von ihm nachgewiesenen väterlichen Ablehnung - entsprechend dürftig ist.
Großes Kopfschüttel löste bei mir aber viel mehr
noch das Vergleichsergebnis bzgl. der Mütter aus. Benos schreibt
zusammenfassend nach seiner Besprechung der Väter: „Das Verhältnis zur Mutter
jedoch war bei allen immer sehr gut.“ (S. 226) Dabei muss man folgende Wörter
nochmal wiederholen: „immer“ und „sehr gut“! Benos lässt in seinem Buch keinen
Zweifel aufkommen: Die Mütter der Diktatoren liebten ihre Kinder innig! Seine Schilderungen
über Stalins Mutter gleicht denen über die Mütter der anderen Diktatoren: Die
Mutter Stalins „(…) war eine einfache ungebildete, aber sehr fromme und
liebevolle Frau.“ Sie war „(…) sehr um ihren Sohn besorgt und liebte ihn sehr.“
(S. 165) Er ergänzt, dass sie für ihren Sohn einen Weg als Priester vorgesehen
hatte und Stalin ihr diesen Wunsch zunächst auch erfüllte.
Man lese nun meine Rechercheergebnisse bzgl. Stalins
Mutter hier. Auch sie misshandelte nachweisbar ihren Sohn (was ich in gleich
drei Quellen fand!), schützte ihn nicht vor den Schlägen des Vaters und zwang
ihn in eine Ausbildung als Priester, während
der er weitere schwere Demütigungen und Verletzungen erlitt. Stalin nahm später
nicht einmal an ihrer Beerdigung teil.
Dass Francisco Franco von seiner Mutter als Trostpflaster missbraucht wurde und dies auf Kosten seiner emotionalen Entwicklung ging, habe ich ebenso im Grundlagentext beschrieben. Bei Benos ließt sich das so: „Sie liebte ihren Sohn abgöttisch und bemutterte ihn am meisten von allen Kindern, weil sie glaubte, er leide ganz besonders unter der familiären Situation. Sie spornte ihn auch an, etwas Besseres zu werden als sein Vater. Francisco Franco liebte seine Mutter und besuchte sie, so oft er konnte.“ (S. 35) Dabei stecken bereits in den Schilderungen von Benos deutlich Anzeichen für ein „Zuviel“ an Mutter, für eine „Muttersöhnchenbindung“, die letztlich nichts anderes ist, als emotionaler Missbrauch. Ähnliches schreibt Benos über Hitlers Mutter: „Sie liebte ihn abgöttisch und bemutterte ihn. Auch Adolf liebte sie übermäßig (…)“ (S. 42) Hitler, der in den Augen der Medusa nach eigenen Worten die Augen seiner Mutter wiedererkannte und dessen gestörte Mutterbeziehung nachvollziehbar u.a. von Arno Gruen beschrieben wurde, erlebte ganz offensichtlich ebenfalls emotionalen Missbrauch durch die Mutter. Auch sie schützte ihren Sohn nicht vor der väterlichen Gewalt (und egal woran dies lag, hinterlässt dies bei einem Kind seine Wirkung auch in Bezug zur Mutter).
Dass Francisco Franco von seiner Mutter als Trostpflaster missbraucht wurde und dies auf Kosten seiner emotionalen Entwicklung ging, habe ich ebenso im Grundlagentext beschrieben. Bei Benos ließt sich das so: „Sie liebte ihren Sohn abgöttisch und bemutterte ihn am meisten von allen Kindern, weil sie glaubte, er leide ganz besonders unter der familiären Situation. Sie spornte ihn auch an, etwas Besseres zu werden als sein Vater. Francisco Franco liebte seine Mutter und besuchte sie, so oft er konnte.“ (S. 35) Dabei stecken bereits in den Schilderungen von Benos deutlich Anzeichen für ein „Zuviel“ an Mutter, für eine „Muttersöhnchenbindung“, die letztlich nichts anderes ist, als emotionaler Missbrauch. Ähnliches schreibt Benos über Hitlers Mutter: „Sie liebte ihn abgöttisch und bemutterte ihn. Auch Adolf liebte sie übermäßig (…)“ (S. 42) Hitler, der in den Augen der Medusa nach eigenen Worten die Augen seiner Mutter wiedererkannte und dessen gestörte Mutterbeziehung nachvollziehbar u.a. von Arno Gruen beschrieben wurde, erlebte ganz offensichtlich ebenfalls emotionalen Missbrauch durch die Mutter. Auch sie schützte ihren Sohn nicht vor der väterlichen Gewalt (und egal woran dies lag, hinterlässt dies bei einem Kind seine Wirkung auch in Bezug zur Mutter).
Merkwürdig ist, dass Benos als Psychiater seine
Ergebnisse bzgl. der angeblich liebevollen Mütter in Anbetracht eines weiteren Vergleichsergebnisses
nicht kritisch hinterfragte: „Ein normales Verhältnis zu Frauen und gewiss auch
zu der eigenen Ehefrau hatte keiner der Diktatoren (…). Die meisten von ihnen
sahen Frauen lediglich als Lustobjekt und schätzten sie nur gering. Zu einer gefühlsmäßigen
Bindung waren sie auf Grund ihrer Persönlichkeit (Narzissmus) nicht fähig (…). Ehen
und Partnerschaften entstanden nur, weil die Diktatoren eine Stütze brauchten.
(…) Trotz aller Anstriche einer frauenfreundlichen Politik blieben die Regime,
weil die Diktatoren dies nicht anders wollten, antifeministisch.“ (S. 228- 231)
Verhalten sich so Söhne, die von ihren Müttern wirklich geliebt und gut behandelt wurden? Benos wies ja auch nach, dass die Väter sowohl emotional als auch oft real abwesend waren und nicht als Vorbild zur Verfügung standen. Das bedeutet, dass die Diktatoren während der Kindheit hauptsächlich durch ihre Mütter erzogen und begleitet worden sind. Wären ihre Taten und auch ihre Einstellungen gegenüber Frauen möglich gewesen, wenn der anwesende Elternteil sie mit echter Liebe überschüttet hätte? Nach allem was ich gelesen habe und selbst als Mensch über das Menschsein fühle kann ich nur sagen: Nein, dies wäre nicht möglich gewesen!
Verhalten sich so Söhne, die von ihren Müttern wirklich geliebt und gut behandelt wurden? Benos wies ja auch nach, dass die Väter sowohl emotional als auch oft real abwesend waren und nicht als Vorbild zur Verfügung standen. Das bedeutet, dass die Diktatoren während der Kindheit hauptsächlich durch ihre Mütter erzogen und begleitet worden sind. Wären ihre Taten und auch ihre Einstellungen gegenüber Frauen möglich gewesen, wenn der anwesende Elternteil sie mit echter Liebe überschüttet hätte? Nach allem was ich gelesen habe und selbst als Mensch über das Menschsein fühle kann ich nur sagen: Nein, dies wäre nicht möglich gewesen!
Dazu kommt, dass alle Diktatoren Ende des 19.
Jahrhunderts geboren wurden, einer Zeit also, in der das Prügeln und Demütigen von
Kindern zu Hause und auch in der Schule Sitte und Norm war. Die meisten
Gewaltstudien kommen zu dem Ergebnis, dass Mütter gleich viel oder meist sogar
noch öfter als Täterinnen bzgl. körperlicher Gewalt gegenüber ihren Kindern
auftreten als die Väter. Aktuell habe ich ja z.B. die Studie von Hävernick
vorgestellt, die ein hohes Ausmaß an Gewalt gegen Kinder in Deutschland für die
Jahre 1910 bis Anfang der 60er Jahre festgestellt hat. Mütter waren in über 60
% der Fälle die Täterinnen.
Benos hat nun ganze 20 Diktatoren analysiert und meint, dass keine einzige Mutter eine Täterin an ihrem Kind war, sondern alle liebevoll mit ihren Söhnen umgingen!? Die Wahrscheinlichkeit, dass dies stimmt, tendiert bereits gegen Null, wenn man sich alleine nur mit sozialwissenschaftlichen Gewaltstudien und der historischen Kindererziehung befasst. Benos hängt ganz offensichtlichem einem tief in unserer Gesellschaft verwurzeltem idealisierendem Mutterbild nach, das so nicht real ist. (Über dieses Mutterbild und das Nicht-sehen-wollen weiblicher Täterschaft werde ich noch einen gesonderten Beitrag schreiben).
Benos hat nun ganze 20 Diktatoren analysiert und meint, dass keine einzige Mutter eine Täterin an ihrem Kind war, sondern alle liebevoll mit ihren Söhnen umgingen!? Die Wahrscheinlichkeit, dass dies stimmt, tendiert bereits gegen Null, wenn man sich alleine nur mit sozialwissenschaftlichen Gewaltstudien und der historischen Kindererziehung befasst. Benos hängt ganz offensichtlichem einem tief in unserer Gesellschaft verwurzeltem idealisierendem Mutterbild nach, das so nicht real ist. (Über dieses Mutterbild und das Nicht-sehen-wollen weiblicher Täterschaft werde ich noch einen gesonderten Beitrag schreiben).
Ansonsten bestätigen Benos Vergleichsergebnisse vieles
von dem, was man sich so allgemein über Diktatoren denken kann: Sie waren
kontaktarm und menschenscheu; Menschen gegenüber waren sie misstrauisch und
ängstlich; sie waren sowohl in der Politik als auch sozial Außenseiter; sie
waren gute Schauspieler und konnten gut reden; bei allen Diktatoren fand Benos
paranoide Tendenzen und wahnhafte Ideen; alle Diktatoren waren Narzissten; alle
zeigten depressive Tendenzen; alle verfügten über eine hohe rationale
Intelligenz aber: „Die Diktatoren hatten einen Defekt im emotionalen Bereich.“
(S. 256) Mit ihren eigenen Gefühlen konnten sie nur schlecht umgehen; im
Bereich der Empathie „waren sie gar emotional Schwachsinnige.“ (S. 258) Als
Folge der fehlenden Empathie waren sie auch im Bereich der zwischenmenschlichen
Beziehungen „emotionale Krüppel“ (S. 259)
Und all dies - ich wiederhole mich – trotz einer liebevollen Mutter? Ich denke, dass dieser blinde Fleck das Hauptmanko des Buches darstellt. Hätte Benos diesen Punkt richtig ausgeleuchtet und kommentiert, das Buch wäre wirklich eine hervorragende Grundanalyse über die Psyche der Diktatoren, als auch bzgl. der Gemeinsamkeiten in der Kindheit.
Und all dies - ich wiederhole mich – trotz einer liebevollen Mutter? Ich denke, dass dieser blinde Fleck das Hauptmanko des Buches darstellt. Hätte Benos diesen Punkt richtig ausgeleuchtet und kommentiert, das Buch wäre wirklich eine hervorragende Grundanalyse über die Psyche der Diktatoren, als auch bzgl. der Gemeinsamkeiten in der Kindheit.
Dabei hat Benos in der Tat einen gewichtigen
gemeinsamem Nenner gefunden. Er beschreibt die „liebevollen Mütter“, gut, das
habe ich hinreichend kritisiert. Aber er schreibt auch, dass alle Mütter ihre
Söhne verhätschelt hätten, sie bemutterten, die Söhne waren ihre Lieblinge, „außerdem
spornten sie die Mütter zu „Höherem“ an und bestärkten sie sogar in der
Ablehnung des Vaters. Diese Tatsache fiel vor allem bei den berüchtigtsten der
Diktatoren auf. Je mehr die Mutter sie verhätschelte und anspornte, desto
narzisstischer und neurotischer, aber auch brutaler wurden sie in der
Verfolgung ihrer Ziele.“ (S. 226) Da ich „Verhätscheln“ und eine „Muttersöhnchenbindung“
nicht als Liebe sehe, sondern als das genaue Gegenteil oder um es klar zu
sagen, als emotionalen Missbrauch, verwundert es nicht, dass die Schädigungen
dort am meisten auftraten, wo emotional auch am stärksten missbraucht wurde. Volker Elis Pilgram schrieb
in seinem Buch „Muttersöhne“ passend: „Der Mangel an Liebe versteckt sich am
allermeisten hinter übertriebener Fürsorge.“ und „Muttersöhne haben eine
Phantomseele. Sie sind mit Fleisch und Blut erwachsen da, aber ein seelischer
Zusammenhang fehlt ihnen.“ Der Misch aus destruktiven, abwesenden und ablehnenden
Vater, anwesender, überfürsorglicher und emotional missbrauchender Mutter, gepaart
mit wahrscheinlich (wie oben besprochen) in sicher nicht wenigen Fällen auch
körperlicher mütterlicher Gewalt (nachweisbar z.B. bei Stalin) und dem
gleichzeitigem mütterlichem Idealisieren des Sohnes, der für Großes vorgesehen
ist und all das erreichen soll, was der Mutter verwehrt bleibt, macht meiner Meinung nach den potentiellen
Diktator aus.
Benos kritisiert im Schlussteil unter der Überschrift „Diktatorenprophylaxe“
dagegen sogar die Auffassung von dem Psychoanalytiker Hans Strotzka, der auf „vernünftige“
Erziehung setzt, „mithin auf die Vermeidung der Diktatorenerzeugung durch eine
Erziehung, die Wärme und Vertrauen vermittelt und Fehlentwicklungen vorbeugt.“
(S. 266) Und er hängt an: “Eine Utopie, denn die meisten Kinder werden trotz
dieser Aufforderung der Psychologen und Pädagogen weiterhin nicht auf „vernünftige“
Weise erzogen.“ Damit ist das Thema für ihn beendet und er macht es sich hier
sehr einfach.
Kurzum, das Buch an sich bestätigt systematisch, wie
wichtig Kindheitserfahrungen bzgl. destruktiver politischer Entwicklungen waren
und sind, dabei blendet der Autor mütterliche Destruktivität komplett aus und sieht
keine Möglichkeiten, die Kindererziehung gezielt zu verbessern. Ich bin immer
wieder erstaunt darüber, dass Menschen, die auf dem psychologischen Gebiet tätig
sind, trotz aller vorliegenden Erkenntnisse an den Dingen vorbeischreiben können.
Aber, man gewöhnt sich fast schon daran... Letztlich ist das Buch trotz allem eine
nützliche Arbeitsgrundlage für mich und diesen Blog.
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